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Wladimir Putin wartet auf die ausgetauschten Häftlinge.

© REUTERS/Gavriil Grigorov

Ukraine-Invasion, Tag 965: Pablo González – spanischer Journalist oder russischer Spion?

Chef des Olympischen Komitees Russland tritt zurück. Neues Rüstungsunternehmen in Europa. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Wer ist Pablo González – spanischer Journalist oder russischer Spion? Dieser Frage nähert sich „Guardian“-Journalist Shaun Walker in einem sehr persönlichen Text an.

Walker lernte González selbst vor einigen Jahren kennen, als beide an einer Ausbildung für Journalisten im Einsatz in Krisengebieten teilnahmen. Kurz nach dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 dann die Nachricht: González wurde in Polen festgenommen. Er soll Spion des russischen Geheimdienstes gewesen sein. Im August diesen Jahres war Pablo González – oder Pavel Rubtsov, wie er eigentlich heißen soll – schließlich Teil des großen Gefangenenaustausches und wurde von Putin persönlich in Moskau empfangen.

Walker spürt in seinem Text dem Phantom González nach, spricht mit seiner Familie, mit Freunden und Wegbegleitern. Und der Fall ist komplex: So hat González selber nie bestritten, russischer Abstammung zu sein. Die Familie seiner Vaters stammt aus Russland, González selbst wuchs im spanischen Baskenland auf.

Wladimir Putin spricht zu den russischen Staatsbürgern, die beim Gefangenenaustausch im August freigelassen wurden – hinten links: Pablo González.

© REUTERS/Gavriil Grigorov

Ab etwa 2014 schaffte es González demnach, immer näher in den Zirkel politisch aktiver Exil-Russen zu kommen. Er führte eine Beziehung mit Schanna Nemtsova, der Tochter des 2015 getöteten Kreml-Kritikers Boris Nemtsov, knüpfte Kontakte zu Bellingcat, einer einflussreichen Gruppe von Open-Source-Ermittlern und ging mit Alexei Nawalny Abendessen.

Erst später kamen Nemtsova Zweifel: Wie könnte sich ein freier Journalist, der angeblich für kleine baskische Medien schrieb, ständige Reisen durch Europa leisten? Spion-Jäger haben inzwischen zudem Hinweise darauf gefunden, dass es in González’ Familie schon früher Agenten gab – für die Sowjetunion.

Internationalen Geheimdiensten zufolge leitete González ein kleines Team von Agenten in der Ukraine, außerdem soll er persönliche Daten von Kreml-Kritikern und geheime Informationen von Dissidenten an Moskau geliefert haben.

González selbst streitet weiter alle Vorwürfe ab. In einem Interview im russischen Staatsfernsehen sagte er, es gebe keinerlei Beweise gegen ihn. Doch hätte sich Russlands Präsident Putin wirklich für einen harmlosen spanischen Journalisten beim Gefangenenaustausch eingesetzt?

  • Stanislaw Posdnjakow hat als Präsident des international isolierten Russischen Olympischen Komitees (ROK) seinen Rückzug angekündigt. Zu den Gründen äußerte sich der frühere Säbelfechter mit vier Olympiasiegen nur verklausuliert. Russland stehe vor „geopolitischen Herausforderungen“ und müsse die Führung auf allen Gebieten optimieren, darunter auch im Spitzensport, hieß es in einer Mitteilung des ROK in Moskau. Mehr hier
  • In der europäischen Rüstungsindustrie entsteht ein neues Schwergewicht zum Bau von Kampfpanzern. Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall und die italienische Waffenschmiede Leonardo gaben in Rom die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens bekannt, bei dem beide Partner jeweils 50 Prozent der Anteile halten. Mehr hier
  • Wie die Zeitung „Helsingin Sanomat“ berichtet, hat die Ukraine die Hälfte des Gebietes in der russischen Region Kursk, das sie im Spätsommer erobert hatte, inzwischen wieder verloren. Russland hatte bereits im September mit größeren Gegenangriffen in Kursk begonnen, ist aber in der letzten Woche nochmal bis zu 10 Kilometer vorgerückt. Mehr im Liveblog
  • Russland hat nach britischer Darstellung eine eigene moderne Kampfdrohne abgeschossen. Das Gerät vom Typ S-70 „Ochotnik“ (Jäger) sei vermutlich unkontrollierbar geworden und hätte nicht in gegnerische Hände fallen sollen, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Deshalb habe Russland entschieden, die Drohne zu zerstören.
  • Die Berichte über die Vorbereitungen nordkoreanischer Soldaten auf die Entsendung in die Ukraine treffen nicht zu. Das schreibt das ukrainische Zentrum für die Bekämpfung von Desinformation. 
  • Verurteilte zentralasiatische Migranten und andere Ausländer, die ihre Strafe in russischen Gefängnissen und Kolonien verbüßen, berichten, dass sie gezwungen werden, einen Vertrag zu unterzeichnen und in den Krieg gegen die Ukraine zu ziehen. Dies wurde dem Fernsehsender Novoye Vremya von einem Tadschiken namens Jovid berichtet.
  • Russland führt offensichtlich eine Kampagne von Angriffen auf die ukrainischen Häfen durch, um den Getreidekorridor zu untergraben, die internationale Unterstützung für die Ukraine zu schmälern und Kiew zu verfrühten Verhandlungen zu drängen, so das Institut für Kriegsstudien (ISW).
  • Die Russen an der Front bereiten sich nicht auf den Winter vor und versuchen, das Beste aus dem trockenen Wetter zu machen, sagte Anastasia Bobovnikova, Sprecherin der operativen und taktischen Gruppe Luhansk, in der Sendung „United News Telethon“. „Nach unseren Erkenntnissen bereitet sich der Feind nicht auf den Winter vor. Er versucht, das trockene Wetter, das derzeit in der Region Donezk herrscht, auszunutzen. Wir haben noch keine nennenswerten Regenfälle erlebt“, sagte sie.
  • Der päpstliche Sondergesandte für Frieden in der Ukraine, Kardinal Matteo Zuppi, hat sich in Moskau mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow getroffen. Nach Angaben des russischen Außenministeriums ging es in dem am Montag geführten Gespräch um eine „Zusammenarbeit im humanitären Bereich im Kontext des Konflikts um die Ukraine“. Auch bilaterale und internationale Themen erörterten Zuppi und Lawrow demnach.
  • Russland hat nach Kiewer Militärangaben das südukrainische Gebiet Mykolajiw nachts mit umfunktionierten Flugabwehrraketen beschossen. Die ukrainische Luftwaffe zählte sieben solcher Raketen der Typen S300 oder S400.

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