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Olena Selenska.

© IMAGO/UKRINFORM/IMAGO/Kirill Chubotin

Ukraine-Invasion Tag 869: Wie Selenskyjs Frau mit ihrer Kleiderwahl die Ukraine zu unterstützen versucht

Die Nato bezeichnet China als „entscheidenden Beihelfer“ Russlands. Moskau will nicht an zweitem Friedensgipfel teilnehmen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

heute Abend endet der Nato-Gipfel in Washington mit den Abschlusspressekonferenzen. Biden, Scholz, Stoltenberg…über viele Personen ist in den vergangenen Tagen gesprochen worden. Über eine weniger: Olena Selenska, die Frau des ukrainischen Präsidenten. Sie hat ihren Mann die vergangenen Tage beim Gipfel begleitet. Die „New York Times“ hat die Auftritte der First Lady der Ukraine genauer betrachtet – vor allem hinsichtlich ihrer Kleiderwahl, mit der sie ihren Teil zur Unterstützung der Ukraine beizutragen versucht (Quelle hier).

Das US-Medium hat dafür mit Natasha Kamenska gesprochen, Designerin, Mitbegründerin von Gunia Project“, einer ukrainischen Marke, und seit Mitte 2021 Stylistin der First Lady. „Auf dieser Reise haben wir versucht, so viele verschiedene ukrainische Marken wie möglich einzubeziehen, um Widerstandsfähigkeit zu demonstrieren und zu zeigen, dass Marken trotz Artilleriebeschuss und Stromausfällen weiterhin funktionieren und sich weiterentwickeln“, erklärt Kamenska.

In Washington soll Olena Selenska neun verschiedene ukrainische Marken getragen haben. Am ersten Tag war sie mit ihrem Mann am Holodomor-Denkmal, das an die Hungersnot unter der Sowjetherrschaft in der Ukraine erinnert. Dabei trug sie ein besticktes Hemd namens „Vyshyvanka“. Das sei „der Inbegriff ukrainischer Kultur“ und die schwarze Stickerei unterstreiche „die schmerzhafte Symbolik des Denkmals“. Am zweiten Tag der Reise kam sie dann in einem dreiteiligen Anzug, ganz in blau mit einer goldenen Brosche. Ein Hinweis auf die Farben der ukrainischen Flagge.

Nach ihrem ersten Eindruck von ihrer Chefin gefragt, antwortet die Stylistin: „Sie lud mich zum Abendessen in ihr Haus ein. Ich konnte nur denken: „Oh mein Gott, es ist die First Lady und Präsidentin. Was soll ich anziehen?“ Aber als ich ankam, trug sie einen Kapuzenpullover, Jeans und Turnschuhe.“ Weiter erzählt sie: „Dann machte sie sich in der Küche ein paar Steaks und wir aßen. Der Präsident kam nach der Arbeit vorbei, um Hallo zu sagen.“

In den ersten Kriegsmonaten habe Olena Selenska keine Stylisten gewollt. Mode und Krieg? Das passte nicht zusammen. Irgendwann habe sie dann wieder angefangen, sich modisch zu kleiden – auch mithilfe ihrer Stylistin.

