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„Zeit für den Angriff. Alle in den Lada!“: Russen stürmen ukrainische Stellungen in alten Kompaktautos
Berichten zufolge sollen russische Soldaten ukrainische Stellungen immer häufiger in kleinen Lada-Fahrzeugen angreifen. Ein Militäranalyst sieht damit einen „kritischen Wendepunkt überschritten“.
Stand:
Angesichts der Verluste von inzwischen mehr als 15.000 gepanzerten Fahrzeugen und anderem schweren Gerät setzen russische Soldaten im Angriffskrieg gegen die Ukraine offenbar immer häufiger auf zivile Fahrzeuge, wie das kompakte Modell „Lada Schiguli“. Das geht aus einem Bericht des „Forbes“-Analysten David Axe hervor, der am Montag veröffentlicht wurde.
Demnach sollen kürzlich erfolgte Angriffe der Russen auf ukrainische Stellungen in Lada-Autos darauf hindeuten, dass die Bestände an gepanzerten Fahrzeuge erschöpft seien, so Axe. Zwar seien solche „Schiguli“-Angriffe bislang eher sporadisch vorgekommen, hätten in jüngster Zeit allerdings zugenommen. Der Analyst sieht die Normalisierung der Lada-Angriffe als „ein klares Zeichen dafür, dass die russischen Streitkräfte einen kritischen Wendepunkt überschritten haben.“
Dem Bericht zufolge produziert Russland etwa 200 gepanzerte BMP-3-Fahrzeuge, 90 T-90M-Panzer und einige Hundert weitere Panzerfahrzeuge pro Jahr. Allerdings verliert die Armee Schätzungen zufolge im gleichen Zeitraum etwa 6000 gepanzerte Fahrzeuge. Der Kreml hat diese Verluste bisher mit gebrauchtem Gerät aus dem Kalten Krieg ausgeglichen, doch auch diese Bestände gehen allmählich zur Neige.
Die Normalisierung der Lada-Angriffe ist ein klares Zeichen dafür, dass die russischen Streitkräfte einen kritischen Wendepunkt überschritten haben.
David Axe, „Forbes“
Russische Lada-Angriffe „mittlerweile die Norm?“
Der Militärblogger und Open-Source-Analyst Andrew Perpetua teilte bereits am 10. Januar via X ein Bild, das russische Ladas beim Kriegseinsatz zeigen soll. „Zeit für einen Angriff. Alle in den Lada“, schrieb er dazu.
„Moklasen“, ein Militäranalyst für Geolokalisierungen, teilte vergangenen Freitag via X ein Video, das eine rasante Verfolgungsjagd zwischen einer Drohne und einem kleinen, russischen Zivilfahrzeug zeigen soll. „Ich schätze, diese Lada-Angriffe sind mittlerweile die Norm?“, sinniert der Militärblogger im Zuge dessen.
Russische Soldaten nutzen im Krieg unerlaubt Privatfahrzeuge
Berichte über die Nutzung ziviler Fahrzeuge an der russischen Front kursieren schon seit Längerem. Bereits im November des vergangenen Jahres berichtete der Militärblogger und Autor „ChrisO_wiki“ unter Berufung auf Berichte von der russischen Front via X, dass russische Soldaten infolge des Mangels an funktionsfähigen Militärfahrzeugen in Kriegsgebieten immer häufiger auf Privatfahrzeuge zurückgreifen sollen.
Obwohl die Fahrzeuge „für die Logistik und den Transport auf dem Schlachtfeld“ unverzichtbar seien, werde seitens der Militärverwaltungen „hart gegen deren Einsatz vorgegangen“, so der Militärblogger. „ChrisO_wiki“ beruft sich auf einen Bericht der russischen Militärbloggerin Anastasia Kaschewarowa. Demnach habe die neue Militärverwaltung in dieser Region eine Anordnung erlassen, die den Einsatz von nicht genehmigten Privatfahrzeugen strikt untersagt und deren Beschlagnahmung vorsieht.
Unter Berufung auf den Bericht eines nicht namentlich erwähnten russischen Soldaten beschreibt „ChrisO_wiki“, wie russische Kämpfer alte „Buggys“ oder sowjetische „Buchankas“ (Kleintransporter des Herstellers UAZ) für den Kriegseinsatz umbauen und mit dürftigen Mitteln aufrüsten. Die Fahrzeuge würden anschließend dazu genutzt, um militärisches „Personal, Material oder Proviant zu ihren Stellungen an der Front zu transportieren“.

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In sozialen Medien wie Facebook oder X kursieren Fotos von modifizierten, mutmaßlich russischen Fahrzeugen, die an Gefährte aus dem postapokalyptischen Science-Fiction-Film „Mad Max“ erinnern. Unabhängig überprüfen ließ sich das Bildmaterial allerdings nicht.
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Warum werden Privatfahrzeuge beschlagnahmt?
Als offizieller Grund für die Beschlagnahmung von Privatfahrzeugen wird angegeben, dass russische Soldaten beim Fahren von zivilen Fahrzeugen Verkehrsunfälle verursachen. Bereits im August berichtete ein russischer Militärblogger einem Korrespondenten von „Sever.Realii“, dass der Auslöser für das rigorose Vorgehen mehrere Autounfälle seien, die von Soldaten mit nicht autorisierten Zivilfahrzeugen verursacht wurden.
„Die Soldaten sind militärisch, aber die Autos sind zivil“, erklärt der Militärblogger. Das Militär sei dazu verpflichtet, im Falle eines Unfalls die Verantwortung und rechtliche Konsequenzen zu übernehmen. „Aber die Armee hat von dem Fahrzeug überhaupt keine Kenntnis.“
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