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Ukraine-Invasion Tag 870: Kritik an unzureichendem Schutz für ukrainische Flugplätze
Russland weist Vorwürfe zu Anschlagsplänen auf Rheinmetall-Chef zurück. Heusgen kritisiert Scholz-Regierung. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Am Rande des Nato-Gipfels hatten die Niederlande und Dänemark am Mittwoch (Ortszeit) erklärt, dass die Partner des Militärbündnisses mit der Lieferung der F-16-Kampfjets an die Ukraine begonnen hätten. Während Kiew auf diese wartet, gibt es in der Ukraine Kritik daran, dass im Vorfeld nicht genug für den Schutz der Maschinen getan worden sei, wie der „Kyiv Independent“ schreibt (Quelle hier). Dabei erfolgt die Lieferung der Jets sogar mit rund einjähriger Verzögerung.
Seit Beginn des Krieges habe Russland auch die ukrainischen Luftwaffenstützpunkte ins Visier genommen und mit Raketen angegriffen, schreibt das Portal. Solche Angriffe habe es auch zuletzt gegeben. Russland filme die Attacken zudem mit Drohnen und stelle die Videos ins Netz. „Der Zweck der Veröffentlichung ist es, zu zeigen, dass sie in der Lage sind, Flugzeuge zu zerstören und dass sie keine Angst vor F-16 haben“, erklärte Viktor Kevliuk, pensionierter Offizier und Verteidigungsexperte des Zentrums für Verteidigungsstrategien.
Wegen der erwarteten Ankunft der F-16 hätten, so schreibt der „Kyiv Independent“, mehrere ukrainische Soldaten und Aktivisten die Luftwaffe des Landes kritisiert. Der Grund: Sie hätten die Flugplätze trotz Vorwarnungen nicht angemessen geschützt. Dafür seien Betonschutzräume erforderlich, heißt es in dem Bericht weiter. Doch die Ukraine verfüge laut Kevliuk nicht über solche.
„Niemand hat richtig in die Verteidigung investiert, niemand hat Flugplätze für die Stationierung von Flugzeugen in geschützten Unterständen vorbereitet“, sagte er und stellt des Weiteren fest: „Es gibt mehr Flugplätze, als wir Luftabwehrsysteme haben.“ Das Problem der Ukraine: Die Infrastruktur zur Unterbringung von Jets stammt noch aus Sowjetzeiten, das Umrüsten auf moderne Zeiten aber, so sagte es ein Experte dem Portal, könnte Jahre dauern.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Der US-Medienbericht über russische Anschlagspläne gegen Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat große Empörung ausgelöst. Der Kreml wies den Vorwurf eines russischen Mordkomplotts am Freitag zurück. Mehr hier.
- Als Reaktion auf die vom US-Sender CNN enthüllten russischen Anschlagspläne gegen Papperger fordert der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter eine strengere Einreisekontrolle. Möglicherweise hätten sich die Agenten unter den 35.000 Russen befunden, „die seit 2022 Touristenvisa für Deutschland erhalten haben“, sagte er dem Tagesspiegel. Mehr hier.
- Der Chef des Ukraine-Stabes der Bundeswehr, Generalmajor Christian Freuding, glaubt daran, dass die Ukraine ihre Lufthoheit zurückgewinnen kann. „Wir hoffen, dass der Himmel über der Ukraine wieder den Ukrainern gehören wird“, sagte er im ZDF. Er setzt dabei auf die F16-Jets, die Kiew geliefert werden sollen. Mehr hier.
- Scharfe Kritik des früheren außenpolitischen Beraters von Kanzlerin Angela Merkel (CDU): Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, kritisiert den Großteil der Bundesregierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) für ihre Kommunikation zum Ukrainekrieg. Der Verteidigungsminister rede Tacheles, dessen Kabinettskollegen unterschätzten aber immer noch den Ernst der Lage, sagte er. Mehr hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von den Nato-Partnern freie Hand für den Einsatz der von ihnen gelieferten Waffen gegen Russland gefordert. Damit die Ukraine den russischen Angriffskrieg gewinnen könne, müssten alle Beschränkungen fallen, sagte er beim Nato-Gipfel. Bundeskanzler Scholz und US-Präsident Joe Biden wiesen die Forderung allerdings umgehend zurück. Mehr hier.
- Die ungarische Regierung hat den Nato-Partnern Doppelmoral und Versagen im Umgang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. „Wir werden weiterhin für Dialog und diplomatische Kanäle eintreten, da die derzeitige Strategie der letzten zweieinhalb Jahre ein totaler Fehlschlag war“, sagte Außenminister Peter Szijjarto nach Angaben eines Sprechers. Mehr hier.
- Ein russischer Kampfpilot soll vertrauliche Informationen an den ukrainischen Militärgeheimdienst weitergegeben haben, die zur Identifizierung von 30 Kommandeuren seiner Fliegerstaffel beitrugen, wie „Kyiv Independent“ aus Geheimdienstkreisen erfahren haben will. Unabhängig prüfen lassen sich die Angaben nicht. Mehr in unserem Newsblog.
- Die dänische Regierung bestreitet nicht, dass die Ukraine F-16-Kampfjets außerhalb des Landes einsetzen kann, betont aber, dass diese Angriffe, insbesondere auf russischem Gebiet, mit dem Völkerrecht vereinbar sein müssen. Dies erklärte die dänische Premierministerin Mette Frederiksen in einem Kommentar für Radio Liberty.
- Entgegen der jüngsten Erklärung von Premierminister Keir Starmer wird Großbritannien der Ukraine nicht gestatten, Storm-Shadow-Langstreckenraketen auf Ziele in Russland abzufeuern. Dies berichtet die Zeitung „The Telegraph“ unter Berufung auf Quellen im britischen Verteidigungsministerium.
- Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben alle fünf Kalibr-Marschflugkörper vom Typ Kh-101 abgefangen, die die russischen Streitkräfte auf die Ukraine abgefeuert haben. Auch elf von 19 Drohnen seien zerstört worden. Hauptziel des russischen Angriffs sei die Stadt Starokostjantyniw gewesen.
- Die Weltgemeinschaft hat Russland zu einem Rückzug vom ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja aufgefordert. 99 der 193 Mitglieder der UN-Vollversammlung stimmten am Donnerstag für eine entsprechende Resolution, die von Deutschland und Dutzenden weiteren Ländern eingebracht wurde.
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