
© AFP/ANATOLII STEPANOV
„Sexualisierte Gewalt gegen männliche Opfer in Haft“: UN-Kommission sammelt neue Beweise für russische Folter gegen ukrainische Gefangene
Der Bericht einer UN-Kommission legt nahe, dass russische Behörden systematisch sexualisierte Gewalt als Mittel der Folter einsetzen. Im Krieg gegen die Ukraine sei das „gängige Praxis“.
Stand:
Eine Untersuchungskommission der UN hat neue Beweise für weitverbreitete und systematische Folter durch staatliche Stellen und Streitkräfte Russlands an Ukrainern gefunden. Die Folter finde in den militärisch besetzten ukrainischen Gebieten und in Russland selbst statt, teilte der Kommissionsvorsitzende Erik Møse am Montag in einem Statement mit.
„Die Kommission hat neue Fälle von Folterungen durch russische Behörden an Zivilisten und Kriegsgefangenen in der Ukraine und der Russischen Föderation dokumentiert“, berichtete der Norweger gegenüber dem UN-Menschenrechtsrat. „Die meisten Opfer waren Männer“, so Møse.
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Demnach sei sexualisierte Gewalt als Mittel der Folter eingesetzt worden, „hauptsächlich gegen männliche Opfer in Haft“, so der Kommissionsvorsitzende. Auch habe es „Vergewaltigungen von Frauen in Dörfern unter russischer Kontrolle“ gegeben.
Wir sammelten Beweise für sexualisierte Gewalt, die als Mittel der Folter hauptsächlich gegen männliche Opfer in Haft eingesetzt wurde.
Erik Møse, Kommissionsvorsitzender
Russische Folter im Krieg offenbar „weit verbreitete“ Praxis
Bereits bei früheren Untersuchungen habe die Kommission darauf hingewiesen, dass „Folter durch russische Behörden weit verbreitet ist und systematisch angewendet wird.“ Die neusten Belege würden diese Annahme nur unterstreichen, so Møse.
Im Rahmen des Angriffskriegs gegen die Ukraine setze Russland die völkerrechtlich verbotene Folter mittlerweile als gängige Praxis ein, heißt es in dem Bericht der Kommission, der bereits an den UN-Menschenrechtsrat weitergeleitet wurde.
Demnach lägen auch Beweise vor, dass bestimmte russische Staatsdienste in koordinierter Weise für solche Misshandlungen eingesetzt würden. Die Täter würden nicht belangt und könnten sich auf Straffreiheit verlassen, so Møse.
Folter wird von den russischen Behörden als gängige und akzeptable Praxis eingesetzt.
Erik Møse, Kommissionsvorsitzender
Ostukraine: Ärzte sollen sich an Folter beteiligt haben
Der Bericht mahnt einen weiteren Missstand an, nach dem ukrainischen Gefangenen in russischen Gefängnissen die medizinische Versorgung vorenthalten werde.
In einer Haftanstalt hätten sich Ärzte sogar an „Folter“ beteiligt, berichtete Møse und verwies auf einen Vorfall im Gefängnis Oleniwka im Osten der Ukraine. Hier soll es am 29. Juli 2022 zu einer Explosion gekommen sein, wodurch mehrere Kriegsgefangene mitunter schwere Verletzungen davongetragen hätten.
Laut ehemaligen Insassen habe es keinerlei medizinische Hilfe für die Verletzten gegeben, heißt es in dem Bericht. Andere Gefangene, darunter Militärärzte, hätten sich um die teils Schwerverletzten kümmern müssen.
Viele Menschen seien bei der Explosion gestorben. Die russische Seite wirft der ukrainischen Armee vor, das Gefängnis bombardiert zu haben; nach ukrainischen Angaben war Russland für die Explosion verantwortlich. Laut Møse haben viele der ehemaligen Gefangenen nicht nur bleibende körperliche Schäden davongetragen, sondern sind auch schwer traumatisiert. (mit Agenturen)
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