„Zunächst beschlossen wir, mit der Garderobe zu arbeiten, die wir hatten, und nur mit wirklich ruhiger Kleidung – nichts zu Buntes, Verspieltes oder Feminines. Meistens mit Anzügen, denn meiner Meinung nach machen Anzüge uns stärker. Sie sind wie ein Schutzschild, und ukrainische Frauen kämpfen jeden Tag“, sagt Kamenska. Olena Selenkska sei damit die „erste First Lady, die ihre Identität bei ihren öffentlichen Auftritten durch zeitgenössische ukrainische Designer zum Ausdruck bringt und nicht nur am Unabhängigkeitstag traditionelle Kleidung trägt.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Russland hat als Reaktion auf den Nato-Gipfel in Washington eine „sehr ernste Bedrohung“ durch das westliche Militärbündnis beklagt und Gegenmaßnahmen angekündigt. Russland werde die Entscheidungen und die Abschlusserklärung des Nato-Gipfels in Washington „sehr genau analysieren“ und „durchdachte, koordinierte und effektive Maßnahmen ergreifen, um die Nato einzudämmen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Grünen sehen noch Klärungsbedarf bei der zwischen Berlin und Washington vereinbarten Stationierung von US-Langstreckenwaffen in Deutschland. Die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Sara Nanni, forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu einer Erklärung über die Hintergründe und die finanziellen Aspekte der geplanten Stationierung auf: Dass sich Scholz dazu zunächst nicht geäußert habe, „obwohl es eine klare Einordnung dringend bräuchte, irritiert“, sagte sie der „Rheinischen Post“.
  • Die Nato hat bei ihrem Gipfeltreffen in Washington Militärhilfen von 40 Milliarden Euro für die Ukraine beschlossen. Bündnis-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach von einem „bedeutenden“ Hilfspaket.
  • Die Nato hat China in ungewöhnlich scharfer Form wegen seiner Unterstützung für Russland im Ukraine-Krieg kritisiert und damit empörte Reaktionen in Peking hervorgerufen. China sei ein „entscheidender Beihelfer“ im russischen Angriffskrieg, hieß es in der Gipfelerklärung der Staats- und Regierungschefs. China reagierte empört und warnte die Nato davor, „eine Konfrontation zu provozieren“. Mehr dazu hier.
  • Russland will nach Angaben aus dem Außenministerium nicht an einem möglichen zweiten Friedensgipfel zur Ukraine teilnehmen. Die Kiewer Vorstellungen zu einem Nachfolgetreffen der Konferenz in der Schweiz Mitte Juni seien bekannt, sagte Vizeaußenminister Michail Galusin der staatlichen Nachrichtenagentur Ria. Aus russischer Sicht solle es dabei erneut nur um die Vorschläge des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gehen, andere Friedensinitiativen würden ignoriert. Mehr dazu hier.
  • Deutschland, Frankreich, Italien und Polen wollen zusammen bodengestützte Marschflugkörper mit einer Reichweite von über 500 Kilometern entwickeln. Die Verteidigungsminister der Länder unterzeichnen am Rande des Nato-Gipfels in Washington eine entsprechende Absichtserklärung. Mit dem Schritt soll eine Lücke in den europäischen Waffenarsenalen geschlossen werden, die nach Ansicht der Länder durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine offengelegt wurde.
  • Mehrere tausend in Polen lebende Ukrainer haben sich nach Angaben der Regierung in Warschau für eine geplante Freiwilligen-Brigade gemeldet. „Viele von ihnen wollen wirklich dienen und etwas für ihre Landsleute an der Front bewirken, aber sie sagen: Wir wollen nicht ohne die richtige Ausbildung und Ausrüstung in den Kampf geschickt werden“, sagte Polens Außenminister Radoslaw Sikorski am Rande des Nato-Gipfels in Washington.
  • Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe am frühen Morgen zwei ballistische Raketen vom Typ Iskander-M und sechs iranische Schahed-Drohnen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert. Beim Raketenangriff auf die Region Sumy im Nordosten sei ein Mensch verletzt worden, teilen örtliche Behörden mit. Alle sechs Drohnen wurden nach ukrainischen Militärangaben über vier Regionen abgefangen und zerstört.
  • Ukrainische Behörden haben eigenen Angaben zufolge einen Frachter beschlagnahmt, der illegal Getreide von der von Russland annektierten Halbinsel Krim exportiert habe. Die unter kamerunischer Flagge fahrende „Usko MFU“ sei mindestens zweimal in den Hafen von Sewastopol eingefahren, nachdem sie zuvor ihr Ortungssystem deaktiviert hatte, erklärte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft.
  • In Russland hat der inhaftierte Menschenrechtler Oleg Orlow bei einer Anhörung vor Gericht seinen Vorwurf einer „Massenunterdrückung“ bekräftigt. Er stehe zu seiner Kritik, sagte der 71-jährige Co-Vorsitzende der 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Menschenrechtsorganisation Memorial. „Ich bereue nichts und habe kein schlechtes Gewissen. Ich bin zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagte er.
  • Die nicht zu den Olympischen Spielen in Paris zugelassenen russischen Sportlerinnen und Sportler haben nach offiziellen Angaben eine Kompensation erhalten. Insgesamt seien 200 Millionen Rubel (rund 1,92 Millionen Euro) an 245 russische Athletinnen und Athleten ausgezahlt worden, sagte der Generaldirektor des Russischen Olympischen Komitees.

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