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Ein Palästinenser inspiziert die Schäden an einem Gebäude nach israelischen Angriffen in Khan Junis im südlichen Gazastreifen. 

© AFP/MAHMUD HAMS

UN befürchten „katastrophale Situation“: Gaza-Konflikt gefährdet Beziehung Israels zu Nachbarländern

Saudi-Arabien, Ägypten und der Iran kritisieren Israels Militäreinsätze im Gazastreifen und sehen eine mögliche Annäherung gescheitert. Insgesamt starben in Gaza mehr als 2200 Menschen.

Der blutige Überfall der islamistischen Hamas auf Israel mit mindestens 1300 Toten und die harte israelische Reaktion im Gazastreifen gefährdet die Normalisierung des jüdischen Staates mit seinen arabischen Nachbarn. Saudi-Arabien stoppte am Samstag Gespräche über eine mögliche Aufnahme von Beziehungen mit Israel, wie die Deutsche Presse-Agentur aus saudischen Diplomatenkreisen erfuhr.

Der Iran erklärte eine mögliche Annäherung zwischen Israel und Saudi-Arabien damit schon für gescheitert. „Das ist völlig vom Tisch“, meinte Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian in der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Saudi-Arabien und auch Ägypten, mit dem Israel schon 1979 Frieden geschlossen hat, kritisierten den Aufruf des israelischen Militärs zur Massenevakuierung von mehr als einer Million Bewohnern des nördlichen Gazastreifens scharf. Saudi-Arabien lehne die „Zwangsumsiedlung ab“, teilte das Außenministerium mit.

Alle Formen der militärischen Eskalation, die sich gegen Zivilisten richteten, müssten gestoppt werden. Den Menschen im Gazastreifen seien die Grundvoraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben entzogen worden, was „einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht“ darstelle, hieß es aus Riad. Ägypten sprach von „einer schwerwiegenden Verletzung der Regeln des humanitären Völkerrechts“. 

Unterdessen waren im Gazastreifen vor einer erwarteten israelischen Bodenoffensive Zehntausende Zivilisten auf der Flucht in den Süden des Gebiets. Die israelische Armee hatte über zwei zeitlich begrenzte Fluchtrouten informiert, die bis zum Samstagnachmittag von Angriffen verschont bleiben sollten. Insgesamt starben im Gazastreifen mehr als 2200 Menschen, über 8700 wurden verletzt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

UN warnen vor Katastrophe

Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) warnte mit drastischen Worten vor einer lebensbedrohlichen Wasserknappheit für die Menschen im Gazastreifen durch die israelische Blockade. „Es ist eine Frage von Leben und Tod geworden“, sagte Philippe Lazzarini, UNRWA-Generalkommissar. Es müsse dringend Treibstoff geliefert werden, um Wasser für zwei Millionen Menschen bereitstellen zu können. „Die Menschen, darunter kleine Kinder, Ältere und Frauen, werden an schwerer Dehydrierung sterben“, warnte Lazzarini.

Die UN befürchten nach Angaben eines Sprechers eine „katastrophale Situation“, sollte die Armee in das dicht besiedelte Küstengebiet einmarschieren. Augenzeugen berichteten von Panik unter der Bevölkerung. Die UN forderten Israel auf, die Anweisung zur Evakuierung der etwa 1,1 Millionen Menschen zu widerrufen. UN-Generalsekretär António Guterres forderte sofortigen Zugang zum Gazastreifen für humanitäre Hilfe. Auch der EU-Außenbeauftragter Josep Borrell bezeichnete die Massenevakuierung als unmöglich.

US-Präsident Joe Biden sicherte Israel erneut die Solidarität zu, äußerte sich aber ebenfalls besorgt. „Wir dürfen die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, dass die überwältigende Mehrheit der Palästinenser nichts mit Hamas oder den abstoßenden Attacken der Hamas zu tun hat“, sagte Biden.

Nach den blutigsten Massakern an israelischen Zivilisten seit der Staatsgründung hat Israel den nur 40 Kilometer langen und zwischen sechs und zwölf Kilometern breiten Küstenstreifen abgeriegelt. Die Wiederaufnahme der Versorgung macht die Regierung von der Freilassung von bis zu 150 von der Hamas verschleppten Israelis abhängig.

Einem unbestätigten Medienbericht zufolge bargen israelische Soldaten bei ersten begrenzten Kommandounternehmen im Gazastreifen Leichen von Verschleppten. Die Hamas berichtete, bisher seien 22 Geiseln durch israelischen Beschuss gestorben. (dpa)

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