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Auf diesem vom ukrainischen Katastrophenschutz zur Verfügung gestellten Foto versorgt ein Rettungshelfer eine Frau nach einem russischen Angriff auf ein Wohnviertel in Odesa, Ukraine, medizinisch.

© dpa/Uncredited

Ukraine-Invasion, Tag 1022: Russischer Arzt rudert über den Atlantik, um Ärzten in der Ukraine zu helfen

Trump will Lösung der Ukraine-Krise zur höchsten Priorität machen + Ukraine setzt auf eigene Massenproduktion von Raketen + Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Leo Krivski lebt in Southampton, ist Anästhesist – und gebürtiger Russe. Vor einem Jahr hat er eine Wohltätigkeitsorganisation gegründet, die Spenden zur Unterstützung medizinischer Fachkräfte in der Ukraine sammelt. Die „BBC“ hat mit dem Mann aus England gesprochen (Quelle hier), der jetzt über den Atlantik rudern will, um weiteres Geld aufzutreiben und auf die Notwendigkeit der Hilfe für die Ukraine aufmerksam zu machen.

Ausgerechnet ein Russe? Er habe schon in jungen Jahren miterlebt, wie Ukrainer in Russland behandelt worden seien, sagte er im Gespräch mit der „BBC“. Seine Mutter stamme aus der Ukraine, er habe das Land regelmäßig besucht und 2014 selber mit ukrainischen Medizinern auf der Krim gearbeitet. Er sei „entsetzt“ gewesen, als Russland 2022 in die Ukraine einmarschierte. Schließlich habe er begonnen, sich ehrenamtlich zu engagieren und medizinische Ausrüstung in die Ukraine zu transportieren.

Am Donnerstag wird seine Reise beginnen. „Es ist unvorhersehbar. Ich decke mich mit Vorräten für 100 Tage ein. Ich hatte noch keine Zeit, mich hinzusetzen und darüber nachzudenken. Ich denke nur aus praktischen Gründen darüber nach.“ Er sagt, Kraft werde ihm die Tatsache geben, dass er es für einen guten Zweck macht. „Und der Gedanke an meine ukrainischen Kollegen und Militärangehörigen, die unter viel schlimmeren Bedingungen leben, die sie sich nicht ausgesucht haben.“ Weiter sagte er: „Mir ist klar, dass es manchmal schrecklich sein wird, aber ich freue mich darauf.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Der designierte US-Präsident Donald Trump will nach seinem Amtsantritt im Januar die Lösung der Ukraine-Krise zur höchsten außenpolitischen Priorität machen. „Ich denke wir müssen das Ukraine-Problem mit Russland lösen“, sagte Trump der französischen Zeitschrift „Paris Match“ in einem Interview. Zwar sei auch der Nahe Osten eine „große Priorität“, die Situation dort sei aber „weniger schwierig“ als die in der Ukraine, argumentierte er. Mehr dazu hier.
  • Die EU-Staaten haben sich auf schärfere Russland-Sanktionen geeinigt. Die Ständigen Vertreter der Mitgliedsländer billigten in Brüssel das 15. Sanktionspaket seit der russischen Vollinvasion in der Ukraine im Februar 2022, wie die ungarische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Die Strafmaßnahmen richten sich vor allem gegen die sogenannte russische Schattenflotte.
  • Die Ukraine setzt bei der Verteidigung gegen Russlands Angriffskrieg zunehmend auf weitreichende Raketen und Drohnen aus eigener Produktion. Bislang seien Vorhaben wie diese Science Fiction gewesen, „heute sind sie Realität“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er nannte unter anderem die neue Drohne Paljanytsja mit Jetantrieb, die Berichten zufolge im August erstmals eingesetzt worden war.
  • Die Ukraine hat die Waffen und die finanziellen Mittel, um sich „mindestens bis zur ersten Hälfte des Jahres 2025“ zu verteidigen, selbst wenn die USA ihre Unterstützung zurückziehen. Dies sagte der ukrainische Finanzminister Sergij Martschenko in einem Interview mit El Pais. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Kanzler Olaf Scholz ruft die deutsche Wirtschaft zum Engagement in der Ukraine auf. „Wenn Sie heute und in den kommenden Jahren in die Ukraine investieren, dann investieren Sie in ein künftiges EU-Mitglied“, sagte der SPD-Politiker bei einem deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin.
  • Scholz hat außerdem den Besuch des Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz in der Ukraine gelobt. „Es ist völlig in Ordnung, wenn der Oppositionsführer sich mit anderen unterhält über die zukünftige Politik. Und ich glaube, dass es auch gut war, dass er jetzt in der Ukraine gewesen ist“, sagt der SPD-Kanzlerkandidat in der ARD.
  • Russland macht die ukrainischen Streitkräfte für einen Angriff auf Experten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in der Nähe des besetzten Kernkraftwerks Saporischschja verantwortlich. Das Außenministerium in Moskau wies damit zugleich gegenteilige Vorwürfe der Ukraine zurück, wonach Russland für den Beschuss verantwortlich gewesen sei.
  • Nach einem russischen Raketenangriff auf eine Klinik in der südukrainischen Stadt Saporischschja am Dienstag ist die Zahl der Todesopfer ukrainischen Angaben zufolge auf acht gestiegen. „Die Leiche eines weiteren Menschen wurde aus den Trümmern geborgen“, erklärte der staatliche Notfalldienst. 22 Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden, darunter ein fünfjähriges Mädchen, erklärte das Innenministerium in Kiew.
  • Bei nächtlichen ukrainischen Angriffen sind russischen Angaben zufolge zwei Industrieunternehmen in den Grenzregionen Rostow und Brjansk beschädigt worden. Ein Angriff habe ein Unternehmen in der Stadt Taganrog getroffen, teilte Rostows Gouverneur Juri Sljusar im Onlinedienst Telegram mit. Der Gouverneur von Brjansk, Alexander Bogomas, erklärte ebenfalls auf Telegram, ein Drohnenangriff habe ein Feuer in einer Industrieanlage ausgelöst.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin und der ungarische Regierungschef Viktor Orban haben miteinander telefoniert und über den Ukraine-Krieg gesprochen. Das Gespräch habe auf Wunsch der ungarischen Seite stattgefunden, teilte der Kreml mit.
  • Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew ist zu Gesprächen nach Peking gereist. Medwedews Chinabesuch sei „ein wichtiger hochrangiger Austausch zwischen China und Russland“, sagte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, am Mittwoch.
  • Im Entwicklungspolitischen Bericht der Bundesregierung heißt es, seit Kriegsbeginn habe das deutsche Ministerium insgesamt 1,7 Milliarden Euro bereitgestellt. Die Gelder seien unter anderem für den Erhalt des Stromnetzes und der Wärmeversorgung genutzt worden. Außerdem hätten Krankenhäuser profitiert.

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