zum Hauptinhalt
Um 11 Uhr vormittags am Donnerstag schlugen zwei S300-Flugabwehrraketen auf dem Gelände der Druckerei in Charkiw ein.

© dpa/Nicolas Cleuet

„Tot aus den Produktionshallen getragen“: Russische Rakete trifft Druckerei von deutschem „Katapult“-Magazin in Charkiw

Am Donnerstag wird eine Druckerei in Charkiw von russischen Raketen getroffen – sieben Menschen sterben. Nun steht offenbar fest: In dem Betrieb wurde das deutsche Magazin „KatapultU“ gedruckt.

Bei einem russischen Raketenangriff auf die ostukrainische Stadt Charkiw wurde am Donnerstag die Druckerei „Faktor Druk“ getroffen, in dem das Geopo­litik-Magazin „KatapultU“ gedruckt wird. Das berichtete der „Katapult“-Herausgeber Benjamin Fredrich in einem Statement, das am Donnerstag auf der Webseite des Unternehmens veröffentlicht wurde.

„Leute, die unser Geopolitkmagazin ,KatapultU’ gedruckt haben, wurden heute tot oder schwer verletzt aus ihren Produktionshallen getragen“, berichtet Fredrich weiter. Mehr Details zu dem Vorfall wolle man „in den kommenden Tagen“ bekannt geben.

Videos aus der brennenden Druckerei-Halle zeigen Löscharbeiten

In dem Statement auf der „Katapult“-Webseite wurden Youtube-Videos und Bilder verlinkt, die der Herausgeber nach eigenen Angaben „mit großer Triggerwarnung“ zur Verfügung stellt. Sie sollen „kurz nach dem Angriff vor Ort entstanden“ sein.

Auf den Aufnahmen, die sensible Inhalte enthalten, sind ukrainische Rettungskräfte zu sehen, die leblose Menschen aus einer brennenden Halle tragen. Während vor dem Gebäude im Freien verletzte Menschen versorgt werden, löschen Feuerwehrleute im Inneren des Gebäudes bei starker Rauchentwicklung schwelende Papier- und Magazinstapel.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

In einem weiteren verlinkten Video, das am Donnerstag via Telegram von dem User „Libkos Stories“ veröffentlicht wurde und den Quellenverweis „Kirill Amursky“ trägt, ist ein schwarzer Leichensack zu sehen, aus dem offenbar Geräusche eines klingelnden Handys ertönen. In dem Beschreibungstext unter dem Video heißt es: „Heute ein weiterer schrecklicher Angriff auf die Verkehrsinfrastruktur und eine Druckerei. Es gibt Verletzte und Tote. Das Video zeigt ein klingelndes Telefon, das nie abgenommen wird.“

Raketenangriff auf Charkiw: Offenbar fünf Frauen unter den Opfern

Am Donnerstag veröffentlichte das „Katapult“-Magazin auf Instagram einen Beitrag, in dem von sieben Toten berichtet wird: „Die sieben Toten, die in den Medien vermeldet werden, haben anscheinend alle in der Druckerei gearbeitet, wie wir gerade erfahren haben“, heißt es in dem Statement.

Einem auf der „Katapult“-Webseite verlinkten Telegram-Beitrag des Users „Libkos Stories“ zufolge sollen sich unter den Opfern fünf Frauen, ein Mann und eine noch nicht identifizierte Person befinden.

Den Angaben eines weiteren verlinkten Telegram-Beitrags zufolge versuche man aktuell drei der getöteten Menschen anhand einer DNA-Untersuchung zu identifizieren. Zwei weitere Personen seien bereits anhand ihrer Kleidung identifiziert worden, heißt es weiter.

Um 11 Uhr vormittags schlugen zwei russische S300-Flugabwehrraketen auf dem Gelände der Druckerei in Charkiw ein. Rettungskräfte suchten in der Halle nach Überlebenden.

