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Patriots und Offensivwaffen für Kiew: Trump vollzieht Mini-Wende gegen Putin
Die Kehrseite der Unberechenbarkeit: Wäre auf das Wort des US-Präsidenten Verlass, könnten die Ukraine und Europa jetzt aufatmen. Doch niemand weiß, wann Trump es sich wieder anders überlegt.

Stand:
Donald Trump ist stolz auf seine Unberechenbarkeit: Er habe angeblich mehr Macht über seine Verhandlungspartner, weil die nie sicher sein können, was als Nächstes kommt. Er sei nicht ausrechenbar, deshalb müssen alle sich in Acht nehmen.
Unberechenbarkeit macht stark? Hier nicht. Ob Gegner wie Putin und China, ob Verbündete: Sie warten erst mal ab, ob Trumps Verhalten dauerhaft auf eine neue Strategie hindeutet.
Christoph von Marschall, Diplomatischer Korrespondent der Chefredaktion
Derzeit erlebt die Welt eher das Gegenteil. Trump würde Wladimir Putin gerne mit der großen Wende im Ukrainekrieg drohen, um ihn zum Einlenken zu bewegen. Doch kaum jemand nimmt seine Ankündigung eines „aggressiven Bewaffnungsplans“ für bare Münze.
Höre „eine Menge Bullshit von Putin“
Da hilft es wenig, dass Trump seine Verärgerung über Putin unmissverständlich artikuliert. Er höre „eine Menge Bullshit von Putin“. Tagsüber „redet er nett, abends bombardiert er alle“ in Grund und Boden.
Kiew bekommt mehr Patriot-Luftabwehrbatterien. So viel war schon vor Trumps Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte und der viel beschworenen Rede zum neuen Umgang mit Putins Russland am Montagabend klar. Denn die Europäer sollen die Patriot-Raketen bezahlen.
Offensivwaffen mit großer Reichweite
Doch der US-Präsident möchte nun auch Offensivwaffen mit größeren Reichweiten als je zuvor liefern. Mit denen könnte die Ukraine die russischen Waffenfabriken weit hinter der Front angreifen und zerstören und selbst Moskau erreichen. Das wäre in der Tat ein bedeutsamer Kurswechsel.
Und Trump droht allen, die Putins Angriffskrieg durch Kauf von russischem Öl und Gas mitfinanzieren, mit hohen Strafzöllen. Die Sätze, die er nennt, sind allerdings niedriger als die, die der US-Kongress angekündigt hatte. Sie gelten zudem erst in 50 Tagen, nicht sofort. Das schwächt die angestrebte Abschreckung.
Nach den Erfahrungen mit Trumps Wankelmut gibt es für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und seine europäischen Unterstützer, darunter Bundeskanzler Friedrich Merz, also keinen Grund, aufzuatmen. Unter Vorgänger Joe Biden wäre darauf Verlass gewesen, dass die USA eine angekündigte Strategie durchhalten. Bei Trump kann niemand sicher sein, ob und wann er es sich wieder anders überlegt.
Unberechenbarkeit macht stark? Hier nicht. Ob Gegner wie Putin und China, ob Verbündete: Sie warten erst mal ab, ob Trumps Verhalten auch nach zwei Wochen auf eine neue Strategie hindeutet oder es bei einer mit starken Worten verbrämten Mini-Wende bleibt.
Unberechenbarkeit kann einen Präsidenten auch schwach aussehen lassen. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass Trump dies als Lehre aus seinem bisherigen Umgang mit Putin akzeptiert.
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