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Die Lage in Libyen ist noch immer katastrophal.

© dpa/Muhammad J. Elalwany

Überschwemmungen in Libyen: Russische Helfer bergen fünf weitere Leichen in zerstörter Stadt Darna

Bergungsmannschaften aus Russland kämmten mehrere Kilometer lange Küstenabschnitte in Libyen durch. Überlebende protestieren derweil gegen die politischen Eliten.

Russische Rettungsteams haben in der von Überschwemmungen zerstörten Hafenstadt Darna in Libyen weitere Leichen geborgen. Wie der russische Zivilschutz bekannt gab, kämmten Bergungsmannschaften mehrere Kilometer lange Küstenabschnitte sowie betroffene Gebiete in der Stadt durch und holten innerhalb von 24 Stunden fünf Leichen aus den Trümmern. Russland beteiligt sich mit eigenen Spezialisten samt Feldlazaretten an den Such- und Bergungseinsätzen.

Während Rettungsteams in der von Überschwemmungen in Darna wegen der prekären Trinkwasserversorgung Alarm schlagen, entlädt sich unter den verzweifelten Überlebenden Wut auf die politischen Eliten.

Hunderte aufgebrachte Menschen forderten vor einer Moschee im Zentrum der verwüsteten Hafenstadt, dass die Verantwortlichen der Katastrophe zur Rechenschaft gezogen werden, wie Aufnahmen des libyschen TV-Senders Al-Masar am Montag zeigten.

Infolge des Sturms „Daniel“ waren zwei Dämme in Darna gebrochen. Den Behörden wird vorgeworfen, diese nicht ordnungsgemäß instand gehalten und somit zum Ausmaß der Katastrophe beigetragen zu haben. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

Hunderte Menschen protestieren in Libyen.

© AFP/Hussam Ahmed

Laut Augenzeugen sollen Demonstranten versucht haben, das Haus des zurzeit suspendierten Bürgermeisters Abdel-Moneim al-Gheithy in Brand zu setzen.

Durch die schweren Überschwemmungen sind die Wasserquellen in der Katastrophenregion stark mit Abwässern verunreinigt. Tausende Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr. Die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) warnte eindringlich vor einer sich „rasch ausweitenden Gesundheitskrise“, vor allem in Darna. Dutzende Kinder seien bereits wegen verschmutzten Wassers erkrankt, hieß es.

UN besorgt über Krankheitsrisiko

Auch die Vereinten Nationen zeigten sich besorgt über die Zustände im Osten des Bürgerkriegslandes. Insbesondere verunreinigtes Wasser und mangelnde sanitäre Einrichtungen erhöhten das Risiko von Krankheitsausbrüchen, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung von UNSMIL, der UN-Mission in Libyen.

Teams der Vereinten Nationen arbeiteten daran, eine „zweite verheerende Krise in der Region“ und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Die EU sagte Libyen weitere 5,2 Millionen Euro für humanitäre Hilfe zu. Auch die USA stellen weitere elf Millionen Dollar (zehn Mio Euro) bereit.

Von der Katastrophe sind auch viele Migranten betroffen. Vor den Überschwemmungen lebten Tausende von ihnen allein in Darna. Die UN-Organisation für Migration (IOM) geht davon aus, dass die Zahl der Todesopfer unter den Migranten besonders hoch sein werde, da sie in sehr niedrig gelegenen Gebieten angesiedelt gewesen seien, wie die Organisation dem britischen Sender BBC mitteilte.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bis Ende vergangener Woche rund 4000 Todesopfer identifiziert. Die IOM geht davon aus, dass sich darunter allein rund 400 Migranten befanden. Diese Zahlen dürften mit der andauernden Bergung weiterer Leichen noch steigen.

In Libyen halten sich Hunderttausende Migranten auf. Einige leben und arbeiten langfristig in dem nordafrikanischen Land, während es andere als Transitland nutzen, um nach Europa zu gelangen. Die IOM und die WHO geben die Zahl der bestätigten Todesfälle ähnlich hoch an. Die Regierung im betroffenen Osten Libyens bezifferte die Zahl der offiziell registrierten Toten mit Stand vom Montagabend auf 3338. Zehntausende von Menschen wurden durch die Katastrophe obdachlos.

Libyen ist faktisch zweigeteilt. Das Bürgerkriegsland hat im Westen eine Regierung, die international anerkannt ist. Im Osten, wo der Sturm „Daniel“ besonders großen Schaden angerichtet hat, herrscht eine andere Regierung, die international nicht anerkannt ist. Die faktische Teilung erschwert die Rettungseinsätze. (dpa)

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