zum Hauptinhalt

© IMAGO/Anadolu Agency/IMAGO/Jose Colon

Ukraine-Invasion, Tag 1334: Wie eine Landdrohne zwei Russen in die Kapitulation trieb

Trump fordert sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine, US-Präsident soll Selenskyj bei Treffen bedrängt haben, EU-Mehrheit für Ende russischer Gaslieferungen bis Ende 2027. Der Überblick.

Stand:

Dass die ukrainische Armee Miniaturpanzer einsetzt, um ihre Truppen zu versorgen, haben wir an dieser Stelle bereits berichtet. Die Entwicklung ist allerdings längst einen Schritt weiter: Wie Videoaufnahmen zeigen, hat die Ukraine im Juni eine Stellung mithilfe einer Landdrohne eingenommen.

Auf dem jetzt veröffentlichten Video, das die „Washington Post“ verifiziert hat, sind Aufnahmen einer Drohne in der Luft zu sehen, die die Aufklärung für die Landdrohne bei dem Einsatz übernahm. Die Bilder zeigen, dass der Roboter auf Rädern für eine massive Explosion sorgte, ehe zwei russische Soldaten aus ihrem Schützenloch auf ein Stück Pappe schrieben: „Wir wollen uns ergeben.

Die fliegende Drohne wies den russischen Soldaten anschließend den Weg aus der Stellung, wo ukrainische Soldaten sie gefangen nahmen. „Zuerst konnten wir es ehrlich gesagt kaum glauben. Wir dachten, man würde uns hereinlegen“, sagt einer der ukrainischen Soldaten, der die Stellung hätte stürmen sollen, zur „Washington Post“. Aber dann wurde ihm gesagt: „Ihr geht nirgendwo hin. Die Aufgabe ist vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hat.“

Die Mission habe der Ukraine geholfen, eine strategische Position in der Region Charkiw nach wochenlangen vergeblichen Versuchen zurückzuerobern. Die Zahl der Aufgaben, die die Roboter an der Front ausführen, hat sich laut dem obersten Befehlshaber der Ukraine seitdem vervielfacht.

Einige der Landdrohnen sind mit ferngesteuerten Maschinengewehren ausgestattet, die sich den russischen Stellungen nähern und so den Weg für die Bodentruppen freimachen können. Andere, wie die in der Mission im Juni, können mehr als 60 Kilogramm Sprengstoff transportieren. Ihre Größe reicht von kleiner als eine Mikrowelle bis hin zu einer Größe, um mehrere Personen zu transportieren.

