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Ukraine-Invasion, Tag 1006: Russland feiert Putin in Memes und Medien für seine Drohungen
Charkiw von Angriffen getroffen. Jemeniten für Russland an der Front. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Mit einer neuen ballistischen Mittelstreckenrakete namens Oreschnik hat Russland am Donnerstag Dnipro in der Ukraine angegriffen. Eine Reaktion auf den Einsatz amerikanischer und britischer Raketen durch die Ukraine auf Ziele in Russland. Im Westen wurde der Abschuss der Rakete als Drohung verstanden und als Eskalation verurteilt. Wie aber haben die Russen und die russischen Staatsmedien reagiert? Die „New York Times“ (Quelle hier) hat diverse Reaktionen gesammelt.
Früher sei der Krieg ein Tabuthema gewesen, sagt Denis Volkov, Direktor des Lewada-Zentrums, eines der wenigen unabhängigen Meinungsforschungsinstitute des Landes, im Gespräch mit der „New York Times“. „Innerhalb der Eliten verschiebt sich der Konsens dahin, viel offener darüber zu sprechen und dass Russland dem Westen klarmachen sollte, dass es die Sache ernst meint.“
Umfragen zufolge, auf die sich Volkov bezieht, sei die Zahl derjenigen Russen, die den Einsatz von Atomwaffen akzeptiert, leicht gestiegen: und zwar auf 34 Prozent. Und er gehe davon aus, dass die Zahl noch weiter steigt. Die Unterstützung für Atomwaffen stehe im Einklang mit der Unterstützung für den Kreml, sagt Volkov.
Eine der wichtigsten Nachrichtensendungen des staatlichen Fernsehsenders Rossija 1 berichtete - wie die „New York Times“ schreibt - mit Begeisterung über die Rakete und demonstrierte ihre Fähigkeiten in einer Reihe von Grafiken. In einer davon sei ein Raketenwerfer auf einer Europakarte gezeigt worden, der Geschosse aus dem Westen Russlands nach Westeuropa schickt und „alle europäischen Hauptstädte“ erreicht. Die Moderatorin soll geprahlt haben: „Sogar London!“
Viele Sendungen hätten sich einer ausführlichen Presseschau gewidmet, in der Nachrichten aus den USA und Saudi-Arabien zitiert wurden und damit geprahlt wurde, dass der Präsident weltweit Schlagzeilen gemacht habe. Rossija 1 habe einen Bericht über Social-Media-Kennzahlen ausgestrahlt und betont, dass „Oreschnik“ weltweit im Trend liege.
Pro-Kreml-Blogger hätten Memes geteilt, die Putin als Actionhelden auf einem Filmplakat zeigen und damit auf ein Wortspiel zwischen „Oreschnik“, dem Namen der russischen Rakete, und dem Wort „oreshek“, das „Verrückter“ bedeutet und im russischen Titel des amerikanischen Films „Stirb langsam“ verwendet wird, angespielt. „Oreschnik. Premiere in Dnipro, 21. November 2024“, soll es auf einem nachgemachten Filmplakat geheißen haben.
Voenkor Kotenok, ein populärer Blogger, habe den Angriff auf Dnipro als „eine Art Feuerregen vom Himmel, der für die Ukrainer wie ein Film war“ gelobt. Zugleich habe er beklagt, dass der Kreml die Vereinigten Staaten kurz vor dem Raketenstart informiert hatte. Russland sei „zu menschlich und barmherzig“, sagte er. „Ein Feind muss getötet, nicht gewarnt werden.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut mit schweren Angriffen aus der Luft überzogen. In der Großstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine seien 19 Menschen durch einen Einschlag verletzt worden, schrieb der Bürgermeister Ihor Terechow bei Telegram. In der südostukrainischen Region Saporischschja wurden nach Angaben der Gebietsverwaltung ein Kind verletzt und Infrastruktureinrichtungen sowie Wohnhäuser beschädigt.
- Zudem haben die russischen Streitkräfte in der Nacht zu Montag die Energieinfrastruktur in der südukrainischen Region Mykolajiw angegriffen. Daraufhin sei zum Teil der Strom ausgefallen, erklärt der Gouverneur der Region, Witalij Kim, auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram.
- Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben Ziele in den russischen Gebieten Brjansk, Kursk und Kaluga beschossen. Bei den nächtlichen Angriffen seien „eine Reihe wichtiger Ziele“ getroffen worden, so etwa in Kaluga ein Öllager, teilt das Militär mit.
- Russische Luftabwehrsysteme haben in der Nacht sieben ukrainische Raketen über der Region Kursk abgefangen. Das teilte der Gouverneur der an die Ukraine grenzenden Region mit. Die Luftabwehr habe zudem sieben ukrainische Drohnen zerstört.
- Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat die zögerliche Entscheidungsfindung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei Waffenlieferungen an die Ukraine bemängelt. „Für die Menschen, die in der Ukraine sind und leiden, sind die Entscheidungen natürlich zu spät getroffen worden“, sagte Habeck in der ARD-Sendung „Caren Miosga“. Mehr dazu hier.
- Nordkorea baut Experten zufolge eine seiner wichtigsten Raketenfabriken aus. Die Erweiterung der Anlage, in der Kurzstreckenraketen gebaut werden, die von Russland im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden sollen, gehe aus Satellitenbildern hervor, hieß es bei einer US-Denkfabrik. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Die britische Regierung geht schärfer gegen die russische „Schattenflotte“ aus Rohöl-Tankern vor. „30 Schiffe der russischen Schattenflotte, die allein im vergangenen Jahr für den Transport von Öl und Ölprodukten im Wert von mehreren Milliarden Pfund verantwortlich waren, wurden heute von Großbritannien mit Sanktionen belegt“, teilte das Außenministerium in London mit.
- Russland setzt im Krieg gegen die Ukraine nicht nur auf nordkoreanische Soldaten, sondern einem Bericht der „Financial Times“ zufolge auch auf Unterstützung durch jemenitische Huthi-Rebellen. Die Miliz werbe in ihrem Land Rekruten für einen Einsatz im russischen Militär an und habe durch „zwielichtigen Menschenhandel“ schon Hunderte jemenitische Söldner an Russland vermittelt, berichtete die Zeitung. Mehr dazu hier.
- Wenige Tage nach der Entscheidung der USA, Landminen an die Ukraine zu liefern, hat UN-Generalsekretär António Guterres eine „neuerliche Bedrohung“ durch Landminen beklagt. Mit Blick auf die UN-Konvention gegen den Gebrauch von Landminen hieß es am Montag in einer Erklärung Guterres’ auf einer Konferenz im besonders von Minen betroffenen Kambodscha, zur Bedrohung durch Minen gehöre „der erneute Einsatz von Antipersonenminen durch einige Vertragsparteien des Übereinkommens sowie die Tatsache, dass einige Vertragsparteien bei der Verpflichtung zur Vernichtung dieser Waffen Rückschritte gemacht haben“.
- Ein für die Ukraine kämpfender Brite ist von russischen Truppen festgenommen worden. Der ukrainische Kommandeur der Einheit habe ihn über die Festnahme seines 22-jährigen Sohnes James Scott Rhys Anderson informiert, sagte Scott Anderson der Zeitung „Daily Mail“.
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