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Ein Panzer des Typs Leopard 2 A4 wird zur Demonstration bei der feierlichen Übergabe der ersten vier Panzer an die ungarische Armee gefahren (Symbolbild).

© dpa/AP/MTI/Csaba Krizsan

Ukraine-Invasion Tag 330: So viele Leopard-Panzer haben Europas Nato-Länder

Das Leben der russischen Militärelite, Wagner-Chef rechnet nicht mit baldiger Bachmut-Eroberung. Der Ukraine-Überblick am Abend.

Bisher hatte sich Bundeskanzler Olaf Scholz gegen eine Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an Kiew gesträubt. Doch der Druck auf die Bundesregierung ist in den vergangenen Tagen massiv gestiegen – insbesondere vor dem morgigen Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein, auf dem über die weitere Militärhilfe beraten werden soll. Scholz soll eine Lieferung nun abhängig davon gemacht haben, ob die USA Kiew Abrams-Panzer zur Verfügung stellt – was Washington wiederum bislang ablehnt.

Aber über wie viele der Leoparden verfügen die europäischen Nato-Staaten und ihre Anwärter überhaupt? Die Nachrichtenagentur dpa hat dies nun aufgelistet. Hier der Überblick:

  • Dänemark: Eine genaue Anzahl wird nicht angegeben. Aber laut Militärangaben wurden im September 14 Panzer erstmals auf einen internationalen Einsatz nach Estland geschickt.
  • Deutschland: Die Bundeswehr hat die älteren Leoparden ausgemustert oder an andere Länder abgegeben. Von den neueren Modellen hat sie rund 320, die genaue Zahl wird geheim gehalten. 
  • Finnland: Nach Angaben des finnischen Verteidigungskommandos besitzt der Nato-Anwärter rund 200 Leopard-2-Panzer.
  • Griechenland: Das Land besitzt laut dpa 183 Leoparden vom älteren Typ 2A4 und 500 vom Typ 1A5.
  • Niederlande: Die Niederländer haben 18 Leopard-2A6-Panzer aus Deutschland geleast.
  • Norwegen: Nach Angaben des dortigen Verteidigungsministeriums hat das Land 2011 von den Niederlanden 52 gebrauchte Leopard 2A4 gekauft – aber nicht alle sollen einsatzbereit sein.
  • Polen besitzt laut Verteidigungsministerium 247 der Panzer. 14 will das Land an die Ukraine liefern.
  • Portugal gibt keine Auskunft über die Bestände, es sollen bei den Streitkräften nach Medienberichten aber 37 Leopard 2A6 im Einsatz sein. 
  • Auch aus Schweden gibt es keine offizielle Auskunft, der Besitz von 100 Leoparden gilt aber als gesichert.
  • Slowakei: Derzeit besitzt das Land lediglich einen der Panzer, es sollen im Rahmen eines Ringtauschs aber 15 werden.
  • Spanien: 347 Leopard-Panzer nennt das Land sein eigen. Einige davon sind aber nicht einsatzbereit.
  • Tschechien bekommt im Rahmen des Ringtausches 14 der Panzer von Deutschland. Bislang besitzt das Land einen.
  • Türkei: Eine offizielle Zahl gibt es auch hier nicht. Laut dem International Institute for Strategic Studies sollen es aber 316 Leopard-Panzer sein.
  • Ungarn: Nach Medienberichten soll das Land im Jahr 2020 zwölf Leoparden für Ausbildungszwecke gemietet haben. In diesem Jahr sollen 44 neue dazu kommen.

