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Ukrainische Soldaten feuern am 8. Juni 2025 nahe der Grenzstadt Pokrowsk eine BM-21 Grad-Mehrfachrakete auf russische Truppen ab.

© REUTERS/ANATOLII STEPANOV

Putins „letzter Vorstoß“?: Russland will mit Sommeroffensive die Moral der Ukrainer brechen

Militärberichte sehen die jüngsten Angriffe Russlands lediglich als „Vorspiel zum nahenden Hauptereignis“. Im Nordosten der Ukraine plane Putin einen „symbolischer Sieg um fast jeden Preis“.

Stand:

In den letzten zwei Wochen intensivierten Russland und die Ukraine ihre gegenseitigen Angriffe. Anfang Juni flogen die ukrainischen Streitkräfte im Rahmen der Geheimoperation „Spinnennetz“ massive Drohnenattacken gegen russische Militärflughäfen bis weit ins Hinterland.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feierte den Großangriff seines Geheimdienstes SBU als „absolut brillanten Erfolg“. Vom Planungsbeginn bis zur effektiven Umsetzung habe es ein Jahr, sechs Monate und neun Tage gebraucht. Konkret wurden dabei Stützpunkte in den Regionen Iwanowo, Rjasan und Murmansk im europäischen Teil Russlands, Irkutsk in Sibirien und Amur im Fernen Osten angegriffen.  

Russland kündigte seinerseits eine prompte und scharfe Reaktion an. „Rache ist unvermeidlich“, schrieb der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, via Telegram und verwies auf den aktiven russischen Vormarsch. Am Dienstag wurde die ukrainische Zivilbevölkerung schließlich massiv von russischen Drohnen angegriffen. Selenskyj sprach von insgesamt 315 Drohnen und sieben Raketen, die auf die Hauptstadt Kiew sowie andere Teile des Landes niedergegangen seien. In Odessa wurde nach Behördenangaben eine Entbindungsstation getroffen.

Eine Bewohnerin der Frontstadt Pokrowsk am 21. Mai 2025.

© REUTERS/ANATOLII STEPANOV

Putins Sommeroffensive soll offenbar Moral der Ukrainer brechen

Glaubt man jüngsten Analysen des ukrainischen Geheimdienstes, dann bereitet Russland aktuell die entscheidende Phase des Zermürbungskrieges vor. Wie der das britische Nachrichtenmagazin „The Economist“ unter Berufung auf Militärexperten schreibt, soll Russland derzeit letzte Vorbereitungen für eine großangelegte Sommeroffensive zur Zerschlagung der Ukraine treffen. Die aktuellen Drohnenangriffe dürften demnach lediglich als „Vorspiel zum nahenden Hauptereignis“ gewertet werden.

Mit der Sommeroffensive wolle der russische Präsident Wladimir Putin einen „symbolischer Sieg um fast jeden Preis“ erringen, heißt es weiter. Das Nachrichtenmagazin verweist in diesem Zusammenhang auf Informationen von anonymen ukrainischen Quellen. Demzufolge bewerten russische Kriegsgefangenen und inhaftierte Offiziere die Sommeroffensive als „einen letzten Vorstoß“ Moskaus, um die Moral der Ukrainer zu brechen.

Wo erwarten Militärexperten Russlands Sommeroffensive?

Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes könnte sich die russische Offensive auf die Frontabschnitte nahe Kostjantyniwka und Pokrowsk konzentrieren. Die Städte in der Oblast Donezk im Südosten der Ukraine sind derzeit stark umkämpft.

Der Kommandeur der ukrainischen Eliteeinheit „Typhoon“, Mykhailo Kmetiuk, berichtet in diesem Zusammenhang von einer „nicht enden wollenden russischen Welle“ nahe der Stadt Pokrowsk. Demnach soll die russische Militärführung in diesem Gebiet Soldaten ohne Rücksicht auf Verluste in den sicheren Tod schicken. Aktuell sollen acht von zehn russischen Rekruten in jenen Frontabschnitten ums Leben kommen. Ein Ende des Stroms sei aber derzeit nicht abzusehen, so der „Typhoon“-Befehlshaber.

Auch in der Stadt Kostjantyniwka etwa 70 Kilometer südwestlich von Pokrowsk sollen sich die russischen Angriffe derzeit intensivieren. Nach ukrainischen Angaben sollen hier täglich bis zu 25 russische Lenkbomben niedergehen. Der regionale Polizeichef Dmitri Kirdayapkin, nennt die Angriffsintensivierungen in diesem Frontabschnitt morbide einen „Bogen der russischen Liebe“. Die Industriestadt im Donezbecken gilt als logistische Drehscheibe für die ukrainischen Streitkräfte im Donbass und Einfallstor zum Donbass.

Russland setzt offenbar auf Drohneneinheit „Rubikon“

Eine russische Elite-Drohnengruppe namens „Rubikon“ soll den ukrainischen Truppen zwischen Kostjantyniwka und Pokrowsk jüngst besondere Probleme bereitet haben. Den Angaben zufolge sollen die Drohnen in der Region gezielt die Hauptversorgungslinie der ukrainischen Truppen unter Beschuss nehmen.

Erste Exemplare des „Rubikon Centers für fortgeschrittene unbemannte Systeme“ wurden bereits 2024 in der Nähe von Kursk gesichtet. Die Einheit soll sogenannte „Mutterschiff“-Drohnen einsetzen, die wiederum kleinere Drohnen entsenden können. Letztere bewegen sich Militärexperten zufolge auf Frequenzen, die für ukrainische Truppen schwer zu orten seien.

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