
© dpa/Alexander Zemlianichenko
Ukraine-Invasion, Tag 1378: Russlands Panzerflotte wächst trotz enormer Verluste im Ukrainekrieg
US-Außenminister Rubio sagt Teilnahme am Nato-Treffen in Brüssel ab, Sachsens Regierungschef Kretschmer hält den EU-Beschluss zum kompletten Verzicht auf russisches Erdgas für unverständlich. Der Überblick.
Stand:
Russlands Armee verfügt laut einer neuen Analyse über mehr gepanzerte Fahrzeuge als zu Beginn des Angriffskriegs – trotz schwerer Verluste an der Front. Nach Berechnungen des Militäranalysten Delwin, veröffentlicht von „Euromaidan Press“, wurden seit dem 24. Februar 2022 rund 16.100 Fahrzeuge zerstört oder aufgegeben. Gleichzeitig hat Russland knapp 4000 neue Panzer und Schützenfahrzeuge produziert und etwa 13.000 aus Depots reaktiviert, vor allem Modelle aus Sowjetzeiten. Damit liege die Gesamtflotte heute bei rund 21.000 Fahrzeugen, etwas über dem Vorkriegsbestand von 19.940.
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Die Analyse basiert auf Satellitenbildern und öffentlich zugänglichen Daten. Sie deutet darauf hin, dass Russland seine Reserven bislang nicht ausgeschöpft hat – auch wenn die Qualität der reaktivierten Fahrzeuge abnimmt, da viele Modelle technisch veraltet sind. Delwin erwartet, dass die Möglichkeit zur Wiederbelebung alter Bestände ab 2027 deutlich geringer wird, wodurch es für Moskau schwieriger werden könnte, Verluste im bisherigen Tempo auszugleichen. Dennoch soll die Gesamtflotte nach seiner Einschätzung erst um 2030 unter das Vorkriegsniveau fallen.
Bemerkenswert ist, dass sich parallel der Einsatz gepanzerter Fahrzeuge im Krieg verändert. Billige, immer präzisere Drohnen können Panzer im Millionenwert zerstören; beide Armeen verzichten daher zunehmend auf den massiven Fronteinsatz und halten viele Fahrzeuge weiter zurück. Das drückt den taktischen Wert der Bestände, auch wenn ihre schiere Zahl hoch bleibt.
„Euromaidan Press“ warnt jedoch vor einer Überinterpretation der Daten. Offizielle Verlustzahlen Russlands und der Ukraine gehen weit auseinander, und in sozialen Medien kursieren oft stark divergierende Angaben. Die Analyse liefert damit eher eine Tendenz: Russland kann seine Panzerverluste bislang ausgleichen – vor allem durch Reaktivierung alter Bestände –, wird aber langfristig an materielle Grenzen stoßen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- US-Außenminister Marco Rubio hat in einem ungewöhnlichen Schritt seine Teilnahme an einem lange geplanten Nato-Treffen in Brüssel abgesagt. Wie sein Ministerium in Washington mitteilte, wird stattdessen der stellvertretende Außenminister Christopher Landau an Beratungen in der belgischen Hauptstadt teilnehmen. Mehr dazu hier.
- Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) hält den Beschluss der EU zum kompletten Verzicht auf russisches Erdgas für unverständlich. Er halte das für eine Fehlentscheidung, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Mehr dazu in unserem Newsblog.
- Der US-Sondergesandte Steve Witkoff hat nach seinen Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Kontakt zur ukrainischen Delegation aufgenommen.
- Die britische Regierung hat die Aussagen von Putin über die Kriegsbereitschaft seines Landes als „noch mehr Kreml-Geschwätz“ eingestuft. Putins Äußerungen am Dienstag seien nur weitere Rhetorik darüber, dass Europa angeblich Krieg führen wolle, sagte ein Regierungssprecher am Mittag der Nachrichtenagentur PA zufolge.
- Zwei Drittel der Nato-Mitgliedstaaten haben der Ukraine über eine Prioritätenliste (PURL) Waffen im Wert von über vier Milliarden Dollar zugesagt. Das sagt Nato-Generalsekretär Mark Rutte nach einem Treffen der Außenminister in Brüssel.
- EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat einen Vorschlag zur Finanzierung der Ukraine-Hilfe für die kommenden zwei Jahre vorgestellt. Der Vorschlag soll die Ukraine in „eine starke Position bringen“, sagte von der Leyen am Mittwoch vor Journalisten in Brüssel.
- Die jüngsten russischen Erfolge auf dem Schlachtfeld haben nach Ansicht von Kreml-Berater Juri Uschakow einen positiven Einfluss auf die Friedensverhandlungen mit den US-Gesandten. Die russischen Soldaten hätten angeblich zu einer „positiveren Einschätzung“ der Wege zu einer friedlichen Lösung durch die „ausländischen Partner“ beigetragen, sagt Uschakow.
- Bei den Verhandlungen zwischen Putin und Witkoff in Moskau ist nach Angaben des russischen Präsidentenberaters Juri Uschakow auch die von der Ukraine angestrebte Mitgliedschaft in der Nato besprochen worden.
- Putin nimmt einige US-Vorschläge zur Beendigung des Krieges in der Ukraine an und lehnt andere ab. Russland sei bereit, sich so oft wie nötig mit den US-Unterhändlern zu treffen, um eine Einigung zu erzielen, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
- Mehr als die Hälfte der Ukrainerinnen und Ukrainer würde gegen als unzulässig empfundene Kompromisse in möglichen Friedensverhandlungen mit Russland demonstrieren. Das ist das Ergebnis einer neuen Umfrage von Info Sapiens im Auftrag des Zentrums „Neues Europa“.
Hintergrund und Analyse
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