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Schulmöbel und Spielzeug sind in einem Schulkeller nordöstlich von Kiew zu sehen, in dem Menschen als Geiseln gehalten wurden.

© dpa/Christoph Soeder

Ukraine-Invasion Tag 404: „Ich habe Algebra unter Luftangriffen gelernt“

Was über den Anschlag auf den Militärblogger Tatarski bekannt ist, Habeck in der Ukraine. Der Überblick am Abend.

Als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann, brach vielerorts auch das Schulsystem zusammen. Und doch fanden die Ukrainer Wege, ihren Kindern auch weiterhin möglichst viel Bildung zu ermöglichen – selbst wenn die Schule sich in Australien befindet, wie der britische „Guardian“ nun berichtet (Quelle hier).

Viele ukrainische Schulen, so schreibt die Zeitung, hätten angesichts des Kriegs nicht die Möglichkeit gehabt, den aus der Corona-Pandemie bekannten Fernunterricht wieder einzuführen. Die ukrainische Nichtregierungsorganisation Smart Svita stieß schließlich auf die Monash University in Melbourne. Sie hat eine virtuelle Schule gegründet und Lehrer eingestellt, um jungen Menschen in Konfliktregionen zu helfen. 70.000 Grundschüler und Gymnasiasten hätten seit Beginn der Invasion inzwischen den digitalen Unterricht besucht.

Eine von ihnen war die 13-jährige Sofia, die inzwischen mit ihrer Familie in Italien lebt. „Als der Krieg begann, waren etwa 500 Schüler bei einem Treffen dabei“, erzählte sie der Zeitung. „Jetzt sind wir 50 Kinder oder mehr. Aber es ist immer noch sehr wichtig.“ Es sei eine Mischung aus Schülern, die sich noch im Kriegsgebiet befänden, und Geflüchteten, die sich mit fremden Bildungseinrichtungen und Sprachbarrieren auseinandersetzen mussten.

Für Sofia ist der Unterricht eine Möglichkeit, mit anderen Schülern in Kontakt zu treten, die „einen verstanden und unterstützen“. Jeden Tag sprächen sie miteinander, selbst während der Luftangriffe schalteten sich einige aus Luftschutzbunkern zu. Auch die 15-jährige Margo nutzte das Angebot zu Beginn der Invasion. „Ich habe Algebra unter Luftangriffen gelernt, als Flugzeuge die Dörfer bombardierten. Aber ich brauchte es. Krieg ist Krieg, aber ich muss zu einem klugen Menschen heranwachsen.“

Der Leiter der virtuellen Schule, Prof. Michael Phillips, glaubt, dass der Unterricht nicht nur den Kindern in der Ukraine hilft. Er sagte dem „Guardian“, der Kurs erinnere langjährige Lehrer daran, warum sie den Beruf ergriffen haben. Und solche, die sich noch in der Ausbildung befänden, sagten, dass er ihnen zeige, welche Art von Lehrer sie werden wollten.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Einer der bekanntesten russischen Militärblogger, der 40-jährige Maksim Fomin, der seinen Kampfnamen Wladlen Tatarski vom russischen Revolutionsführer Wladimir Iljitsch Lenin abgeleitet hatte, starb am Sonntagabend bei einer Bombenexplosion. Nur wenige Stunden später führten die Sicherheitsbehörden die 26-jährige Darja Trepowa als Tatverdächtige vor. Mehr zu dem Fall lesen Sie hier.
  • Vizekanzler Robert Habeck ist zu politischen Gesprächen in die Ukraine gereist. Der Grünen-Politiker kam mit einer kleinen Delegation deutscher Wirtschaftsvertreter in Kiew an. Themen der Reise sind der Wiederaufbau des Landes und die Zusammenarbeit im Energiebereich. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der Rüstungskonzern Rheinmetall richtet in Rumänien ein Wartungs- und Logistikzentrums für Panzer, Haubitzen und Militärfahrzeuge ein, die der Ukraine vom Westen geliefert wurden. Die Servicestation in Satu Mare in der Nähe der rumänisch-ukrainischen Grenze soll bereits im April den Betrieb aufnehmen. Mehr dazu hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am Mittwoch in Polen erwartet. Er werde unter anderem im Königsschloss in Warschau mit Ukrainern zusammenkommen, die im Nachbarland Zuflucht gefunden haben, teilte ein Sprecher des polnischen Präsidenten Andrzej Duda bei Twitter mit. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Söldnertruppe Wagner hat nach eigenen Angaben die heftig umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut „im rechtlichen Sinne“ erobert. Das teilte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin im Onlinedienst Telegram mit. Kiew wies die Behauptungen als „Falschinformation“ zurück. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Das russische Verteidigungsministerium fährt momentan eine Informationskampagne, um die Reputation einer Brigade, die aufgrund strategischer Fehler und hoher Verluste in Verruf geraten ist, zu retten. Das berichtet das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienst-Erkenntnisse. Die Brigade stand zuletzt im Mittelpunkt der Ausstrahlung von Helmkamera-Aufnahmen im russischen Fernsehen. Mehr im Newsblog.
  • Finnland wird am Dienstag neues Mitgliedsland der Nato. „Morgen werden wir Finnland als 31. Mitglied begrüßen“, sagte der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg. Am Dienstagnachmittag werde die finnische Flagge am Nato-Hauptquartier in Brüssel gehisst.
  • Polen hat erste Kampfjets MiG-29 aus sowjetischer Produktion an die Ukraine geliefert. Sie seien nützlich für die Ukraine, „um unser aller Sicherheit zu verteidigen“, sagte Marcin Przydacz, ein Berater des polnischen Präsidenten Andrzej Duda, im Radiosender RMF FM.
  • Die russischen Sicherheitsdienste konfiszieren derzeit Reisepässe von hochrangigen Beamten und Vertretern von Staatskonzernen, um Fahnenflucht vorzubeugen. Das berichtet die „Financial Times“. Das sei als Zeichen zu deuten, dass Kreml und FSB bestimmte Personen als potenzielle Überläufer in Verdacht haben.

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