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Ukraine-Invasion Tag 873: Mit dieser Kampagne versucht Kiew, neue Rekruten zu gewinnen
Die Ukraine braucht laut Selenskyj mindestens 25 Patriot-Systeme. Die Bundesregierung spricht sich gegen die Lieferung deutscher Jets an die Ukraine aus. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Dass die Ukraine Probleme hat, weitere Rekruten für den Kampf gegen das angreifende Russland zu gewinnen, ist seit Langem bekannt. Ein neues Gesetz soll gegensteuern, ebenso wie die Herabsetzung der Altersgrenze für die Einberufung von Reservisten. Und es gibt einen weiteren Weg, wie Kiew mehr Unterstützung gewinnen will – mithilfe einer neuen Kampagne, über die der britische „Guardian“ berichtet (Quelle hier).
Demnach sind überall in Kiew Plakate aufgetaucht, auf denen verschiedene Armeeeinheiten ein positiveres Bild der Kämpfe zeichneten. „Sommer, UAV“ steht laut dem Bericht auf einem Plakat, das einen Soldaten zeigt, der eine Drohne von einem Liegestuhl aus bedient, während seine Stiefel im Sand liegen. Auf einem anderen von der Khartia-Brigade wird versprochen: „Wir garantieren 60 Tage Vorbereitung.“
Was tatsächlich neu ist, schreibt der „Guardian“, dass die Männer nun mehr Auswahlmöglichkeiten hätten, wo sie eingesetzt werden. Das Verteidigungsministerium habe kürzlich auf Facebook erklärt: „Jetzt haben Sie die Möglichkeit, eine Position für den Dienst in der Armee zu wählen.“ Besonders begehrt seien dabei die Einheiten, die sich an der Front einen prominenten Ruf erworben hätten, wie etwa die Asow-Brigade. Das wiederum stelle aber kleinere Einheiten bei der Rekrutierung vor Probleme.
Und ob durch die Aktion wirklich mehr Rekruten für die Front zusammenkommen, ist ebenfalls fraglich. Denn das Verteidigungsministerium hatte sich mit mehreren Stellenbörsen zusammengetan, die bei der Suche unterstützen können. Ein Anbieter sagte der Zeitung, dass zwar sehr viele Bewerbungen schon eingegangen seien. Allerdings seien die beliebtesten Positionen solche, die nichts mit dem direkten Kampf gegen russische Soldaten zu tun haben. Dazu gehören etwa der Transport, die IT oder auch die Küche. Aber auch Positionen für Drohnenbediener und Presseoffiziere seien sehr gefragt.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Der ukrainische Grenzschutz hat nach eigenen Angaben einen Deserteur unweit der moldauischen Grenze erschossen. Dieser habe zuvor einen Grenzschutzbeamten angegriffen, sagte der Sprecher der Behörde, Andrij Demtschenko, dem Internetportal „Ukrajinska Prawda“. Mehr hier.
- Nach mehr als zwei Jahren Krieg ist einer neuen Umfrage zufolge nur gut ein Drittel der Ukrainer strikt gegen Verhandlungen mit dem Kreml. Mehr als 40 Prozent sind für Friedensgespräche, ergab eine repräsentative Umfrage des Rasumkow-Zentrums im Auftrag des Internetportals Dserkalo Tyschnja. Mehr hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat gelassen auf einen Versprecher von US-Präsident Joe Biden reagiert. Schließlich hätten die USA der Ukraine viel Hilfe zukommen lassen. Biden hatte bei einer Rede auf dem Nato-Gipfel Selenskyjs Namen mit dem des russischen Präsidenten Wladimir Putin vertauscht. Mehr hier.
- Im Westen der Ukraine ist ein Rekrutierungsamt der Armee offiziellen Angaben zufolge mit einer Granate attackiert worden. Wie die Polizei in der Region Lwiw erklärte, wurde das Geschoss nach Augenzeugenberichten am Montag kurz nach Mitternacht auf das Gebäude in der Kleinstadt Busk geworfen. Mehr im Newsblog.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Angaben zur Mindestzahl an benötigten Patriot-Systemen für den Schutz des gesamten Landes erneuert. „Um die Ukraine komplett abzusichern, brauchen wir nach Meinung unserer Militärs 25 Patriot-Systeme“, sagte er in Kiew. Dabei vermied Selenskyj es, die Zahl der bereits vorhandenen Patriot-Systeme zu nennen.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben keine Angst vor einer möglichen zweiten Amtszeit des früheren US-Präsidenten Donald Trump. „Ich denke, wenn Donald Trump Präsident wird, werden wir zusammenarbeiten“, sagte er am Montag.
- Die Bundesregierung hat dem Ruf von CDU-Chef Friedrich Merz nach einer Lieferung deutscher Kampfflugzeuge an die Ukraine eine Absage erteilt. Regierungssprecher Steffen Hebestreit verwies dazu am Montag in Berlin auf die schon bestehende Initiative einiger Staaten zur Lieferung von F-16-Jets.
- Russland schickt in der Ostukraine Einheiten in den Kampf, die sowohl unterbesetzt als auch unzureichend ausgestattet sind und eigentlich nur als Reserve dienen sollten. Das berichtet die Zeitung „Ukrainska Pravda“ unter Berufung auf eine Analyse des Institute for the Study of War (ISW).
- Über dem Westen Russlands und der Halbinsel Krim sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau zahlreiche ukrainische Drohnen abgeschossen worden. „In der vergangenen Nacht (...) haben die aktiven Luftabwehrsysteme 22 Drohnen zerstört und abgefangen“, teilte das Ministerium am Montag mit.
- Medienberichten zufolge ist es in der Nacht nahe der ukrainischen Hafenstadt Odessa zu heftigen Explosionen gekommen. Der Gouverneur der Militärverwaltung des Gebiets, Oleh Kiper, rief die Bewohner der Stadt und des Bezirks Odessa über Telegram auf, in Schutzräumen zu bleiben, bis das Feuer gelöscht sei.
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