
© REUTERS/Suzanne Plunkett
US-Präsident verlässt überraschend G7-Gipfel: Kriegseintritt oder letzter Diplomatie-Versuch? Trump wägt Iran-Optionen ab
Der US-Präsident ist vorzeitig vom G7-Gipfel in Kanada abgereist. Er will dem Iran noch eine letzte diplomatische Chance geben. Das US-Militär hat derweil einen Angriff auf die Atomanlage Fordow schon durchgespielt.
Stand:
Das Gipfeltreffen der G7-Staaten in Kanada wird am Dienstag ohne US-Präsident Donald Trump fortgesetzt. Trump kündigte Montagnacht (MEZ) überraschend seine vorzeitige Rückkehr nach Washington an.
Als Grund gab seine Sprecherin die „Ereignisse im Nahen Osten“ an. Die konkreten Gründe für seine Abreise nannte Trump nicht. „Sobald ich hier abreise, werden wir etwas tun“, erklärte er.
Trump machte klar, dass er seine Abreise nicht als Affront gegen die G7 verstanden wissen wolle. „Ich wäre gerne geblieben“, sagte er in Kananaskis. Es gebe aber „große Dinge“, die seine unverzügliche Rückkehr nach Washington erforderten.
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Kurz vor der Ankündigung seiner Abreise hatte Trump in einem dramatischen Post die Bewohner der iranischen Hauptstadt Teheran zur Evakuierung aufgerufen. „Jeder sollte Teheran unverzüglich verlassen“, schrieb Trump ohne Angabe von Gründen auf seiner Plattform Truth Social. Irans Hauptstadt hat mehr als zehn Millionen Einwohner.
Das verleitete zu Spekulationen, ein größerer Angriff, vielleicht auch der USA auf die iranische Hauptstadt, stehe bevor. Ein Sprecher des Weißen Hauses betonte nach Trumps Äußerungen aber, dass die US-Streitkräfte im Nahen Osten „in Verteidigungshaltung“ verblieben. Es habe sich hieran „nichts geändert“, erklärte der Sprecher.
Warum Trump den G7-Gipfel so plötzlich verließ, wurde im Lauf der Nacht zu Dienstag klarer.
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Laut einem Bericht der „New York Times“ will Trump zeitnah darüber entscheiden, ob die USA an der Seite Israels in den Krieg eintreten und das Atomprogramm des Iran zerstören. Vor allem die tief in einem Berg verborgene Urananreicherungsanlage in Fordow könnte das Ziel eines US-Angriffs werden. Nur die USA besitzen die benötigte Bombe, um die Anlage zu erreichen.
Das bedeutet umgekehrt aber auch: Beteiligen sich die USA nicht am Krieg, könnte Israels Kriegsziel, das iranische Atomprogramm zu zerstören, in weite Ferne rücken.

© Reuters/Maxar Technologies
Laut der „New York Times“ hat das US-Militär den Angriff auf Fordow bereits seit Jahren vorbereitet. Eine einzige Riesenbombe vom Typ GBU-57, die extra für diesen Zweck entwickelt wurde, würde demnach nicht reichen. Es müssten mehrere Bomben nacheinander auf dieselbe Stelle abgeworfen werden, um die tief liegenden Zentrifugen zur Urananreicherung zu erreichen. Bomben vom Typ GBU-57 können nur von amerikanischen B-2-Jets abgeworfen werden.
Trotz wiederholter Bitten vonseiten Israels wollte Trump die Bombe den Israelis nicht zur Verfügung stellen.
Trump würde im Fall eines Kriegseintrittes der USA eines seiner zentralen Wahlkampfversprechen brechen. Er hatte zugesagt, die USA aus allen Kriegen herauszuhalten. Vielleicht ist so auch seine Initiative zu erklären, dass der Iran nun offenbar doch noch eine letzte diplomatische Chance bekommen soll.
Wie das US-Nachrichtenportal „Axios“ unter Berufung auf vier mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete, soll es ein Treffen zwischen dem US-Gesandten Steve Witkoff und dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi schon in den nächsten Tagen geben. Witkoff und Araghchi sollen dann einen Waffenstillstand zwischen dem Iran und Israel sowie das Atomabkommen besprechen.
Iran zeigt sich gegenüber den USA gesprächsbereit
Die „New York Times“ berichtet, dass auch US-Vizepräsident JD Vance an der Vorbereitung der Gespräche beteiligt sein soll. Zuvor hatten die Iraner Gesprächsbereitschaft mit den USA signalisiert, falls sich diese aus dem Krieg heraushalten. Ob die Iraner sich allerdings auf Trumps Forderung einlassen, jegliche Urananreicherung für immer zu beenden, ist unklar. Trump bekräftigte am Dienstagmorgen, dass es in eventuellen Gesprächen mit dem Iran nicht um eine Waffenruhe gehe, sondern um etwas „Größeres“.
Trump hatte im Gespräch mit Teilnehmern des G7-Gipfels, die Hoffnung geäußert, dass der Iran einem Abkommen zustimmen werde. „Ich denke, dass ein Abkommen unterzeichnet werden wird. Ich denke, der Iran ist dumm, wenn er es nicht unterzeichnet“, sagte er.
Nach seiner Landung in Washington am frühen Dienstagmorgen Ortszeit bekräftigte Trump seinen Wunsch, ein wirkliches Ende im Konflikt zwischen dem Iran und Israel herbeizuführen. Ein Waffenstillstand reicht ihm dabei nach eigener Aussage nicht, „wir wollen etwas Besseres“, sagte er. Der Iran soll außerdem dauerhaft daran gehindert werden, Atomwaffen zu bauen.
Trump hatte am Wochenende mittels diplomatischer Kanäle die Staaten im Nahen Osten versichert, dass die USA nicht an der Seite Israels in den Krieg eintreten werde – vorausgesetzt, dass der Iran keine US-Basen im Nahen Osten angreift.
Der Iran hatte nach Angaben von mehreren Insidern wiederum den Oman, Katar und Saudi-Arabien um ihren Einfluss auf US-Präsident Donald Trump gebeten, damit dieser den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu einer sofortigen Waffenruhe bewegt. Im Gegenzug würde sich der Iran bei den Atomverhandlungen flexibel zeigen, so zwei iranische und drei weitere Insider.
Der iranische Außenminister Abbas Araghchi forderte derweil auf X, dass Israel seine Aggression beenden müsse. „Wenn Präsident Trump wirklich an Diplomatie und an der Beendigung dieses Krieges interessiert ist, sind die nächsten Schritte von entscheidender Bedeutung“, schrieb Araghchi.
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth zufolge strebt US-Präsident Trump immer noch ein Atomabkommen mit dem Iran an. „Natürlich“, sagte Hegseth in der Fox-News-Sendung „Jesse Watters Primetime“ auf Nachfrage. „Wir sind in der Region defensiv aufgestellt, um stark zu sein und ein Friedensabkommen anzustreben. Und wir hoffen natürlich, dass das auch geschieht.“
Ein Berater des Weißen Hauses erklärte in einer separaten Nachricht auf X, dass die USA nicht beabsichtigten, den Iran anzugreifen, sondern weiterhin eine defensive Stellung einnehmen würden. (Mit Agenturen)
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