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Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen bei einer Pressekonferenz am Flughafen in Kopenhagen am 23. September 2025. 

© imago/Ritzau Scanpix/IMAGO/Emil Nicolai Helms

„Kann nicht zurückweisen, dass es Russland ist“ : Dänemarks Regierung stuft Drohnenflüge in Kopenhagen als „Anschlag“ ein

Drohnensichtungen am Flughafen in Kopenhagen haben die dänischen Behörden am Montagabend in Alarmbereitschaft versetzt. Der Polizei zufolge wurden die Objekte von „fähigen Akteuren“ gelenkt.

Stand:

Nach der Drohnensichtung am Flughafen Kopenhagen und der darauffolgenden Sperrung sprechen die dänische Regierung und Behörden von einem Angriff.

Es handle sich um den „bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur“, erklärte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau in einer Stellungnahme. „Es sagt etwas über die Zeit aus, in der wir leben, und darüber, worauf wir als Gesellschaft vorbereitet sein müssen“, so Frederiksen.

Ich kann überhaupt nicht zurückweisen, dass es Russland ist.

Mette Frederiksen, Ministerpräsidentin

Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, man gehe aber unter anderem mit Blick auf Anzahl und Größe der Drohnen sowie Zeitpunkt des Vorfalls davon aus, dass es sich vermutlich um einen „fähigen Akteur“ handeln müsse. Die Flugroboter über Kopenhagen seien demnach von einem versierten Piloten gesteuert worden, der offenbar seine Fähigkeiten demonstrieren wollte, teilten die Ermittler mit. Ein Verdächtiger sei jedoch noch nicht identifiziert worden.

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Zuletzt hatten Polen, Estland und Rumänien Verletzungen ihres Luftraums durch russische Drohnen und Flugzeuge gemeldet. Die Nato wertete die Luftraumverletzungen als gezielte Provokation, Moskau wies die Vorwürfe zurück. 

Steckt Russland hinter den Drohnenflügen?

Wer genau dieser Akteur sein könnte, wisse er nicht, sagte ein dänischer Ermittler. Inwieweit Russland möglicherweise seine Hände im Spiel hatte, konnte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor einen solchen Zusammenhang angedeutet.

Auch Ministerpräsidentin Frederiksen ließ auf konkrete Nachfrage zunächst offen, wer hinter den Drohnenflügen stecken könnte. Sie sagte: „Wir schließen natürlich keine Möglichkeit aus, wer dahintersteckt. Und es ist klar, dass dies zu den Entwicklungen passt, die wir in letzter Zeit bei anderen Drohnenangriffen, Luftraumverletzungen und Cyberangriffen auf europäische Flughäfen gesehen haben.“

Polizei am Flughafen in Kopenhagen.

© IMAGO/TT/IMAGO/Steven Knap/Ritzau Scanpix

„Wir haben Drohnen über Polen gesehen, die dort nicht hätten sein sollen. Wir haben Aktivitäten in Rumänien gesehen. Wir haben Verletzungen des estnischen Luftraums gesehen. Wir haben am Wochenende einen Hackerangriff auf europäische Flughäfen gesehen und nun Drohnen in Dänemark und auch in Oslo“, listete Frederiksen auf. Auf die Frage, ob sie Russland in Verdacht habe, sagte sie: „Ich kann jedenfalls überhaupt nicht zurückweisen, dass es Russland ist.“ 

Die Drohnen in Dänemark seien aus verschiedenen Richtungen gekommen, hätten ihre Lichter ein- und ausgeschaltet und seien nach mehreren Stunden verschwunden. Wegen der Sichtung war der Flugverkehr an dem Airport der dänischen Hauptstadt am späten Montagabend bis in die Nacht hinein für rund vier Stunden gesperrt. Am Dienstag wurde mit weiteren Beeinträchtigungen bei Abflügen und Landungen gerechnet.

Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen fähigen Akteur handelt.

Jens Jespersen, Kopenhagener Polizeichef

Wie reagiert Russland auf den Verdacht?

Der Kreml hat unterdessen den Verdacht auf eine Verwicklung Russlands in den jüngsten Drohnenvorfall zurückgewiesen. „Wenn man jedes Mal grundlose Anschuldigungen vorbringt, führt dies ehrlich gesagt dazu, dass solche Aussagen nicht mehr beachtet werden“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Wer ernsthaft und verantwortungsvoll sein wolle, dürfe nicht immer mit solchen Vorwürfen um sich werfen, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Auch Oslo meldet Drohnenflüge

Einen ähnlichen Vorfall gab es in der Nacht auch an einem weiteren wichtigen skandinavischen Flughafen, dem in Oslo-Gardermoen. Auch in diesem Fall sind die Hintergründe noch unklar. Natürlich schaue man im Zuge der dänischen Ermittlungen auch auf die Osloer Drohnensichtungen, sagte Kopenhagens Polizeichef Jespersen. Ob es einen Zusammenhang gebe, könne man aber noch nicht sagen.

Norwegens Justizministerin Astri Aas-Hansen versicherte gegenüber der norwegischen Nachrichtenagentur NTB, dass die Behörden die Berichte über Drohnenaktivitäten am Flughafen in Oslo sehr ernst nehmen. Anzeichen dafür, dass die Sichtungen in Oslo mit Vorfällen in anderen Ländern zusammenhingen, gebe es bislang jedoch nicht, so die Politikerin.

Bereits wenige Stunden zuvor hatte es in der Hauptstadt einen ähnlichen Vorfall gegeben. Wie norwegische Medien berichteten, soll am Montagabend ein älteres Ehepaar aus Singapur festgenommen worden sein, weil es eine Drohne über einem Sperrgebiet fliegen ließ. Das Objekt sei demnach über die mittelalterliche Festung Akershus geflogen, die mitunter für Regierungsveranstaltungen und militärische Zwecke genutzt wird. Allerdings gab keine unmittelbaren Hinweise darauf, dass der Vorfall mit den Ereignissen am Flughafen oder in Kopenhagen in Verbindung steht.

Nato warnt Russland vor Luftraumverletzungen

Erst am Wochenende hatte ein Cyberangriff auf einen IT-Dienstleister zu Beeinträchtigungen an mehreren europäischen Flughäfen geführt. Darunter waren die Flughäfen Berlin, Brüssel, London Heathrow und Dublin. Die Probleme hielten am Montag teilweise noch an.

Die Nato hat derweil nach Beratungen der 32 Bündnisstaaten am Dienstag Russland unter Androhung von Gewalt vor weiteren Luftraumverletzungen gewarnt. Die Nato und die Alliierten würden im Einklang mit dem Völkerrecht alle notwendigen militärischen und nicht-militärischen Mittel einsetzen, um sich zu verteidigen und Bedrohungen aus allen Richtungen abzuschrecken, heißt es in einer nach Beratungen in Brüssel veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.

Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat zudem am Dienstag mit Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen telefoniert. Die Dänen seien derzeit dabei herauszufinden, was genau passiert sei und was der Hintergrund sei, sagte Rutte. Ob es eine Verbindung zu den jüngsten Luftraumverletzungen in Polen, Estland und Rumänien durch Russland gebe, könne noch nicht gesagt werden. Klar sei aber, dass die Nato helfen werde, wo immer es möglich sei. (mira, dpa, Reuters)

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