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Zerstörungen in Bat Yam nach einem iranischen Angriff.

© IMAGO/Anadolu Agency/IMAGO/Yair Palti

Ukraine-Invasion, Tag 1219: Eine Familie floh vor dem Ukraine-Krieg nach Israel – und verlor dort ihr Leben

Nordkorea könnte bald Tausende weitere Soldaten nach Russland schicken, Selenskyj will Putin auf der Anklagebank sehen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Durch den Konflikt zwischen Israel und dem Iran ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine teils in den Hintergrund gerückt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sogar Sorgen geäußert, dass die Eskalation in Nahost negative Auswirkungen in Bezug auf die militärische Unterstützung seines Landes haben könnte. Wie nah das menschliche Leid auf allen Seiten aber beieinander liegt, das zeigt das Beispiel einer Familie, über welche die „New York Times“ jetzt geschrieben hat (Quelle hier).

Denn wegen des Kriegs in ihrem Land sind rund 20.000 Ukrainer nach Israel geflüchtet. Darunter befanden sich auch Marija Pieshkurowa, ihre siebenjährige Tochter Anastasiia, deren Cousins Kostiantyn und Illia und die Großmutter der Kinder. Sie alle kamen am 15. Juni bei einem Raketenangriff des Iran auf ein Wohnhaus in Bat Yam bei Tel Aviv ums Leben.

Der Grund, warum die Familie nach Israel gegangen war, lag vor allem in Anastasiias Leukämie-Erkrankung. Angesichts des Krieges gab es in der Ukraine kaum noch Kapazitäten zur Behandlung. In Israel, so dachten sie, gebe es die richtige Behandlung für das Kind und es sei sicherer als zu Hause, zumal das Land über den „Iron Dome“ verfüge. „Die Ukrainer sagen oft: Das hier ist nicht die Ukraine, es ist nicht so beängstigend“, sagte Inna Bakhareva, die die Wohltätigkeitsorganisation Chance4Life leitet. Doch an jenem 15. Juni trafen die tödlichen Geschosse aus dem Iran ihr Ziel.

Artem Buryk, Anastasiias Vater und Ex-Partner von Marija Pieshkurowa, war gerade von der Front in Sumy zurückgekehrt, als er vom Tod seiner Tochter erfuhr. „Ich verstehe immer noch nicht, was passiert ist“, sagte er der „New York Times“ in einem Telefoninterview. „Ich habe wirklich geglaubt, dass sie in Sicherheit sein würden“, sagte er der Zeitung. „Ich hätte nie gedacht, dass sie nach Israel gehen würden, um dem Krieg zu entkommen – und ihn dort finden würden.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Nordkorea könnte nach Angaben aus Südkorea schon bald zusätzliche Truppen nach Russland schicken – womöglich als Unterstützung für eine neue Offensive im Ukraine-Krieg. Die zusätzlichen Truppen könnten bereits im Juli oder August nach Russland verlegt werden, teilen südkoreanische Abgeordnete nach einer nichtöffentlichen Geheimdienst-Anhörung im Parlament mit. Mehr hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert Gerichtsverfahren wegen russischer Kriegsverbrechen – auch gegen Kremlchef Wladimir Putin. „Es bedarf einer starken politischen und rechtlichen Zusammenarbeit, um sicherzustellen, dass jeder russische Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt wird, einschließlich Putin“, sagte Selenskyj am Mittwoch in Straßburg. Mehr hier.
  • US-Präsident Donald Trump hat sich laut türkischem Präsidenten zu einer Teilnahme an möglichen Friedensgesprächen zwischen den Staatschefs der Ukraine und Russlands in der Türkei bereiterklärt. „Er (Trump) sagte: ‚Wenn der russische Präsident Wladimir Putin für eine Lösung nach Istanbul oder Ankara kommt, dann werde ich auch kommen‘“, erklärte Recep Tayyip Erdogan in einer Mitteilung. Mehr im Newsblog.
  • Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban sieht sich durch eine von seiner Regierung organisierte Umfrage in seiner ablehnenden Haltung zu einem EU-Beitritt der Ukraine bestätigt. Er sei „mit einem starken Mandat“ zum EU-Gipfel in Brüssel gereist, sagte Orban am Donnerstag. 
  • Die Metinvest-Gruppe hat einen gepanzerten Schutz für Patriot-Flugabwehrraketensysteme entwickelt. Die über drei Tonnen schwere Konstruktion soll wichtige Elemente des Systems schützen, darunter den Kommandoposten, das Radar und die Generatoren. Das teilte das Unternehmen mit. 
  • 57,6 Prozent der Ukrainer sind der Meinung, dass Wahlen erst nach Beendigung der Kampfhandlungen und des Kriegsrechts stattfinden sollten, ergab eine Umfrage von drei Meinungsforschungsinstituten – dem Institut für strategische Studien und Prognosen „Janus“, dem SOCIS-Zentrum und der Publikation „Barometer der öffentlichen Stimmung“.
  • Ukrainische Streitkräfte haben nach Angaben von Armeechef Oleksandr Syrskyi diese Woche den Vormarsch russischer Truppen in der nördlichen Region Sumy gestoppt. Die Frontlinie habe sich stabilisiert, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung des Generals.
  • Die Krim-Brücke bleibt nach einer Reihe von Angriffen der ukrainischen Streitkräfte teilweise nutzbar, erklärte der Sprecher der ukrainischen Marine, Dmytro Pletenchuk, in einer Fernsehsendung. Seinen Angaben zufolge wird die Brücke derzeit hauptsächlich für den zivilen Verkehr und für touristische Fahrten genutzt, Militärtransporte finden nicht über sie statt.
  • Die Slowakei will das neue Sanktionspaket der Europäischen Union gegen Russland nicht mittragen. Ministerpräsident Robert Fico kündigte am Donnerstag an, sein Land werde eine Verschiebung der geplanten Abstimmung fordern. 
  • Bei russischen Luftangriffen in der südukrainischen Region Cherson sind örtlichen Behörden zufolge ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt worden. Das Todesopfer sei aus dem Dorf Tawriyske gemeldet worden, erklärte Chersons Gouverneur Olexandr Prokudin am Donnerstag bei Telegram. 

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