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Ukraine-Invasion Tag 829: Ukraine setzt offenbar auch auf unbemannte Robotersysteme an der Front
Ukraine will erstmals Ziel in Russland mit westlichen Waffen zerstört haben. Russen machen laut London kleinere Gewinne in der Ostukraine. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat wiederholt gezeigt, wie sich die Kriegsführung im Laufe der Zeit verändert hat. So spielen etwa Drohnen eine große Rolle auf beiden Seiten. Die Ukraine setzt aber auch auf unbemannte und ferngesteuerte Robotersysteme, um der Überzahl an russischen Soldaten etwas entgegenzusetzen, wie der „Telegraph“ nun berichtet (Quelle hier).
Seit Monaten, so heißt es in dem Bericht, würden solche Robotersysteme an der Front eingesetzt – zum Beispiel, um Brücken zu sprengen, aber auch, um Nachschub an die Front zu bringen oder verletzte Soldaten zu evakuieren. „Die Technologie, insbesondere unbemannte Bodenfahrzeuge, ermöglicht es, die menschliche Beteiligung auf dem Schlachtfeld zu minimieren und das Leben und die Gesundheit der ukrainischen Soldaten zu schützen“, zitiert die Zeitung Nataliia Kushnerska, von der Plattform für Verteidigungsinnovationen der ukrainischen Regierung.
Allein im März seien 50 solcher Robotersysteme an die Front geschickt worden. Einige seien mit Maschinengewehren ausgestattet, auch eine Installation von Nachtsichtkameras oder zusätzlicher Panzerung sei möglich. Die unbemannten Bodenfahrzeuge mit den Namen Ratel-S und Ark-1 könnten zudem rund 40 Kilogramm Sprengstoff transportieren, um sie dann etwa unter einem Panzer anzubringen. Die Logistikroboter wiederum könnten Lasten von bis zu 600 Kilogramm tragen und hätten eine Reichweite von rund 40 Kilometern.
Ein Beispiel, das der „Telegraph“ von einem solchen Einsatz nennt: Im Februar seien Berichte aufgetaucht, wonach russische Infanteristen versucht hätten, einen ukrainischen Bunker außerhalb von Awdijiwka zu erobern, allerdings massivem Beschuss ausgesetzt gewesen seien. Als es ihnen doch gelungen sei, den Bunker zu erreichen, hätten sie festgestellt, dass sie einen Metallklumpen beschossen hätten. Offenbar einer von vier Kampfrobotern, die entlang der Frontlinie verteilt gewesen seien.
„Wir sind zuversichtlich, dass unbemannte Bodenfahrzeuge den Krieg verändern werden, so wie es Drohnen bereits getan haben“, sagt Kushnerska. „Dies ist unsere asymmetrische Antwort auf die zahlenmäßige Überlegenheit des Feindes.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Vizekanzler Robert Habeck bedauert, dass Bundeskanzler Olaf Scholz seinen jüngsten Kurswechsel in der Ukraine-Politik nicht früher vollzogen hat. „Alles, was wir entschieden haben, hätten wir schneller entscheiden können“, sagte Habeck der „Augsburger Allgemeinen“. Zugleich verteidigte er Scholz aber gegen den Vorwurf des Zauderns. Mehr hier.
- Das Verteidigungsministerium will einem Bericht zufolge deutlich mehr Artilleriemunition kaufen als bislang geplant. Der bereits geschlossene Rahmenvertrag mit der Rüstungsschmiede Rheinmetall über rund 880 Millionen Euro solle um mindestens 200.000 Granaten des Kalibers 155 Millimeter aufgestockt werden, berichtete das Magazin „Spiegel“. Mehr hier.
- Eigenen Angaben zufolge haben ukrainische Streitkräfte erstmals mit westlichen Waffen ein russisches S-300-Raketensystem auf russischem Territorium getroffen. Das berichtet der US-Nachrichtensender „CNN“.„Es brennt wunderschön. Es ist eine russische S-300. Auf russischem Territorium“, schreibt die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk dazu. Mehr dazu hier.
- Russland greift in der Ostukraine nach britischer Einschätzung vor allem im Bereich der Städte Awdijiwka und Pokrowsk an. „Russische Kräfte haben kleinere Gewinne gemacht, im nördlichen Abschnitt dieser Front in Richtung der Dörfer Sokil und Jewheniwka“, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
- Der Kreml hat am Dienstag gewarnt, dass möglicherweise in die Ukraine entsendete westliche Militärausbilder nicht vor russischen Angriffen geschützt sein würden. „Kein Ausbilder, der mit der Ausbildung des ukrainischen Militärregimes befasst ist, hat Immunität“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow vor Journalisten in Moskau. „Es spielt keine Rolle, ob sie Franzosen sind oder nicht.“
- Seit der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Amt ist, hat sich zahlreichen Ukrainern zufolge die Situation der Demokratie in dem Land verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt das Internationale Institut für Soziologie in Kiew. Bei der Umfrage gaben 43 Prozent an, dass sich die Demokratie in der Ukraine in den fünf Jahren unter Selenskyjs Präsidentschaft verschlechtert hat.
- Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Millionenstadt Dnipro wurden mindestens sieben Menschen verletzt, darunter ein Baby. „Ein Junge im Alter von einem Monat ist in zufriedenstellendem Zustand und wird ambulant behandelt“, schrieb der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, auf Telegram.
- Russland hat nach eigenen Angaben im Süden des Gebiets Kursk an der Grenze zur Ukraine 20 ukrainische Drohnen abgefangen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten vier Dörfer in seiner Region mit Kampfdrohnen und Hubschraubern angegriffen, es habe aber keine Verletzten gegeben, teilt der Gouverneur der Region, Alexej Smironow, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.
- Italien wird der Ukraine ein zweites Flugabwehrsystem vom Typ SAMP/T liefern. Damit reagiere Italien auf eine Bitte der Ukraine, sagt Außenminister Antonio Tajani im öffentlich-rechtlichen Sender RAI. Einen Zeitrahmen nennt er nicht.
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