„Für mich ist das beste Ergebnis nicht, dass wir Kriegsgefangene genommen haben, sondern dass wir keinen einzigen Infanteristen verloren haben“, sagt ein Kommandeur der Landdrohnenkompanie der Brigade, der die Operation im Juni beaufsichtigt hat, zur „Washington Post“. „Die Zeiten, in denen ich Operationen in Menschenleben zähle, sind für mich vorbei“, sagt er. „Deshalb befehlige ich Roboter.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • US-Präsident Donald Trump hat seine Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine entlang der aktuellen Frontlinien bekräftigt. Man solle es so belassen, wie es sei, und könne „später etwas aushandeln“, sagte Trump an Bord der Air Force One. Auf die Frage, ob er dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesagt habe, die Ukraine müsse den gesamten Donbas an Russland abtreten, antwortete Trump: „Nein.“ Mehr dazu hier.
  • Trump soll Selenskyj bei dessen Besuch in Washington am Freitag dazu gedrängt haben, die russischen Bedingungen für ein Kriegsende zu akzeptieren, schreibt die „Financial Times“. Eingeweihte Quellen sprachen in diesem Zusammenhang davon, dass beim Treffen häufig geschrien worden sein soll. Trump habe demnach „die ganze Zeit geflucht“. Bereits zuvor war das Meeting als angespannt, offen und teilweise „unangenehm“ bezeichnet worden. Mehr dazu hier.
  • Eine Mehrheit der EU-Länder hat sich für ein Ende russischer Gaslieferungen bis Ende 2027 ausgesprochen. Die EU-Energieministerinnen und -minister stimmten am Montag in Luxemburg für ein Gesetz, das einen schrittweisen Ausstieg vorsieht. Die Slowakei und Ungarn, die noch große Mengen Gas aus Russland beziehen, wurden überstimmt. Mehr dazu im Newsblog.
  • Der deutsche Sicherheitsexperte Christian Mölling vom European Policy Centre glaubt, dass Trump die Lieferung der weitreichenden Tomahawk-Marschflugkörper hinauszögert, um weiterhin ein Druckmittel in der Hand zu haben. Das sagte Mölling dem Tagesspiegel. In Europa hatte man hingegen gehofft, dass Trump mit einer Tomahawk-Lieferung Russland signalisieren könnte, dass es für einen möglichen Friedensschluss Zugeständnisse machen muss. Mehr dazu hier.
  • Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat die geplante Reise des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Treffen mit Trump nach Budapest als „nicht schön“ bezeichnet. Schließlich gebe es einen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Putin. Generell sei es allerdings sehr wichtig, dass es ein Treffen zwischen Selenskyj und Putin gebe, betonte Kallas. 
  • Auch Selenskyj hat Budapest als möglichen Ort für das nächste Trump-Putin-Treffen kritisiert. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban habe aus seiner Sicht nicht die passende Einstellung als Vermittler in dem Konflikt. Zugleich nannte Selenskyj die Schweiz, den Vatikan, die Türkei und andere Länder als bessere Varianten.
  • Kreml-Sprecher Dmitri Peskow begründet die in der EU umstrittene Auswahl von Budapest als Ort des geplanten Treffens zwischen Putin und Trump damit, dass Orban ein gutes Verhältnis zu beiden Seiten habe. Die Vorbereitungen stünden nach seinen Angaben noch ganz am Anfang.
  • Die Ukraine bereitet laut Selenskyj einen Vertrag zum Kauf von 25 Patriot-Systemen vor. Die Luftabwehrsysteme sollten über einen Zeitraum von mehreren Jahren geliefert werden, sagt Selenskyj vor der Presse. Die Ukraine wolle bei europäischen Ländern darum werben, bevorzugt beliefert zu werden.
  • Das russische Militär hat nach offiziellen Angaben einen schweren Angriff gegen eine Kohlegrube in der ukrainischen Region Dnipropetrowsk durchgeführt. „Kurz vor Beginn der Heizperiode hat der Feind erneut einen Schlag gegen die ukrainische Energiewirtschaft geführt“, teilte die Leitung des Bergwerks auf Telegram mit. Zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich 192 Bergarbeiter der Mine unter Tage.
  • Bei russischen Angriffen hat es in der Ukraine einen Toten und mehrere Verletzte unter der Zivilbevölkerung sowie umfangreiche Schäden bei der Infrastruktur gegeben. In der Region Charkiw im Nordosten des Landes sei ein 71-jähriger Mann getötet worden, teilte Gouverneur Oleh Synjehubow auf Telegram mit. Unter den fünf Verletzten sei auch ein elfjähriges Mädchen, schrieb er. 
  • In der westrussischen Grenzregion Belgorod sind nach Behördenangaben zwei Menschen bei einem ukrainischen Drohnenangriff getötet worden. Die beiden Zivilisten seien in der Ortschaft Jasnje Sori getötet worden, nachdem eine Drohne Sprengladungen auf einen landwirtschaftlichen Betrieb abgeworfen habe, erklärte Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow im Onlinedienst Telegram.
  • Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius will offenbar weitere 15 Kampfjets vom Typ F-35 aus amerikanischer Produktion bestellen. Das berichtet der „Spiegel“ und nennt vertrauliche Papiere für den Haushaltsausschuss des Bundestages als Quelle. Dafür sei ein Budget von 2,5 Milliarden Euro nötig. Die Maschinen sind als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Tornados vorgesehen.
  • Trump droht Indien im Streit um russische Ölkäufe mit „massiven“ Zöllen. Ministerpräsident Narendra Modi habe ihm gesagt, Indien werde seine Käufe von russischem Öl einschränken, sagte der US-Präsident am Sonntag. Die indische Regierung hatte zuvor erklärt, von einem solchen Gespräch nichts zu wissen.
  • Die sogenannte russische Schattenflotte zur Umgehung von internationalen Ölsanktionen infolge des Ukraine-Kriegs bereitet der EU zunehmend Sorgen. Wie aus einem Arbeitspapier für ein Außenministertreffen an diesem Montag in Luxemburg hervorgeht, wird die Größe dieser Flotte mittlerweile auf 600 bis 1400 Tanker geschätzt.
  • Belarus versucht nach Angaben seines Geheimdienstchefs, Kontakte zur Ukraine zur Kriegsbeilegung mit Russland aufzubauen. Treffen mit ukrainischen Vertretern seien derzeit entscheidend, „um zu einem Konsens zu kommen“, sagte der Chef des Sicherheitsdienstes von Belarus, Iwan Tertel, am Sonntag der staatlichen Nachrichtenagentur Belta.
  • Britische Soldaten sollen neue Abschussbefugnisse für Drohnen erhalten, die Militärbasen in Großbritannien bedrohen. Das berichtete die Zeitung „The Telegraph“ unter Berufung auf eine bevorstehende Ankündigung von Verteidigungsminister John Healey. So sollen die wichtigsten Militärbasen des Landes angesichts einer wachsenden Bedrohung durch Russland geschützt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })