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Soldaten der russischen Armee üben auf einem Truppenübungsplatz im Gebiet Donezk.

© dpa/AP/Alexei Alexandrov

Ukraine-Invasion Tag 349: Kiew meldet tödlichsten Tag für russische Truppen seit Kriegsbeginn

Selenskyj stellt sich hinter Verteidigungsminister, Moskau zufrieden mit Fortschritten bei Bachmut. Der Überblick am Abend.

Stand:

Das russische Militär hat nach ukrainischen Angaben den tödlichsten Tag seit Beginn der Invasion erlebt. 1030 russische Soldaten sollen gestorben sein. Nach ukrainischen Angaben ist damit die Zahl der seit Kriegsausbruch getöteten russischen Soldaten auf 133.190 gestiegen.

Wie glaubwürdig die Zahlen der ukrainischen Seite sind, ist auch ein Jahr nach Kriegsbeginn nicht geklärt. Zuletzt schätzten aber auch US-Offizielle die Zahl der getöteten und verwundeten russischen Soldaten auf knapp 200.000.

Fakt ist: Die Strategie der menschlichen Wellen, mit der Russland derzeit minimale Geländegewinne verbucht, fordert extrem viele Opfer. Ukrainische Soldaten an der Front in Bachmut berichten von gewaltigen Verlusten auf russischer Seite. 

Weitgehend verlässlich sind allerdings die Angaben des ukrainischen Militärs zu den Verlusten bei Panzern und anderem Gerät auf russischer Seite. Sie decken sich mit Informationen, die westliche Geheimdienste und Experten seit Kriegsbeginn sammeln.

