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Russische Soldaten in der Ukraine (Archivbild).

© IMAGO/SNA/Stanislav Krasilnikov

Videoaufnahme veröffentlicht: Russische Soldaten nutzen offenbar Gefangene als menschliche Schutzschilde

Ein von „Radio Liberty“ veröffentlichtes Video zeigt eine zynische Taktik, die die russische Armee offenbar angewendet hat. Der Verdacht eines weiteren Kriegsverbrechens steht im Raum.

Das Regime des russischen Präsidenten bricht regelmäßig internationale Regeln: Wladimir Putin ließ 2014 die Krim annektieren und verstieß auch 2022 gegen das Völkerrecht, als die russische Armee die Ukraine überfiel. Inzwischen werden den russischen Soldaten zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen. Nun liegt ein neues Indiz dafür vor, wie brutal Russland im Ukrainekrieg agiert.

Radio Liberty“ ist im Besitz eines ca. 19-minütiges Drohnenvideos, das der US-finanzierte Sender in Teilen veröffentlicht hat. Das Video soll zeigen, wie russische Truppen gefangene ukrainische Soldaten mit vorgehaltener Waffe in Richtung ukrainischer Stellungen führen und sich hinter ihnen verstecken.

Es soll in der Nähe des Dorfes Robotyn in der Region Saporischschja zu einem unbekannten Zeitpunkt aufgenommen worden sein. „Radio Liberty“ habe das Video vom ukrainischen Militär erhalten.

Nachfolgend die 3:19 Minuten lange Version des Videos, wie sie von „Radio Liberty“ veröffentlicht wurde. Wir konnten die Echtheit des Videos nicht verifizieren. Achtung, das Video zeigt Kriegsszenen.

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Was auf dem Video zu sehen ist

Auf dem veröffentlichten Video ist zu sehen, wie drei Personen mit erhobenen Händen vor einer Gruppe bewaffneter Männer hergehen. Auffällig sind zwei der Männer auf dem Video: Sie gehen dicht hintereinander her und der bewaffnete hintere Mann hält den unbewaffneten vorderen Mann an der Schulter. Es entsteht der Eindruck, dass er ihn als Schutzschild missbraucht.

Im Verlauf des Videos stellt sich die Situation als Gefecht dar: Die mutmaßlich russischen Soldaten gehen schützend in die Hocke, sie geben Schüsse ab, auch ein Sprengsatz – wahrscheinlich eine Granate – wird geworfen.

Nach einem Schnitt ist zu sehen, wie die drei mutmaßlichen Ukrainer auf einem Weg vor einem mutmaßlich russischen Soldaten hergehen. Einer der vorderen Männer beginnt zu rennen. Ein mutmaßlich russischer Soldat schießt auf ihn. Die Kamera zoomt heraus und als sie wieder hineinzoomt, liegt der Mann, der eben noch gerannt ist, bewegungslos am Boden.

Wie das Video interpretiert wird

„Radio Liberty“ schreibt, dass die im Video gezeigten Situationen eine russische Aufklärungstaktik darstellen würden. Es sei darum gegangen, die Feuerkraft der ukrainischen Streitkräfte zu testen. Um sich vor Beschuss zu schützen, hätten die Russen ihre Gefangenen als menschliche Schutzschilde genutzt. Diese Angaben stammen vom ukrainischen Militär.

Militärexperte Pavlo Lakiychuk, ein ehemaliger Captain der ukrainischen Seeflotte, benannte gegenüber „Radio Liberty“ noch einen weiteren zynischen Zweck der Aktion. Demnach würden die ukrainischen Gefangenen vorausgeschickt, um ggf. auf Minen zu treten, damit es die Russen nicht an ihrer Stelle tun.

„Radio Liberty“ sprach mit mehreren Menschenrechtsexperten über das Video. Dmytro Lubinez, Menschenrechtsbeauftragten des ukrainischen Parlaments, sieht die Möglichkeit, dass die russische Armee hier eine „weitere Verletzung der Genfer Konventionen“ begangen habe. Sie sind internationale Abkommen, die Opfer von Kriegen schützen sollen.

Kriegsgefangene müssen, so Lubinez, nach Erhaltung ihres offiziellen Status fernab von Kampfhandlungen inhaftiert werden.

„Radio Liberty“ hat auch mit Anna Vyshniakova gesprochen, einer Juristin auf dem Gebiet der internationalen Menschenrechte. Sie weist auf die Möglichkeit hin, dass die mutmaßlichen ukrainischen Gefangenen im Video vielleicht noch nicht alle Phasen der Kapitulation durchlaufen haben und daher gar nicht offiziell als Kriegsgefangene gelten. Allerdings hätten die Gefangenen so oder so einen bestimmten Schutzstatus gehabt, so Vyshniakova.

Die zuständige ukrainische Staatsanwaltschaft hat auf Grundlage des Videos ein Strafverfahren eingeleitet. Das berichtet die staatliche ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform. Die rechtliche Basis sei demnach ein Strafgesetzbuch der Ukraine. 

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