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Ukraine-Invasion, Tag 1016: Ukrainische Soldaten in Russland müssen durchhalten – und auf Trump warten
Pistorius hält deutsche Beteiligung an Ukraine-Friedenstruppe offen + Lawrow warnt vor „heißem“ Krieg + Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
In der westrussischen Region Kursk liefern sich russische und ukrainische Streitkräfte weiter Gefechte. Im August waren ukrainische Truppen dort überraschend vorgestoßen. Seitdem halten sie ukrainisches Gebiet besetzt. Die „BBC“ hat via Telegram Kontakt zu mehreren Ukrainern in Kursk aufgenommen (Quelle hier).
In dem Bericht heißt es, es sei nicht ungewöhnlich, dass Soldaten über Vorgesetzte, Befehle oder mangelhafte Ausrüstung klagen würden. Das, was diese Soldaten in Kursk in den Nachrichten mitteilen würden, sei aber besonders düster und lasse auf einen Mangel an Motivation schließen.
Um die Region zurückzuerobern, hat Russland etwa 50.000 Soldaten dort zusammengezogen, angeblich sollen sich darunter auch 10.000 Kämpfer aus Nordkorea befinden. Wie die „BBC“ schreibt, soll die Ukraine bereits 40 Prozent des Territoriums, das sie im August eroberten, wieder verloren haben. „Dieser Trend wird sich fortsetzen“, schreibt einer der „BBC“, der nur Pavlo genannt werden will. „Unsere wichtigste Aufgabe besteht darin, so viel Territorium wie möglich zu halten, bis Trump ins Amt kommt und die Verhandlungen beginnen“, heißt es von ihm weiter. „Damit wir es später gegen etwas anderes eintauschen können. Niemand weiß, wofür. Ich bin sicher, dass er (Putin) uns bis zum 20. Januar hinauswerfen will.“
Ein Soldat namens Vadym wiederum schreibt: „Der Schlüssel liegt nicht darin, die Macht zu ergreifen, sondern sie zu halten. Und damit haben wir ein paar Schwierigkeiten.“ Einige der Soldaten sollen gesagt haben, sie hätten das Gefühl, am falschen Ort zu sein, und es sei wichtiger, an der Ostfront der Ukraine zu sein, als einen Teil Russlands zu besetzen. „Unser Platz hätte dort sein sollen, nicht hier im Land eines anderen“, schreibt Pavlo. „Wir brauchen diese Wälder von Kursk nicht, in denen wir so viele Kameraden zurückgelassen haben.“
Obwohl es seit Wochen Berichte gibt, wonach nordkoreanische Soldaten nach Kursk geschickt worden sein sollen, wollen die Ukrainer, mit denen die „BBC“ in Kontakt steht, bisher nicht angetroffen haben. „Ich habe nichts von Koreanern gesehen oder gehört, weder von lebenden noch von toten“, sagt Vadym. Ihnen sei der Auftrag gegeben worden, mindestens einen nordkoreanischen Gefangenen festzunehmen, vorzugsweise mit Dokumenten. „Es ist sehr schwierig, im dunklen Kursker Wald einen Koreaner zu finden“, bemerkt Pavlo sarkastisch. „Besonders, wenn er nicht hier ist.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hält die Frage einer deutschen Beteiligung an einer möglichen Friedenstruppe für die Ukraine nach Kriegsende für offen. „Wir bereiten uns vor, wir spielen die Szenarien durch, aber das machen wir vertraulich“, sagte Pistorius im Deutschlandfunk. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Pistorius (SPD) hat außerdem vor zunehmenden militärischen Provokationen Russlands in der Ostsee gewarnt. Es gebe eine „erhöhte Präsenz russischer Marine und ziviler Schiffe in der Ostsee“, sagte der Minister ebenfalls im Deutschlandfunk. Immer wieder komme es dort zu Vorfällen, die sich „daraus ergeben, dass es Warnschüsse gibt in die Luft, dass es Warnschüsse ins Wasser gibt“, sagte Pistorius - und fügte hinzu: „Das kennen wir aus dem Kalten Krieg.“ Mehr dazu hier.
- Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat beim OSZE-Ministertreffen in Malta einem Medienbericht zufolge vor einem vom Westen verschuldeten „heißen Krieg“ gewarnt. Wie die Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete, sagte Lawrow bei der Konferenz in Malta, der Westen stecke hinter einer „Neuauflage des Kalten Kriegs, nur dass die Gefahr eines Übergangs zu einem heißen Krieg diesmal viel größer ist“.
- Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat vor einem „hybriden Kriegsspiel“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin gewarnt, der auch versuche, die OSZE zu lähmen. „So wie Russland Bomben und Drohnen benutzt, um den Frieden und die Sicherheit in Europa ins Visier zu nehmen, so legt Putin die Axt auch an die OSZE an“, erklärte Baerbock.
- Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sieht wegen der aktuellen Fluchtbewegungen aus verschiedenen Ländern Absprachebedarf mit Deutschlands Nachbarstaaten. In der Ukraine, aber auch in Syrien hätten zuletzt die Kämpfe zugenommen, der Winter stehe bevor und die Infrastruktur sei beschädigt, sagte Faeser dem Sender Welt TV. Die Bundesregierung sei „im Austausch mit Nachbarländern über die Frage, wie man damit umgehen könnte“.
- Moskaus Generalstabschef Waleri Gerassimow hat inmitten der schweren Spannungen mit den USA seinen US-Kollegen Charles Brown über Russlands militärische Manöver im Mittelmeerraum informiert. Die beiden Generäle hätten auf russische Initiative am 27. November ein Gespräch über die Übungen der Kriegsmarine und der Raketenstreitkräfte geführt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
- Die durchschnittlichen täglichen Verluste (Gefallene und Verwundete) Russlands im Krieg gegen die Ukraine haben im November 2024 einen neuen monatlichen Höchststand erreicht. Dies meldete der britische Geheimdienst des Verteidigungsministeriums auf X.
- Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben 30 von 44 russischen Drohnen in der Nacht abgeschossen. Zwölf habe sie nicht weiter verfolgen können, teilt die Luftwaffe mit. Sie seien vermutlich von der elektronischen Luftabwehr abgefangenen worden.
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