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Eine Postangestellte verkauft in einem Postamt in Kiew Briefmarken und Postkarten (Symbolbild).

© IMAGO/ZUMA Wire/Oleksii Chumachenko

Ukraine-Invasion Tag 370: Wie ein Postunternehmen dem Krieg trotzt – auch an der Front

Russland führt offenbar neue Angriffstechniken ein, Parlament in Finnland stimmt für Nato-Beitritt, Putin will Spionageabwehr intensivieren. Der Überblick am Abend.

Als der russische Krieg gegen die Ukraine begann, gab es viel Bewunderung für die Bahngesellschaft des Landes, die trotz aller Widrigkeiten versuchte und bis heute versucht, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Der britische „Telegraph“ hat nun auf einen anderen Dienstleister geschaut, den ganz ähnliche Bemühungen umtreiben: das führende private Post-Unternehmen des Landes.

„Von Beginn der Invasion an war unser erstes Ziel, den Betrieb aufrechtzuerhalten“, sagte Vyacheslav
Klimow, Mitbegründer von „Nova Poshta“ der Zeitung. „Das war schwierig. Viele unserer Einrichtungen wurden durch russische Raketen zerstört. Autobahnen und Brücken wurden angegriffen. Es gab kein Mobilfunknetz.“ Es sei für jedes Logistikunternehmen eine schreckliche Situation gewesen, aber „die Ukrainer brauchten uns mehr als zuvor“.

Das Unternehmen liefert laut dem Bericht nicht nur weiter Pakete und Briefe an Privatpersonen, sondern auch Ausrüstung für das Militär – von Schaufeln über Drohnen bis hin zu Kleidung oder Helmen. An der humanitären Hilfe im Land sei es ebenfalls beteiligt. Es sei vergleichbar mit der Situation rund um den Hurrikan Katrina, sagte Klimov dem „Telegraph“. Damals hätten die Logistiksysteme etwa von Wal-Mart oder FedEx besser funktioniert als die staatlichen Systeme.

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Ganz spurlos ist der Krieg aber auch an dem Postunternehmen nicht vorübergegangen. Mehr als 2700 Angestellte sind derzeit im Fronteinsatz, 47 Mitarbeiter seien getötet worden. Alle anderen versuchen, den Service so gut es geht aufrechtzuerhalten. „Die Ukrainer haben den Krieg nicht als Entschuldigung für einen schlechteren Service akzeptiert“, sagte Klimov demnach. „Selbst an der Frontlinie.“ Das sei der Grund, warum er sie mag.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Aus einem offenbar erbeuteten russischen Militär-Handbuch geht hervor, dass die Kreml-Truppen neue Angriffstechniken eingeführt haben, um die derzeitigen Personal- und Munitionsprobleme aufzufangen. Die neue Taktik ähnelt dem Vorgehen der Wagner-Söldner, auf das diese rund um Bachmut setzen. Mehr hier.
  • Das Parlament in Finnland hat mit überwältigender Mehrheit für einen Beitritt des Landes zur Nato gestimmt. Mit 184 Ja-Stimmen bei sieben Nein-Stimmen billigten die Abgeordneten in Helsinki die Vertragsbedingungen der westlichen Militärallianz. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Grünen haben die Reaktion der FDP auf das geplante Verbot von Öl- und Gasheizungen ab 2024 kritisiert. Das sei eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag, sagte Parteichef Omid Nouripour den Sendern RTL und ntv. „Die FDP soll vielleicht schauen, wo sie alles zugestimmt hat, was sie jetzt plötzlich nicht mehr wissen will.“ Mehr hier.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Geheimdienst FSB zu einer intensiveren Spionageabwehr gegen westliche Geheimdienste aufgefordert. Diese hätten ihre Arbeit gegen Russland ausgebaut, deshalb müsse die Gegenaufklärung ebenfalls verstärkt werden, sagte er bei einer Rede vor FSB-Offizieren. Mehr dazu hier.
  • Nachdem das ukrainische Militär am 26. Februar elf von 14 iranischen Shahed-Drohnen abgeschossen hat, gehen Russland wohl aktuell die Kampfdrohnen aus. Das schreibt der britische Geheimdienst in seinem täglichen Update auf Twitter. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Nach den Abstürzen mehrerer Drohnen in Russland hat die Ukraine die Verantwortung dafür zurückgewiesen. „In der Russischen Föderation nehmen Prozesse von Panik und Zerfall zu“, schrieb der Berater im Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, auf Twitter. „Das äußert sich in einer Zunahme von inländischen Attacken unbekannter Flugobjekte auf Infrastrukturobjekte.“ Dies und mehr in unserem Newsblog.
  • Offensichtlich auch im Zusammenhang mit einem Anti-Kriegs-Bild seiner Tochter ist ein alleinerziehender Vater in Russland festgenommen worden. Der 54 Jahre alte Alexej Moskaljow müsse die Nacht in einer Zelle verbringen, teilte die Bürgerrechtsorganisation OVD-Info unter Berufung auf den Anwalt des Mannes mit.
  • Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko berät staatlichen Medien zufolge in Peking mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Dieser habe Chinas Bereitschaft zugesichert, mit Belarus die Entwicklung gesunder und stabiler bilateraler Beziehungen auf hohem Niveau voranzutreiben.
  • In der umkämpften Stadt Bachmut leisten die ukrainischen Soldaten nach Angaben des russischen Söldner-Chefs Jewgeni Prigoschin erbitterten Widerstand. Seine Wagner-Söldner sind seit Monaten in heftige Kämpfe um die strategisch wichtige Stadt in der ostukrainischen Region Donezk verwickelt.
  • Die ukrainische Armee könnte sich, wenn notwendig, aus Bachmut zurückziehen. Das sagte ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN. Noch halte das Militär die Stadt, sagte der Berater. Doch sie würden nicht all „unsere Leute umsonst opfern“.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich mit Nachdruck für eine strafrechtliche Aufarbeitung des russischen Angriffskriegs ausgesprochen. „Wir werden dieses gesamte russische völkermörderische System – von den Rädchen bis zu den Architekten – zerschlagen und vor Gericht bringen“, sagte er in seiner Videoansprache. 

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