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Ukraine-Invasion, Tag 1307: Daten zeigen, wie effektiv die Angriffe auf russische Ölraffinerien sind
Die Nato warnt Russland unter Androhung von Gewalt vor weiteren Luftraumverletzungen, Russland streicht die Finanzmittel für die besetzten ukrainischen Gebiete drastisch zusammen. Der Überblick.
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Seit Anfang August fliegt die Ukraine massive Angriffe auf russische Ölraffinerien – sehr effektiv, wie sich jetzt herausstellt. Denn die russischen Treibstoffexporte seien kurz davor, den niedrigsten Stand seit 2020 zu erreichen, wie die „Financial Times“ berichtet. Das ist deshalb ein großes Problem für den Kreml, weil er mit dem Export des Öls seinen Krieg mitfinanziert.
Von 38 Raffinerien Russlands wurden demnach mittlerweile 16 mindestens einmal getroffen, eine der größten Kraftstoffverarbeitungsanlagen in der Nähe von Moskau sogar mehrfach. Die Angriffe sollen laut der Forschungsgruppe Energy Aspects mehr als eine Million Barrel pro Tag der russischen Raffinerie-Kapazität beeinträchtigt haben. Einige der getroffenen Raffinerien liegen dem Bericht zufolge mehr als 1000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.
„Es scheint die bisher effektivste Kampagne der Ukraine zu sein“, sagt Benedict George, Leiter der Abteilung für europäische Erdölproduktpreise beim Unternehmen Argus, das Rohstoffpreise veröffentlicht, zur „Financial Times“.
Anfang dieses Monats wies der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits auf den Erfolg der Drohnenangriffe hin und sagte: „Die wirksamsten Sanktionen sind Brände in Russlands Ölraffinerien, Terminals und Öldepots.“ Letzte Woche erst erklärte er zudem, dass die Ukraine ihre Angriffe auf die russische Energieinfrastruktur noch verstärke, um den Krieg näher an den Kreml heranzubringen.
Die ukrainischen Drohnenangriffe haben Moskau mittlerweile dazu veranlasst, Internetdienste vorübergehend einzustellen, was zu Störungen für Verbraucher, Unternehmen und öffentliche Dienste führte. Eine wachsende Zahl russischer Regionen, darunter auch besetzte Gebiete, ist zudem längst mit Benzinknappheit konfrontiert. Die Großhandelspreise sind seit Januar um mehr als 40 Prozent gestiegen.
Die Ukraine habe im vergangenen Herbst eine ähnliche, wenn auch weniger wirksame Drohnenkampagne durchgeführt, sagt Benedict George. Die jetzige könnte dem Kreml weitaus mehr wehtun, wenn er kein Gegenmittel findet.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Die Nato warnt Russland unter Androhung von Gewalt vor weiteren Luftraumverletzungen. Die Nato und die Alliierten würden im Einklang mit dem Völkerrecht alle notwendigen militärischen und nicht-militärischen Mittel einsetzen, um sich zu verteidigen und Bedrohungen aus allen Richtungen abzuschrecken, heißt es in einer nach Beratungen in Brüssel veröffentlichten Erklärung aller 32 Bündnisstaaten. Mehr dazu im Newsblog.
- Russland streicht die Finanzmittel für die besetzten ukrainischen Gebiete drastisch zusammen. Viele Bereiche bleiben dadurch ohne ausreichende Finanzierung. Das berichtet Petro Andruschtschenko, Leiter des Zentrums für die Untersuchung der Besatzung im Gespräch mit dem ukrainischen Fernsehsender Espreso.
- In von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine sind nach einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros in Genf seit Anfang 2022 mehr als 15.000 Menschen festgenommen worden. Die Untersuchungskommission des Büros zur Lage in der Ukraine geht davon aus, dass viele gefoltert worden sind.
- Mehrere Tage nach dem russisch-belarussischen Großmanöver Sapad 2025 öffnet Polen wieder seine Grenze zu Belarus. Der Verkehr solle ab 0 Uhr MESZ am Donnerstag wieder in beide Richtungen fließen, kündigte Ministerpräsident Donald Tusk an. Die Sicherheitslage nach der großen Militärübung an der Ostflanke von Nato und EU habe sich beruhigt, sagte er.
- Ein chinesisches Frachtschiff unter panamaischer Flagge hat offenbar mehrfach gegen westliche Sanktionen verstoßen. Wie die „Financial Times“ berichtet, lief das Schiff des Unternehmens Guangxi Changhai in den vergangenen Monaten mindestens dreimal den Hafen von Sewastopol auf der von Russland besetzten Krim an. Die Besuche sollen im Juni, August und September 2025 stattgefunden haben.
- Zahlreiche russische Flughäfen haben wegen ukrainischer Drohnenangriffe in der Nacht den Betrieb einschränken müssen. Aeroflot als größte Fluglinie Russlands teilte am Morgen mit, es werde noch den ganzen Tag dauern, bis sie auf ihrem Heimatflughafen Scheremetjewo in Moskau den Flugplan wieder einhalten könne, wie die Nachrichtenagentur Tass meldete.
- Die Ukraine soll beim Aufbau einer europäischen „Drohnenmauer“ eine entscheidende Rolle spielen und dabei helfen, die Ostgrenze der EU vor möglichen russischen Angriffen zu schützen. Das berichtet die ukrainische Nachrichtenseite „UNN“. Kiew beteilige sich nicht nur an politischen Gesprächen dazu, sondern bringe bereits eigene, im Krieg erprobte technologische Lösungen ein, so der Bericht.
- Die Bundeswehr bereitet sich im Fall eines Kriegs zwischen der Nato und Russland auf die Versorgung von täglich bis zu Tausend Verwundeten vor. Das sagte Generaloberstabsarzt Ralf Hoffmann in einem Reuters-Interview. Hintergrund sind Warnungen des Militärbündnisses, Moskau könne von 2029 an zu einem Angriff fähig sein.
- Der österreichische Erdöl- und Gaskonzern OMV hat nach eigenen Angaben einen mutmaßlichen russischen Spion entlassen. „Es ist richtig, wir haben das Arbeitsverhältnis mit dem betroffenen Mitarbeiter beendet“, sagte der OMV-Vorstandsvorsitzende Alfred Stern am Montag bei einem Auftritt vor Journalisten und bestätigte damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Profil“.
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