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Dieses Bild aus Butscha stammt vom April 2022.

© imago/xcitepress/IMAGO/xcitepress

Ukraine-Invasion, Tag 897: Das Grauen des Krieges lockt auch Touristen an

Ukraine nutzt offenbar auch deutsche Panzer bei Angriff auf Kursk, zwei Tote bei russischem Angriff in Donezk. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

die ukrainischen Städte Butscha und Irpin sind Symbole für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine geworden. Und das zieht inzwischen auch Touristen an, wie der britische „Telegraph“ berichtet (Quelle hier).

Mindestens ein Dutzend Unternehmen biete inzwischen in den beiden Städten, aber auch in anderen Gebieten der Ukraine Führungen für diesen „schwarzen Tourismus“ an, schreibt die Zeitung. Einer von ihnen ist der ukrainische Anwalt Dmytro Nykyforow. Er stammt eigentlich aus der Nähe von Kherson, floh aber zu Beginn des Krieges nach Kiew. Nun führt er Besucher für umgerechnet rund 250 Pfund pro Person durch Butscha.

„Ich bin einer von vielen Ukrainern, die sich an den Krieg gewöhnt haben“, sagte er der Zeitung. „Daher bin ich nicht verärgert, wenn wir Touristen haben, die sehen wollen, was hier passiert.“ Hinter den Touren stecke die Idee, „unsere Erfahrungen mit ihnen zu teilen und ihnen zu helfen, mehr über den Krieg zu erfahren“. 

Nykyforow besteht darauf, dass Touristen, die sich für diese Touren interessieren, nicht von einer morbiden Neugier getrieben sind. „Die Menschen sind daran interessiert, Butscha zu sehen, weil sie den Beweis für die russische Aggression mit ihren eigenen Augen sehen wollen und nicht nur durch die Medien“, sagt er. Auch wollten sie die zerstörten russischen Fahrzeuge sehen, die etwa in Kiew ausgestellt werden.

Neu ist diese Art von Tourismus für die Ukraine nicht, denn vor der Vollinvasion Russlands in die Ukraine hatte es auch Touren zum stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl gegeben, wo sich im April 1986 eine Nuklearkatastrophe abgespielt hatte. Eines der Unternehmen, die dort Touren anboten, sind nun auch in den anderen Orten der Ukraine unterwegs. Für rund 163 Euro pro Person bietet es laut dem Bericht eine „Tour durch die unbewohnten Orte“ von Hostomel, Irpin, Butscha und Romanivka an.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Die angegriffene Ukraine hat den Krieg in bisher ungekanntem Ausmaß nach Russland getragen. Hinter dem Vorstoß könnte eine strategische Absicht im Hinblick auf mögliche Friedensgespräche stecken. Das deutete der ukrainische Präsidentenberater Mykhailo Podolyak „Kyiv Independent“ zufolge am 7. August an. Mehr hier.
  • In der russischen Grenzregion Kursk ist der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Dies teilte Übergangsgouverneur Alexej Smirnow am Mittwoch im Onlinedienst Telegram mit. Er begründete dies mit einer „schwierigen Situation“ in der Grenzregion zur Ukraine. Mehr hier.
  • Der während der Energiekrise mit staatlichen Milliardenzahlungen gerettete Energiekonzern Uniper will im kommenden Frühjahr mehr als 3,4 Milliarden Euro an den Bund zurückzahlen. Dies teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit. Uniper gehört seit der Energiekrise 2022 vorübergehend dem deutschen Staat. Mehr hier.
  • Die Ukraine nutzt bei ihrem Angriff auf die russische Region Kursk offenbar auch Panzer, die Deutschland als Militärhilfe an das Land geliefert hatte. Das zeigen Luftaufnahmen des russischen Verteidigungsministeriums, die von mehreren Nutzern der Plattform auf X geteilt werden. Mehr im Newsblog.
  • Hohe Rüstungsinvestitionen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine halten Rheinmetall auf Rekordkurs. „So stark sind wir noch nie gewachsen“, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger am Donnerstag. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal um 49 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. 
  • Die EU sieht den Vorstoß ukrainischer Truppen ins russische Gebiet Kursk im Kontext des Selbstverteidigungsrechts. „Wir sind der Meinung, dass die Ukraine einen rechtmäßigen Verteidigungskrieg gegen eine illegale Aggression führt“, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell in Brüssel. 
  • Bei russischem Artilleriebeschuss sind in der Stadt Kostjantyniwka in der ostukrainischen Region Donezk nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens zwei Menschen getötet worden. Der Angriff am Morgen habe ein Wohnviertel getroffen, teilt Regionalgouverneur Wadym Filschkin auf Telegram mit. 
  • Estland hat an seiner östlichen EU-Außengrenze zu Russland eine vollständige Zollkontrolle eingeführt. Auf Beschluss der Regierung des baltischen EU- und Nato-Landes werden ab sofort striktere Kontrollen an den Straßen- und Schienengrenzübergängen in Narva, Koidula und Luhamaa umgesetzt - sie ersetzen die bislang risikobasiert erfolgte Überprüfung von Passagieren und Fahrzeugen. 
  • Eine Woche nach seiner Freilassung bei dem Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen hat der prominente Oppositionspolitiker Ilja Jaschin zu Solidarität mit den verbliebenen politischen Gefangenen in seiner Heimat aufgerufen. „Es gibt Menschen, die wir gemeinsam retten müssen, hier und jetzt“, sagte Jaschin am Mittwoch vor Exil-Russen in Berlin. 

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