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Die Ukraine brauchen dringend Unterstützung, wie Soldaten berichten.

© IMAGO/Anadolu Agency/Diego Herrera Carcedo

Ukraine-Invasion, Tag 1342: Tomahawks? Den Soldaten mangelt es an grundlegendem Equipment

Russland jagt ukrainische Zivilisten mit Drohnen, KI-Chatbots verbreiten russische Propaganda, Ungarn will „Ukraine-skeptisches“ Bündnis schmieden. Der Überblick am Abend.

Stand:

Seit Wochen wird darüber diskutiert, ob und wann die USA der Ukraine einige ihrer Tomahawk-Marschflugkörper zur Verfügung stellen. Dabei berichten ukrainische Soldaten, dass der Mangel an grundlegendem Equipment wie Autos, Drohnen und auch Soldaten eine mindestens genauso große Rolle spielt.

Der Kommandeur einer Drohneneinheit sagte „Kyiv Independent“, dass es an „allem“ mangele. „Die Versorgungslage ist derzeit katastrophal“, erklärte er.

Ukrainische Militärexperten sagten dem Bericht zufolge, dass der größte Mangel des ukrainischen Militärs der an Arbeitskräften sei. Serhiy Hrabskyi, ein pensionierter ukrainischer Oberst, ist demnach überzeugt, dass gut ausgebildete Reservisten am meisten fehlten. Nur ein Drittel der 30.000 pro Monat mobilisierten Soldaten sei kampffähig, sagte ein hochrangiger ukrainischer Beamter bereits im Juli.

Da die ukrainischen Soldaten oft „ausgelaugt” seien, würden Drohnen immer wichtiger, schreibt „Kyiv Independent“. Ein Experte sagte, dass bestimmte ukrainische Einheiten zwar über eine große Anzahl von Drohnen verfügten, aber keine Piloten hätten, die sie fliegen könnten.

Andere Einheiten wiederum hätten so wenige Drohnen, dass sie Spendenaktionen starteten, um die Kosten für deren Ersatz zu decken. Der Kommandeur der Drohneneinheit erklärte, seine Einheit brauche zehnmal mehr Drohnen als zur Verfügung gestellt würden.

Auch der Mangel an Fahrzeugen beeinträchtigt die ukrainische Kampfkraft dem Bericht zufolge erheblich. Der Kommandeur einer Panzerkompanie gab zu, dass es „fast keine Fahrzeuge“ gebe, um seine Soldaten an ihre Position zu bringen, obwohl sie über genügend Panzer und Granaten verfügten. „Die Armee arbeitet immer unter Mangelbedingungen“, sagte er. „Aber wenn es um Fahrzeuge geht, ist das wirklich eine Frage von Leben und Tod.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

Auch in dieser Woche beschoss die russische Armee wieder Zivilisten in der Region Donezk.

