
© Reuters/Pavel Byrkin
Russlands Machthaber reist nach China: Putin will mit Peking eine neue Weltordnung aufbauen
Der Kremlchef beginnt am Sonntag eine bisher beispiellose China-Reise. Vorab gibt er ein Interview, in dem vor allem interessant ist, worum es beiden Seiten offenbar gar nicht geht.
Stand:
Klare Ansage aus Moskau: Russlands Machthaber Wladimir Putin will bei seiner viertägigen China-Reise nach eigenen Angaben einmal mehr den Aufbau einer multipolaren Weltordnung vorantreiben. Sein Treffen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping beim Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Tianjin solle zu einer „zusätzlichen mächtigen Dynamik“ führen bei der Schaffung dieser Weltordnung.
Dies sagte Putin in einem vom Kreml veröffentlichten, schriftlich geführten Interview der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Die Worte Ukraine und der russische Angriffskrieg oder die USA kommen in dem sehr langen Interview gar nicht vor.
Putin will den US-Dollar schwächen
Putin hatte sich immer wieder dafür ausgesprochen, die Vorherrschaft der USA zu beenden. In dem Interview machte er einmal mehr deutlich, dass es ihm auch um eine Schwächung des Dollar gehe. So hätten Russland und China ihren Handel nahezu vollständig auf ihre nationalen Währungen umgestellt.
Als wesentlichen Teil einer neuen Weltordnung sieht er auch in der Stärkung des Globalen Südens mit der Gruppe der Brics-Staaten an der Spitze. Brics steht für Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika; zur Gruppe gehören aber inzwischen mehr Staaten. Geplant sind laut Kreml Gespräche Putins in China mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs, darunter aus Indien, der Türkei, dem Iran, aus Serbien und Pakistan.
Dem chinesischen Außenamt zufolge soll es der größte Gipfel seit Bestehen der SOZ werden. Insgesamt erwartet das aktuelle Vorsitz-Land China Vertreter von 20 Staaten und 10 Organisationen. Die SOZ wurde vor 24 Jahren als Organisation für den Kampf gegen Terrorismus und wirtschaftliche Zusammenarbeit gegründet. Mittlerweile gehören ihr zehn Staaten an – neben den Gründungsländern Russland, China und Kasachstan auch Indien, Pakistan, sowie seit 2023 der Iran und seit 2024 Belarus.
Putin plant mehr Handel mit China
Putin geht es in China, wie er deutlich machte, vor allem um eine Festigung der Beziehungen zu Russlands bedeutendstem Handelspartner. Für Russland ist China der wichtigste Abnehmer von Öl und Gas. Mit den Einnahmen finanziert Russland maßgeblich auch seinen Krieg gegen die Ukraine und profitiert zudem von chinesischen Gütern, die für die Produktion von Waffen bedeutsam sind.
Der Kreml spricht von einem wegen der Länge und des Umfangs an Treffen und Themen bisher beispiellosen China-Aufenthalt Putins. Kommentatoren in Moskau sehen die Reise als neuen Beweis der klaren Abkehr Russlands vom Westen und für die „grenzenlose Freundschaft“ mit China.
Moskau und Peking zeigten damit zudem, dass es den USA nicht gelinge, einen Keil zwischen die beiden Nachbarn zu treiben, hieß es. In Peking wird Putin am 3. September auch wichtigster Gast Xis bei einer Militärparade sein. (dpa)
- China
- Indien
- Iran
- Krieg in der Ukraine
- Pakistan
- Russland
- Südafrika
- Türkei
- Ukraine
- USA
- Wladimir Putin
- Xi Jinping
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: