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China hat das Abkommen zwischen den Saudis und den Iraner vermittelt.

© REUTERS/CHINA DAILY

Saudi-Arabien und Iran nähern sich an: Ein Deal mit vier Gewinnern und zwei Verlierern

Das saudische Königreich und der iranische Gottesstaat wollen ihre Rivalität beenden. Der Nahe Osten könnte sich neu aufstellen. Die USA und Israel hätten das Nachsehen.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Die Reaktion fällt recht schmallippig aus. Die USA würden das Abkommen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien begrüßen, heißt es in einer ersten Stellungnahme. Ansonsten müsse aber erst einmal abgewartet werden, wie sich der Deal auf die Region auswirke. Nach Euphorie oder gar großer Unterstützung für die von Peking vermittelte Übereinkunft klingt das nicht.

Offenbar ist Washington kalt erwischt worden. Ein Verbündeter – das saudische Königshaus – und ein Feind – die iranische Führung – gehen nach Jahren erbittert geführter Machtkämpfe aufeinander zu: Das dürfte Amerika verstören.

Die einflusslosen Staaten von Amerika

So deutlich wie selten zuvor wird der US-Regierung unter Präsident Joe Biden damit vor Augen geführt, dass sie im Nahen Osten nur noch wenig in ihrem Sinne bewirken kann. Die einflusslosen Staaten von Amerika müssen zuschauen, wie alte Bündnisse und damit Gewissheiten an den neuen Gegebenheiten zerschellen.

Der saudische Kronprinz bin Salman und US-Präsident Biden sind nicht die besten Freunde.
Der saudische Kronprinz bin Salman und US-Präsident Biden sind nicht die besten Freunde.

© AFP/ Bandar Al-Jaloud

Das ist besonders schmerzlich, weil der Systemrivale China offenkundig mehr denn je im Nahen Osten seine Position stärkt. Peking ist nicht nur ein attraktiver Geschäftspartner für die Herrscher am Golf. Sondern eine Supermacht, die weder Menschenrechte noch Meinungsfreiheit einfordert. Das kommt gut an bei den despotischen Regimen. Die USA, der große Verlierer des iranisch-saudischen Vereinbarung, bleibt kaum mehr als eine Nebenrolle.

Der iranisch-saudische Deal ist eine Niederlage für Israels Premier Netanjahu.
Der iranisch-saudische Deal ist eine Niederlage für Israels Premier Netanjahu.

© dpa/Andrew Medichini

Ähnlich ernüchternd ist das ganze für Israel. Seit Jahren investieren die Regierungen in Jerusalem einiges, allen voran Premier Benjamin Netanjahu, um Saudi-Arabien als Stütze im Kampf gegen das Hegemoniestreben Irans zu gewinnen. Das Werben war wenig erfolgreich, wie sich nun zeigt.

Schlimmer noch: Der erhoffte Mitstreiter macht gemeinsame Sache mit dem Erzfeind. Zutreffend spricht die Opposition im israelischen Parlament von einem politischen Sieg für Teheran. Was zugleich meint: eine schwere Niederlage für den jüdischen Staat, der alles daran setzt, den Iran zu isolieren. Doch das scheint nicht zu funktionieren.

Die Mullahs dagegen können frohlocken. Ihnen ist ein echter Coup gelungen. Wenn alles klappt und das Papier hält, was es verspricht, steht künftig mit Saudi-Arabien ein gleichermaßen rohstoffreicher wie einflussreicher Staat an der Seite der Islamischen Republik. Das nutzt den Machthabern bei ihrem Versuch, die westlichen Sanktionen ins Leere laufen zu lassen.

Auch die Saudis profitieren, wenn sie die Dauerfehde mit dem Iran zumindest entschärfen können. Kostspielige, das Ansehen schädigende Stellvertreterkriege zum Beispiel im leidgeplagten Jemen oder im Libanon könnten gesichtswahrend endlich ein Ende finden. Ganz abgesehen davon, dass sich die Monarchie mit China eines neuen Partners versichert und so die Abhängigkeit von den USA verringern kann.

Es könnte noch einen größeren Gewinner geben – den Nahen Osten. Schon seit Jahren wird die Krisenregion vom Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran erschüttert. Sollte diese Konfrontation tatsächlich enden, wäre das ein großer Erfolg für die Menschen in der Region. Das muss nicht gleich Frieden bedeuten, aber Ruhe. Immerhin.

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