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Ein ukrainischer Soldat steht mit seinem Gewehr vor einem zerstörten Gebäude.

© dpa/PA Wire/Niall Carson

Ukraine-Invasion Tag 499: Ukrainische Soldaten werden beim Sammeln von Spenden erfinderisch

Die EU will mehr Munition für die Ukraine produzieren, die Vereinten Nationen zählen rund 9000 zivile Todesofer seit Beginn der Invasion. Der Überblick am Abend.

Stand:

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges sind die ukrainischen Soldaten an der Front auch auf Spenden und Hilfsorganisationen angewiesen, um ihre Truppen mit dem Nötigen zu versorgen. Der Vorteil: Es geht unbürokratischer und schneller als über den Staat. Doch je länger der Krieg andauert, desto geringer wird das Interesse an Spenden, wie die „New York Times“ schreibt. Daher lasse sich so mancher Soldat etwas Ungewöhnliches einfallen, um Geld zu sammeln (Quelle hier).

Die Zeitung hat zum Beispiel Pavlo Vyshebaba getroffen, einen 37-jährigen Zugführer der 68. Brigade. Wenn er nicht an der Front kämpft, dann liest er den Ukrainern seine eigenen Gedichte vor – und hofft so, Spenden sammeln zu können. Kürzlich hat er sich zwei Wochen Urlaub genommen, um durchs ganze Land zu reisen für solche Auftritte. So schaffte er es, genug Geld für seine Brigade zusammenzubekommen und für sie Funkgeräte oder auch Drohnen zu kaufen.

Andere Soldaten verkaufen Gemälde oder Erinnerungsstücke von der Front, wie etwa abgeschossene Drohnen, heißt es in dem Bericht weiter. Wieder andere bieten an, Artilleriegranaten gegen eine Spende mit persönlichen Botschaften zu versehen. Die „New York Times“ traf zudem einen Feldwebel, auf dessen Auto Raketenwerfer, ein Panzerabwehrraketenwerfer und Munitionskisten zu finden waren. Die Waffen funktionierten nicht mehr, die Kisten waren leer – ihr Bestimmungsort: die Salvador-Dali-Akademie für zeitgenössische Kunst in Kiew. Dort sollten die Stücke ausgestellt und versteigert werden, ein anderer Weg, Geld für die Front zu sammeln.

Und es gibt den 21-Jährigen, der gefilmt hatte, wie er ein gepanzertes russisches Fahrzeug mit einem Raketenwerfer aufhielt. Das Video dazu ging viral, er bekam Tausende Follower auf Instagram und Telegram und machte den Film somit zu Geld. Etwas, das er als notwendig für seine Einheit ansieht: „Wir reparieren Autos, wir reparieren Ausrüstung, wir reparieren Waffen (...) Es geht alles kaputt“, sagte er der „New York Times“. „Wir bekommen das Zeug nicht geschenkt. Wir kaufen das alles mit unserem eigenen Geld.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Die EU hat einen Plan für einen deutlichen Ausbau der Munitionsproduktion für die Ukraine beschlossen. Der Plan zielt darauf ab, die Herstellung von Artilleriegeschossen und Raketen anzukurbeln. Zur Finanzierung will die EU-Kommission 500 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Der Militärische Abschirmdienst (MAD) warnt vor verstärkter Ausspähung der Bundeswehr aus Russland und China. Die Nachrichtendienste beider Staaten seien als „aktivste Akteure der Spionage“ festgestellt worden, schreibt der Militärgeheimdienst in seinem Jahresbericht. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Inmitten des Chaos um den Wagner-Aufstand wurden die Spione des BND offenbar Zeugen eines entscheidenden Gesprächs. Nach ARD-Recherchen soll der deutsche Auslandsgeheimdienst die Kommunikation zwischen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko überwacht und so direkt von der Vermittlerrolle Lukaschenkos erfahren haben. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Rund 500 Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zählen die Vereinten Nationen mehr als 9000 zivile Todesopfer - darunter mehr als 500 Minderjährige. Das teilte die UN-Menschenrechtskommission mit. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich deutlich höher. 
  • Die Nato bereitet für den Gipfel in Litauen ein Unterstützungspaket für die Ukraine vor. Laut Generalsekretär Jens Stoltenberg wird bei dem Spitzentreffen ein mehrjähriges Programm vereinbart werden, um eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Ukraine-Streitkräften und des Bündnisses zu ermöglichen.
  • Die ukrainische Armee führt nach Einschätzung von US-Experten an mindestens drei Abschnitten Gegenoffensiven durch und versucht, russische Soldaten und Logistikressourcen schrittweise zu schwächen. Die Streitkräfte hätten nach Angaben des ukrainischen Militärs Gebiete in Richtung Bachmut sowie im Westen der Gebiete Donezk und Saporischschja im Visier, schrieb das Institut für Kriegsstudien (ISW).
  • Die Ukraine würde eine US-Lieferung von Streumunition begrüßen. Diese habe zweifellos das Potenzial, auf „psychisch-emotionaler Ebene einen außerordentlichen Effekt auf die bereits demoralisierten russischen Besatzer“ auszuüben, sagt Präsidentenberater Mychailo Podoljak der Nachrichtenagentur Reuters.
  • Die russischen Wagner-Söldner haben das ihnen nach dem abgebrochenen Aufstand angebotene Lager für ein Exil in Belarus nach Angaben der Regierung in Minsk bislang nicht bezogen. Kein Kämpfer der habe das Lager besucht, sagt der Berater des belarussischen Verteidigungsministeriums, Leonid Kasinsky.
  • Nach der bewilligten Lieferung von Streumunition aus den USA hat die Bundesregierung zwar darauf hingewiesen, dass Deutschland dem internationalen Abkommen zur Ächtung dieser Munition beigetreten ist. Gleichzeitig signalisierte Regierungssprecher Steffen Hebestreit aber Verständnis für eine Lieferung durch die Vereinigten Staaten. 
  • Die russische Marine will nach Angaben britischer Militärexperten ihre Fähigkeiten im Asowschen Meer ausbauen. Dazu sei bereits ein neuer Marine-Distrikt mit Hauptquartier in der besetzten ukrainischen Stadt Mariupol gegründet worden, hieß es im täglichen Geheimdienst-Bericht des Verteidigungsministeriums in London. 
  • Die Zahl der Toten nach dem Raketenangriff auf die westukrainische Stadt Lwiw (Lemberg) ist auf zehn gestiegen. Das zehnte Todesopfer - die Leiche einer Frau - sei am Freitagmorgen aus den Trümmern eines Wohnhauses geborgen worden, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj bei Telegram mit.

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