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Der Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und der französische Präsident Emmanuel Macron.

© dpa/Ebrahim Noroozi

„Sie spielen Spielchen“: Merz und Macron misstrauen US-Verhandlern bei Ukraine-Friedensgesprächen offenbar zutiefst

Eine Mitschrift eines vertraulichen Gesprächs zwischen europäischen Spitzenpolitikern zeigt die große Skepsis gegenüber den USA. Auch Nato-Generalsekretär Rutte äußerte sich einem Medienbericht zufolge besorgt.

Stand:

Europäische Staats- und Regierungschefs misstrauen den USA in den Friedensgesprächen mit Russland und der Ukraine offenbar. Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sollen in einer vertraulichen Telefonschalte mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und anderen europäischen Politikern davor gewarnt haben, dass die USA die Ukraine und Europa hintergehen könnten. Das berichtet der „Spiegel“.

Der Bericht zitiert aus einer Mitschrift des Telefonats, die dem „Spiegel“ vorliege. Macron habe Selenskyj vor einer „großen Gefahr“ gewarnt. „Es besteht die Möglichkeit, dass die USA die Ukraine beim Thema Territorium verraten, ohne Klarheit über Sicherheitsgarantien“, sagte demnach der französische Präsident.

Auch Merz habe sich besorgt gezeigt. Selenskyj müsse „in den nächsten Tagen extrem vorsichtig“ sein. „Sie spielen Spielchen, sowohl mit euch als auch mit uns“, zitiert der „Spiegel“ den Bundeskanzler aus dem Dokument. Dabei habe er wahrscheinlich über die US-Unterhändler Steve Witkoff und Jared Kushner gesprochen.

„Wir müssen Wolodymyr beschützen“

Auch Finnlands Präsident Alexander Stubb, dem ein guter Draht zu US-Präsident Donald Trump nachgesagt wird, habe dem Dokument zufolge vor den amerikanischen Verhandlern gewarnt. „Wir dürfen die Ukraine und Wolodymyr nicht mit diesen Jungs alleinlassen“, sagte er demnach an einer Stelle des Gesprächs.

Nato-Generalsekretär Mark Rutte habe dem finnischen Präsidenten der schriftlichen Aufzeichnung zufolge zugestimmt. „Ich bin mit Alexander einer Meinung, wir müssen Wolodymyr beschützen“, zitiert der „Spiegel“.

Die Telefonschalte zwischen den Staats- und Regierungschefs fand am Montag statt. Vorangegangen waren den Beratungen der Europäer mit Selenskyj Gespräche am Wochenende zwischen dem ukrainischen Sicherheitsberater Rustem Umjerow und den Unterhändlern von US-Präsident Trump in Florida. Neben Außenminister Marco Rubio hatten daran auch Witkoff und Kushner teilgenommen.

Das Bundeskanzleramt habe die „kolportierten Gesprächsfetzen“ auf Nachfrage des „Spiegels“ nicht kommentieren wollen. Frankreich habe dementiert, dass Macron von einem drohenden Verrat durch die USA gesprochen habe. Der Präsident habe sich nicht in diesen Worten ausgedrückt, hieß es demnach aus dem Élysée-Palast. Ein Sprecher Selenskyjs habe mitgeteilt, man äußere sich nicht zu den Inhalten des vertraulichen Gesprächs. (juw)

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