© REUTERS/ANATOLII STEPANOV

  • Russland jagt in der Ukraine nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen gezielt Zivilisten in der Nähe der Frontlinie mit Drohnen. Ziel sei es, die Menschen aus diesen Gegenden zu vertreiben, heißt es in dem Bericht der Unabhängigen Internationalen Untersuchungskommission für die Ukraine. Mehr dazu hier.
  • KI-Chatbots verbreiten russische Propaganda zum Ukrainekrieg. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für strategischen Dialog (ISD), über die das US-Magazin „Wired“ berichtet. Russland würde gezielt Datenlücken ausnutzen, um falsche und irreführende Informationen zu verbreiten. Mehr dazu hier.
  • Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban erhofft sich von einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump grünes Licht für weitere Öl- und Gas-Importe aus Russland – trotz US-Sanktionen. Er wolle diskutieren, wie für Ungarns Wirtschaft ein „nachhaltiges System“ aufgebaut werden könne, sagte er der italienischen Zeitung „La Repubblica“. Mehr dazu hier.
  • Orban strebt zudem ein „Ukraine-skeptisches“ Bündnis mit den EU-Staaten Tschechien und Slowakei an. Das sagte sein politischer Berater Balazs Orban dem Portal „Politico“. Er wolle sich künftig mit seinem slowakischen Kollegen Robert Fico und dem Kandidaten für das Amt des tschechischen Ministerpräsidenten, Andrej Babis, stets vor EU-Gipfeltreffen über gemeinsame Positionen darüber abstimmen. Mehr dazu im Newsblog.
  • EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie die Staats- und Regierungschefs der nordischen Länder haben sich zuversichtlich gezeigt, dass bei einem EU-Gipfeltreffen im Dezember eine Lösung zur Nutzung eingefrorener russischer Vermögen zur Finanzierung der Ukraine-Hilfen gefunden wird.
  • Russland ist nach Worten von Außenminister Sergej Lawrow bereit zu einer Nichtangriffsgarantie für EU- und Nato-Staaten. „Wir haben mehrmals gesagt, dass wir nicht die Absicht hatten und haben, irgendein derzeitiges Nato- oder EU-Mitglied anzugreifen.“ Das sagte Lawrow bei einem Sicherheitsforum für den eurasischen Raum in Minsk in Belarus.
  • Die Ukraine sieht sich durch Schäden an der heimischen Gasförderung durch russische Raketen- und Drohnenangriffe gezwungen, ihre Gasimporte für die Heizsaison 2025/26 erheblich zu erhöhen. Der Ministerrat der Ukraine habe dafür umgerechnet über 171 Millionen Euro für den Import zusätzlicher Gasmengen bereitgestellt, berichtete Serhiy Koretsky, Vorstandsvorsitzender von Naftogaz.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Luftstreitkräfte seines Landes ausbauen. Die ukrainische Luftwaffe benötige dafür insgesamt 250 neue Kampfflugzeuge. Das erklärte Selenskyj auf einer Pressekonferenz. Er bezeichnete das Programm als „eine Investition in die Zukunft der ukrainischen Luftwaffe“ und als Schritt zum Wiederaufbau der heimischen Luftfahrtindustrie.
  • Laut einer aktuellen Gallup-Umfrage geben 31 Prozent der Russinnen und Russen an, im vergangenen Jahr nicht ausreichend Geld gehabt zu haben, um sich und ihre Familien mit Lebensmitteln zu versorgen. Trotz offizieller Verlautbarungen des Kremls über eine „wirtschaftliche Stabilität“ zeigen die Umfragedaten eine Verschlechterung des Lebensstandards.
  • Russland hat nach eigenen Angaben die zweite Nacht in Folge einen ukrainischen Drohnenangriff auf die Hauptstadt Moskau abgewehrt. Insgesamt seien 17 Drohnen zerstört worden, teilt das Verteidigungsministerium mit. 
  • Russland setzt zum Schutz vor ukrainischen Drohnenangriffen gegen wichtige Anlagen, wie der Energieinfrastruktur, nun erstmals Reservisten ein. Im Gebiet um die Millionenmetropole St. Petersburg hat die erste Einheit, die auch Sabotageakte verhindern soll, ihre Arbeit aufgenommen, wie die Zeitung „Kommersant“ berichtet. 
  • Die neuen US-Sanktionen gegen den russischen Ölsektor treffen nach Angaben der Bundesregierung nicht die unter Treuhand stehende deutsche Tochter von Rosneft. Ein Sprecher von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche sagte, das Ministerium habe von den zuständigen US-Behörden entsprechende Zusicherungen erhalten.
  • Ein Gericht in St. Petersburg hat die 18-jährige Musikerin Naoko wegen „Diskreditierung“ der russischen Armee zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Musikerin müsse umgerechnet rund 320 Euro zahlen, heißt es in dem Urteil. Der Vorwurf bezieht sich auf die öffentliche Aufführung eines Liedes mit dem Titel „Du bist ein Soldat“.

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