
© imago/ITAR-TASS/Alexander Reka
„Folge der Drohne, wir werden nicht schießen“: Russischer Soldat läuft ukrainischem Flugkörper hinterher – um sich zu ergeben
Als eine russische Panzer-Einheit unter Beschuss gerät, bleibt ein junger Mann verletzt auf dem offenen Feld liegen. Eine ukrainische Drohne lässt Wasser fallen – und einen Zettel mit Instruktionen.
Stand:
Nach einem für Russland verlustreichen Gefecht in der Oblast Charkiw nahmen ukrainische Streitkräfte einen jungen russischen Soldaten mithilfe einer Drohne in Gefangenschaft. Das berichtet der Chefredakteur des ukrainischen Nachrichtenportals „Censor.net“, Jurij Butussow, in einer Videodokumentation, die am vergangenen Sonntag veröffentlicht wurde.
Demnach sollen sich ukrainische Soldaten der 13. Brigade der Nationalgarde „Chartija“ (Charta) und russische Einheiten in der Nähe des Dorfes Lypzi ein erbittertes Gefecht geliefert haben. Dabei gerieten mehrere russische BMP-Schützenpanzer unter massiven Drohnenbeschuss. Dem Bericht zufolge sollen die Insassen daraufhin in naheliegenden Schützengräben, Unterständen und einer Baumreihe Schutz gesucht haben – alle bis auf einen.
Russe berichtet von Gefangennahme durch ukrainische Drohne
Ein junger 19-jähriger Soldat blieb verletzt, kampfunfähig und ungeschützt mitten im offenen Kampfgebiet liegen. In der Dokumentation schildert der junge Russe dem Journalisten die ungewöhnlichen Umstände seiner Gefangennahme. Videoaufnahmen einer ukrainischen Drohne zeigen den 19-Jährigen am Boden liegend.
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„Sie ließen von einer Drohne etwas Wasser fallen“, berichtet der junge russische Soldat Butussow. An dem Wasser sei ein Zettel mit Instruktionen befestigt gewesen. „Darauf stand, dass ich mich entlang der Baumgrenze bewegen soll“, so der junge Mann. „Folgen Sie der Drohne, wir werden nicht schießen.“
Der Befehlshaber sagte uns über Funk: Wer zurückweicht, wird von seinen eigenen Männern getötet.
Russischer Soldat
Der 19-Jährige hält bei seinen Schilderungen kurz inne und berichtet „Ich wollte leben. Ich bin auch nur ein Mensch.“
Weil sein Körper dehydriert gewesen sei, habe er Wasser getrunken und sei dann losgelaufen. „Man hat mir gesagt, wohin ich gehen soll.“ Unterwegs habe der verletzte Soldat Pausen einlegen müssen, „weil es zu anstrengend war, zu gehen.“
Seine Panzerweste hatte der Russe zwischenzeitlich abgelegt, „damit sie sehen konnten, dass ich unbewaffnet war und bereit, mich zu ergeben. So konnten sie mich festnehmen.“ Vor Ort hätten ukrainische Soldaten der „Charta“-Nationalgarde den Verletzten medizinisch versorgt und ihm Essen und Trinken gegeben.
Anschließend sei er in ein Sonderlager für Kriegsgefangene gebracht worden. Jurij Butussow berichtet in der Videodokumentation, dass der 19-Jährige aktuell darauf warte, gegen einen ukrainischen Soldaten ausgetauscht zu werden.
Ich wollte leben. Ich bin auch nur ein Mensch.
Russischer Soldat
Russischer Soldat aus Kursk: „Wir hatten Angst, uns zu ergeben“
Seit der erfolgreichen Kursk-Offensive der Ukraine tauchen in den sozialen Medien immer wieder Berichte russischer Soldaten in Kriegsgefangenenlagern auf. Der ukrainischen Nachrichtenagentur „UNIAN“ berichtete ein russischer Soldat namens Fyodor den Reportern jüngst von seiner ersten Begegnung mit ukrainischen Militärangehörigen.
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Als sich feindliche Streitkräfte seiner Stellung in Kursk näherten, beschlossen er und sein Kamerad, sich selbst mit einer Granate in die Luft zu sprengen. „Wir hatten Angst, uns zu ergeben. Wir wussten nicht, was passieren würde“, berichtet der Mann aus St. Petersburg den Journalisten. Er und sein Kamerad hätten sich „vor einer langen und schmerzhaften Folter gefürchtet“, berichtet Fyodor weiter.
Nachdem die Granate zu den Füßen der beiden russischen Wehrpflichtigen explodiert war, hätten sie sich Verletzungen an den Beiden zugezogen, so der junge Mann. Ukrainische Militärs hätten anschließend die Wunden versorgt und den beiden „Wasser, Zigaretten und Medikamente“ gebracht. „Ich kann mich nur dafür bedanken, dass Sie mir das Leben gerettet haben“, berichtet Fyodor den Korrespondenten.
Ukraine will Internationalem Strafgerichtshof beitreten
Beiträge wie diese werden allerdings ausschließlich von ukrainischen Medien und proukrainischen Militärbloggern in den sozialen Medien verbreitet. Die jungen russischen Männer schildern ihre Erfahrungen mit dem ukrainischen Militär, während sie in Sonderlagern für Kriegsgefangene inhaftiert sind und von ukrainischen Soldaten bewacht werden. Inwieweit hier eine unabhängige Berichterstattung gewährleistet ist, bleibt also fraglich.
Erst Anfang dieses Monats hatte das ukrainische Parlament für einen Beitritt zum Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) gestimmt und sich damit als Vertragsstaat angeboten. Die Ukraine zeigt sich medial bemüht, seine Gefangenen nach geltendem Völkerrecht zu behandeln.
Der IStGH verfolgt seit 2002 besonders schwerwiegende Vergehen wie Kriegsverbrechen. Im März 2023 erließ das Haager Tribunal wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
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