Ein EU-Vertreter sagte laut der Nachrichtenagentur AFP, dass es insgesamt rund 2000 Leopard-Panzer in 13 europäischen Ländern geben soll. Der ukrainische Generalstab hat für eine erfolgreiche Gegenoffensive 300 Panzer veranschlagt.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • „Zustimmung ist hier zweitrangig“: Polen will eine Einigung mit Deutschland im Kampfpanzer-Streit erzielen oder „selbst das Richtige tun“, sagte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki (im Bild oben). Derweil machen Union, Grüne und FDP im Bundestag Druck für Panzerlieferungen. Mehr hier.
  • Der Start des neuen Verteidigungsministers Boris Pistorius steht im Zeichen neuer Ukraine-Hilfen. Der Kanzler ist nun bereit zum Kampfpanzer-Export – wenn die USA mitziehen. Mehr hier. 
  • USA erwägen offenbar Waffenlieferungen für Krim-Vorstoß: Weitere Himars-Raketensysteme und Kampffahrzeuge könnten der Ukraine den Angriff ermöglichen. Bisher waren die USA hier vorsichtig. Mehr hier.
  • Mehr als 620 Menschen aus der Ukraine in deutschen Krankenhäusern behandelt. Bei den Verletzten handelt es sich sowohl um Soldaten als auch um Zivilisten. Oft haben die Kliniken wenig Erfahrungen mit Kriegsverletzungen. Mehr hier.
  • Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, meldet die Einnahme des Dorfs Klischtschijiwka unweit der seit Monaten umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut. Es handle sich um einen wichtigen Vorort, der nun vollständig unter Kontrolle der Wagner-Truppe stehe, teilt Prigoschin in einer Audiobotschaft mit. Er warnt jedoch davor, davon auszugehen, dass die ukrainischen Soldaten auch bald aus Bachmut vertrieben werden könnten. Mehr in unserem Liveblog. 
  • Die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) spricht sich gegen mögliche Panzer-Lieferungen aus. „Solidarität mit der Ukraine bedeutet nicht, immer mehr Waffen zu liefern, sondern vor allem, alles daranzusetzen, das Morden zu unterbrechen“, sagte der Vorsitzende der deutschen Sektion der Organisation, Lars Pohlmeier, am Donnerstag laut Mitteilung. 
  • Der Rüstungskonzern Rheinmetall bereitet sich nach einem Bericht des „Handelsblatts“ auf die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine vor. Vom älteren Modell Leopard 1 könnten in diesem Jahr 20 Kampfpanzer und innerhalb von 20 Monaten weitere 80 neu ausgerüstet werden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Branchenkreise. 
  • Südafrika plant mit der russischen und chinesischen Marine gemeinsame Militärübungen. Die Übungen mit dem Namen „Operation Mosi“, was in der Lokalsprache Tswana „Rauch“ bedeutet, sollen vom 17. bis 27. Februar vor der südöstlichen Hafenstadt Durban stattfinden, teilte das Militär am Donnerstag mit. Sie werden die „bereits blühende Beziehung zwischen Südafrika, Russland und China stärken“, hieß es von der Armee.
  • Die an die Ukraine grenzende Republik Moldau hat nach Angaben ihrer Präsidentin Maia Sandu verbündete Staaten um militärische Unterstützung gebeten. „Wir haben Luftraumüberwachungs- und Verteidigungssysteme angefragt“, sagt Sandu am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos der Nachrichtenagentur Reuters. Sie verstehe aber, dass die Ukraine Priorität habe.
  • Das EU-Parlament fordert einen internationalen Sondergerichtshof, um mutmaßliche Kriegsverbrechen im Krieg gegen die Ukraine zu untersuchen. Gräueltaten, die aus Butscha, Irpin und vielen anderen ukrainischen Städten gemeldeten worden seien, zeigten die Bedeutung koordinierter internationaler Maßnahmen, teilte das EU-Parlament am Donnerstag mit, nachdem die Abgeordneten mit großer Mehrheit für eine entsprechende Resolution gestimmt hatten. Die Entscheidung des Parlaments ist rechtlich nicht bindend. 
  • Die Linke warnt dringend vor der Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine. „Nach dem Marder scheint vor dem Leopard 2 zu sein“, sagte Parteichef Martin Schirdewan am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn man sich das Säbelrasseln einiger Politiker anschaut, muss man befürchten, dass es nicht lange dauert und wir über Kampfhubschrauber und die Entsendung von Soldaten streiten werden. Ich bin sehr besorgt über die aktuelle Debatte und frage mich, wo das hinführen soll.“
  • Vor dem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein haben zwei ukrainische Minister die internationale Gemeinschaft zur Lieferung von deutschen Leopard-Panzern aufgefordert. „Wir garantieren, dass wir diese Waffen verantwortungsvoll und ausschließlich für die Verteidigung der territorialen Unversehrtheit der Ukraine in den international anerkannten Grenzen verwenden werden“, versicherten Außenminister Dmytro Kuleba und Verteidigungsminister Olexij Resnikow in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung.
  • Schweden will der Ukraine zur Verteidigung gegen den russischen Angriff das Artilleriesystem Archer und auch Dutzende Schützenpanzer zur Verfügung stellen. Die schwedischen Streitkräfte erhielten den Auftrag, die Lieferung von Archer vorzubereiten, gab Ministerpräsident Ulf Kristersson am Donnerstag bei der Präsentation neuer Militärhilfe für die Ukraine in Stockholm bekannt.
  • Russland warnt die Ukraine davor, die Krim anzugreifen. „Allein die Diskussion darüber, die Ukraine mit Waffen auszustatten, die es ihr ermöglichen, russisches Territorium anzugreifen, ist gefährlich“, sagt der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, vor der Presse. „Das bedeutet ein neues Niveau des Konflikts und verheißt nichts Gutes für die Sicherheit in der Welt und Europa.“
  • Moskau erwägt nach Einschätzung britischer Militärexperten den Einsatz seiner neuesten Kampfpanzer vom Typ T-14 Armata in der Ukraine. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London vom Donnerstag hervor. Demnach waren die modernsten russischen Panzer auf Bildern auf einem Trainingsgelände in Südrussland zu sehen, wo Truppen für den Einsatz in der Ukraine vorbereitet werden.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Bundeskanzler Olaf Scholz indirekt für seine Linie bei der Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine kritisiert. Manchmal dürfe man nicht abwägen und sich nicht vergleichen. „Wenn du beispielsweise sagst: Ich gebe Panzer, wenn jemand anderes ebenso Panzer gibt. Ich bin mächtig in Europa, ich helfe, wenn jemand außerhalb von Europa auch hilft“, sagte Selenskyj am Donnerstag am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos, wo er zu einer Debatte zugeschaltet war. „Mir scheint, dass dies keine sehr richtige Strategie ist.“
  • Die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern in die Ukraine wird in der Bevölkerung weiterhin überwiegend skeptisch gesehen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprechen sich 43 Prozent der Befragten dagegen und nur 39 Prozent dafür aus. 16 Prozent machen keine Angaben.
  • Die USA bereiten nach Berichten neue umfangreiche Waffenlieferungen vor. Der US-Nachrichtenseite Bloomberg zufolge soll das Paket einen Wert von 2,5 Milliarden Dollar haben. Das Nachrichtenportal „Politico“ berichtete am Mittwoch unter Berufung auf informierte Kreise, dass die USA unter anderem die Lieferung von Radschützenpanzern des Typs Stryker erwägen. Kampfpanzer will die USA dagegen nicht liefern; zu kompliziert sei die Technik, heißt es aus Washington.

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