© dpa/Nicolas Cleuet

Selenskyj verurteilt „extrem brutale Attacke“ auf Charkiw

Bei den russischen Luftangriffen auf Charkiw seien mehr als ein Dutzend Geschosse abgefeuert worden, erklärte unterdessen der Gouverneur Oleh Synegubow. „Die russische Armee hat mindestens 15 Schläge geführt“, teilte er mit. Der regionale Militärverwalter bestätigte ebenfalls mindestens sieben Todesopfer, 16 Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden.

Die russischen Terroristen wollen alle Aspekte des Lebens verbrennen und zerstören.

Wolodymyr Selenskyj

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich zwischenzeitlich zu den Raketenangriffen auf Charkiw. Im Onlineportal „X“ verurteilte er am Donnerstag die „extrem brutale Attacke“.

„Der gestrige Angriff Russlands auf die Region Charkiw, bei dem Menschen getötet und verletzt, eine Verlagseinrichtung zerstört und 50.000 Druckerzeugnisse verbrannten, zeigt einmal mehr, dass sich Russland im Krieg mit der Menschheit und allen Aspekten des normalen Lebens befindet“, schrieb Selenskyj am Freitag in einem weiteren X-Beitrag.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die russischen Terroristen nutzten den Mangel an ausreichender Flugabwehr der Ukraine aus, so der ukrainische Präsident. Zudem brauche es verlässliche Waffen, um die Stellungen auf russischem Gebiet nahe der ukrainischen Grenze zu treffen.

Bei einem russischen Luftangriff auf die Stadt Charkiw ist nach Angaben des ukrainischen Verlegerverbandes auch eine der größten Druckereien des Landes vollständig zerstört worden.

Börsenverein des Deutschen Buchhandels „bestürzt und entsetzt“

Während in vielen Medien weiterhin von 16 Verletzten die Rede ist, teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Freitag unter Berufung auf die Verleger mit, dass in der Factor-Druckerei am Donnerstag mehr als 20 Menschen schwer verletzt wurden. Auch der Börsenverein berichtet von sieben Todesopfern.

Der Angriff auf die Factor-Druckerei trifft die ukrainische Buchbranche ins Herz.

Peter Kraus vom Cleff, Börsenverein des Deutschen Buchhandels

In der Produktionsstätte ließen der zum selben Konzern gehörende Vivat-Verlag sowie zahlreiche andere ukrainische Verlage drucken. Derzeit wurden dort Bücher für den Direktverkauf beim Arsenal Book Festival in Kiew produziert, das am 30. Mai beginnt.

„Der Angriff auf die Factor-Druckerei trifft die ukrainische Buchbranche ins Herz. Wir sind bestürzt und entsetzt“, erklärte Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. Gezielte Angriffe auf die ukrainische Buchbranche seien ein „perfider Teil der hybriden russischen Kriegsführung“. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels unterstütze weiterhin die ukrainischen Kollegen.

„Katapult“-Herausgeber kündigt Spenden für Druckerei an

Weil die jüngsten Ereignisse rund um den Raketenangriff auf die Druckerei in Charkiw für den „Katapult“-Herausgeber nach eigenen Angaben nur „schwer zu ertragen“ seien, kündigte Fredrich in seinem Statement weitere Hilfen an.

Künftig wolle sich der Unternehmer mehr dafür einsetzen, dass die Über­lebenden „weiter­machen“ können. „Nicht um unser Magazin zu drucken, sondern um nicht aufgeben zu müssen und eine Perspektive zu haben“, schreibt Fredrich weiter.

Er selbst wolle „1000 Euro für die Druckerei“ spenden. Des Weiteren wolle er „für den Druck unserer zwei kommenden ,KatapultU’-Ausgaben freiwillig 50 Prozent mehr“ zahlen. Fredrich rief in dem Statement auch die Leserschaft seines Magazins zum Spenden auf (Link zur Webseite). „Die Druckerei-Leute sollen das Geld so einsetzen, wie sie es für richtig halten – für den Wiederaufbau oder für die Verletzten und Hinterbliebenen“, so der „Katapult“-Herausgeber. (mit Agenturen)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false