Demnach hätte Russland gestern 14 Panzer und 28 gepanzerte Fahrzeuge verloren. Laut Videos in den sozialen Netzwerken wurden die Fahrzeuge bei einem Angriff im Süden der Ukraine zerstört. Zur Einordnung: 14 Panzer entspricht der gesamten Zahl von Panzern, die Großbritannien der Ukraine zur Verfügung stellt. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Die Ukraine soll nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) von einer Gruppe mehrerer europäischer Länder mehr als 100 Kampfpanzer des älteren Typs Leopard 1A5 erhalten. Bis zum ersten oder zweiten Quartal 2024 sollten mindestens drei Bataillone damit ausgestattet werden, sagte der SPD-Politiker am Dienstag bei einem Besuch in Kiew. Der Aufenthalt war aus Sicherheitsgründen zunächst geheim gehalten worden.
  • Die russischen Streitkräfte kommen nur „mehrere Hundert Meter“ pro Woche voran, schreiben britische Analysten des Verteidigungsministeriums. Der Mangel in der Ausrüstung mache sich bemerkbar. Mehr hier.
  • Bei seiner Rede vor der UN-Vollversammlung zeigt sich António Guterres besorgt über die politische Lage in der Welt. Insbesondere den Ukraine-Krieg betrachtet er als globale Bedrohung. „Die Welt steuert sehenden Auges auf eine Ausweitung des Kriegs zu“. warnt er. Mehr hier.
  • Wagner-Chef fordert Selenskyj zu Luftkampf heraus: Jewgeni Prigoschin saß eigenen Angaben zufolge in einem Kampfflugzeug, das die Stadt Bachmut angegriffen hat. „Wenn du willst, treffen wir uns in der Luft“, sagte er in Richtung Selenskyj in einem angeblich im Jet aufgenommenen Video. Mehr hier.
  • Wladimir Putin soll die russische Zentralbank offenbar dazu drängen, die Aussichten für die Wirtschaft des Landes positiver einzuschätzen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, wollen Beamte des Kremls vor der ersten Vorstandssitzung der Zentralbank in diesem Jahr einen deutlicheren Hinweis darauf, dass die Zinssätze in diesem Jahr später gesenkt werden könnten. Die Leiterin der Zentralbank, Elvira Nabiullina und ihre Kollegen, seien bisher nicht gewillt, eine bevorstehende Lockerung anzudeuten, da die Risiken einer höheren Inflation bestünden, zitiert Bloomberg anonyme Quellen. Mehr im Liveblog.
  • Die geplante Ausbildung von Kampfpanzerbesatzungen aus der Ukraine ist aus Sicht der Unionsfraktion im Bundestag zu schlecht vorbereitet. „Wir haben feststellen müssen in dieser Woche, dass offensichtlich auch mit der Ausbildung nicht begonnen wurde, dass überhaupt keine Voraussetzungen geschaffen worden sind“, sagte Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) am Dienstag vor einer Sitzung der Abgeordneten von CDU und CSU in Berlin. 
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist offenbar darum bemüht, Spekulationen über eine mögliche Ablösung seines Verteidigungsministers Olexij Resnikow zu beenden. In einer Rede an das Parlament erklärte er am Dienstag demonstrativ, dass er allen danke, die dazu beitragen, die Einheit der Ukraine zu bewahren, und „keine Gerüchte oder andere Pseudoinformationen“ verbreiteten. Dem Feind dürfe nicht erlaubt werden, „mit den Emotionen unseres Volkes zu spielen“. 
  • Nach annähernd einem Jahr Krieg in der Ukraine sind in Deutschland mehr als 364 Millionen Euro an Spenden für das von Russland angegriffene Land zusammengekommen. Dies teilte das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, das aus vier großen Hilfsorganisationen besteht, am Dienstag in Berlin mit. 
  • CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat vor Rufen nach einer „Kriegswirtschaft“ in Deutschland und Europa angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gewarnt. Der Begriff der Kriegswirtschaft sei „einfach zu viel Kriegsrhetorik und er klingt sehr nach wirtschaftlicher Mobilmachung“, sagte Dobrindt am Dienstag in Berlin. Ein „zu viel an Kriegsrhetorik in Deutschland“ würde die nach wie vor hohe Unterstützung in der Öffentlichkeit für die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine und die Stärkung des Selbstverteidigungsrechts des Landes gefährden.
  • In der Ukraine ist das wegen der russischen Invasion verhängte Kriegsrecht ein weiteres Mal um 90 Tage verlängert worden. Für die bereits fünfte Verlängerung stimmten am Dienstag nach Medienberichten 348 Abgeordnete. 226 Stimmen wären notwendig gewesen. Verlängert wurde auch die allgemeine Mobilmachung. Damit unterliegen Männer im wehrpflichtigen Alter von 18 bis 60 Jahren bis auf wenige Ausnahmen weiter einer Ausreisesperre. Die Regelung gilt vorläufig bis zum 20. Mai.
  • Rund drei Wochen nach dem Tod seines Vorgängers Denys Monastyrskyj ist Ihor Klymenko offiziell zum neuen ukrainischen Innenminister ernannt worden. Für den 50 Jahre alten Ex-Polizeichef, der das Ministerium in den vergangenen Wochen bereits kommissarisch leitete, stimmte laut Medienberichten am Dienstag eine Zweidrittelmehrheit des Parlaments in Kiew.
  • Die Spitze der Unionsfraktion hat eine Lieferung von westlichen Kampfflugzeugen der Typen Eurofighter oder Tornado aus Deutschland an die Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt erneut abgelehnt. Zwar solle mittelfristig nichts ausgeschlossen werden, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Abgeordneten im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), am Dienstag in Berlin. Derzeit sehe er aber keine Notwendigkeit für solche Lieferungen an Kiew.
  • Fast 52.000 Immobilien in Großbritannien sind der Organisation Transparency International UK zufolge im Eigentum anonymer Investoren, von denen einige der russischen Staatsführung nahestehen. Laut einem am Dienstag von Transparency veröffentlichten Bericht haben die Immobilien einen Gesamtwert von mehr als 6,7 Milliarden Pfund (mehr als 7,5 Milliarden Euro). 
  • Vor dem nahenden ersten Jahrestag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths die bisherigen Folgen für die Bevölkerung aufgezeigt. Fast acht Millionen Menschen seien vor den Angriffen und Kämpfen aus der Ukraine in Nachbarländer geflohen, sagte der Chef des UN-Nothilfebüros Ocha vor dem Weltsicherheitsrat in New York.

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