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Ukraine-Invasion, Tag 1234: „Letzter Vorstoß“? So tödlich ist die russische Sommeroffensive
US-Präsident Trump kündigt wichtiges Statement zum Ukraine-Krieg an, getöteter ukrainischer Agent war Schlüsselfigur bei Operationen gegen Russland. Der Überblick.
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Russlands Präsident Wladimir Putin scheint entschlossen zu sein, die Moral der Ukrainer nach mehr als drei Jahren Krieg final zu brechen. Darauf deuten zumindest Aussagen von gefangengenommenen russischen Offizieren hin, die zuletzt berichteten: Ihnen sei die Sommeroffensive als „letzter Vorstoß“ angekündigt worden. Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus – obwohl Moskau einen hohen Preis bezahlt.
Das Nachrichtenmagazin „The Economist“ (Quelle hier) geht in seinem neuen Datenmodell davon aus, dass die Zahl der toten Soldaten vergleichsweise höher ist als zu jedem anderen Zeitpunkt des Krieges. Rund 31.000 Russen sollen seit Anfang Mai, also etwas mehr als zwei Monaten, getötet worden sein. Insgesamt sind es verschiedenen Modellen zufolge seit Kriegsbeginn im Februar 2022 bis zu 350.000 tote Russen.
Der Grund für die hohe Zahl an Todesopfern ist die intensivierte „Fleischwolf“-Taktik. Das heißt: Russland verheizt seine Soldaten in einem Ausmaß, das in diesem Krieg seinesgleichen sucht. Das funktioniert, weil Russlands Armee durchschnittlich 10.000 bis 15.000 mehr Soldaten pro Monat rekrutiert als die Ukraine. Das wiederum führt dazu, dass Russland mit seinen Vorstößen tatsächlich so schnell vorankommt, wie seit zwei Jahren nicht mehr.
Im Verhältnis stehen Verluste und Geländegewinn allerdings nicht. Russland erobert nicht mehr als 15 Quadratkilometer pro Tag. Umgerechnet auf die Verluste waren das in den vergangenen zwölf Monaten 0,038 Quadratkilometer pro totem Soldat. Selbst, wenn man das erhöhte Tempo des vergangenen Monats als Maßstab nimmt, würde Putin die komplette Ukraine erst in fast 90 Jahren komplett eingenommen haben – und selbst die vier teilweise besetzten Regionen erst Anfang 2029.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, am Montag ein wichtiges Statement im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg abzugeben. „Ich bin enttäuscht von Russland, aber wir werden sehen, was in den nächsten Wochen passiert“, sagte Trump in einem Interview mit dem amerikanischen Sender NBC News. Zudem sagte Trump, dass die USA der Ukraine künftig Waffen über die Nato liefern werden. Mehr dazu im Newsblog.
- Der US-Sonderbeauftragte Keith Kellogg beginnt am Montag einen weiteren offiziellen Besuch in der Ukraine. Das teilte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums am Freitag in Kiew mit. Der Besuch soll ukrainischen Medien zufolge eine Woche dauern.
- Der am 10. Juli in Kiew erschossene Agent des ukrainischen Sicherheitsdienstes SBU, Iwan Voronich, war nach Informationen der „New York Times“ eine Schlüsselfigur bei streng geheimen Operationen gegen Russland. Voronich, ein hochrangiger Offizier mit über 30 Jahren Erfahrung im Geheimdienst, leitete eine Spezialeinheit des Sondereinsatzzentrums „Alpha“, heißt es. Mehr dazu hier.
- Bei russischen Angriffen auf die ostukrainische Großstadt Charkiw sind Behörden zufolge in der Nacht neun Menschen verletzt worden. „Unter den Verletzten sind auch Frauen in einer Entbindungsstation“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Telegram. Glücklicherweise seien zumindest keine Kinder bei diesem Angriff verletzt worden.
- Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht zu Freitag 155 ukrainische Drohnen abgefangen. Elf von ihnen seien über der Oblast Moskau abgeschossen und zerstört worden, teilt das Ministerium mit. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben nicht.
- Russland erwartet dem Präsidialamt in Moskau zufolge von der Ukraine Vorschläge zu Terminen für neue Gespräche über eine Lösung des Konfliktes. Russland und die Ukraine haben die Verhandlungen nach einer Unterbrechung von mehr als drei Jahren wieder aufgenommen. Am 16. Mai und am 2. Juni trafen Delegationen der beiden Länder in Istanbul zusammen.
- Der russische Außenminister Sergej Lawrow ist in Nordkorea eingetroffen, wie russische Nachrichtenagenturen melden. Sein Besuch ist vom 11. bis 13. Juli vorgesehen. Anschließend wird Lawrow voraussichtlich nach China weiterreisen, um dort an dem vom 14. bis 15. Juli angesetzten Treffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit teilzunehmen.
- Lawrow hat Bundeskanzler Friedrich Merz vorgeworfen, antirussische Losungen wie zu Nazi-Zeiten zu nutzen. Merz habe sich für einen Kurs der Militarisierung Deutschlands entschieden, sagte Lawrow und kritisierte, dass der Kanzler keine „Mittel der Diplomatie“ gegenüber Moskau mehr sehe.
- Ukrainische Abfangdrohnen sollen künftig in das Luftverteidigungssystem Kiews integriert werden, um den Luftraum der Hauptstadt vor unbemannten Fluggeräten vom Typ „Shahed“ zu schützen. Das teilte der Leiter der Kiewer städtischen Militärverwaltung, Tymur Tkatschenko, auf seinem Telegram-Kanal mit.
- Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow wird als möglicher Kandidat für das Amt des Botschafters in den Vereinigten Staaten in Betracht gezogen. Das erklärte Präsident Selenskyj während einer Pressekonferenz in Rom.
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