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Hier noch Tagesschau-Sprecher: Constantin Schreiber.

© dpa/NDR

Constantin Schreiber wechselt zum Springer-Verlag: Sein Abgang ist bezeichnend für die Öffentlich-Rechtlichen

Das journalistische Korsett als „Tagesschau“-Sprecher war Schreiber zu eng geworden. Die Öffentlich-Rechtlichen scheinen nicht unbedingt ein Habitat für kreative Entfaltung zu sein.

Gerrit Bartels
Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Stand:

Wie sagte es Constantin Schreiber am Ende seiner letzten Sendung als „Tagesschau“-Sprecher am Sonntagabend, ein chinesisches Sprichwort zitierend: „Wohin du auch gehst, geh mit deinem Herzen.“

Und Schreibers Herz, das schlug dann wohl schon länger nicht mehr für die ARD, sondern ließ ihn gerade bei seinen vielen Publikationen über den Islam nach anderem Ausschau halten: Er geht zum Axel-Springer-Verlag als sogenannter Global Reporter und wird in Zukunft für unterschiedlichste Springer-Titel von „Politico“ über „Business Insider“ bis zu „Welt“ und „Bild“ über vor allem Nahostthemen und die transatlantischen Beziehungen berichten, von Tel Aviv und New York aus.

Als „eine Art Welterklärer“, wie er in einem Interview mit der „Zeit“ gesagt hat, was seine bekannten und bei der ARD zuletzt unterdrückten Ambitionen verrät.

Bei der „Tagesschau“ konnte Schreiber die als Sprecher nicht entfalten, dort findet eher die Abbildung der Welt statt. Und dass er sich nie wieder zum Islam äußern würde, wie er das vor zwei Jahren nach der heftigen Kritik an seinen Einlassungen zum Islam verkündete, mochte man nicht recht glauben.

Zuletzt bewies Schreiber mit seinem 2024 veröffentlichten Buch „Lasst uns offen reden. Warum die Demokratie furchtlose Debatten braucht“, dass seine Debatten- und Diskursfreudigkeit durch den „Tagesschau“-Job zu kurz kommen könnte.

Langsame Entscheidungen

Und die ARD? Wollte Schreiber wohl halten, schien aber kein gleichermaßen verlockendes Angebot für ihn gehabt zu haben, so wie es dann von Springer kam.

Aber auch: „In der ARD entscheiden sich die Dinge nicht so schnell“, hat Schreiber im „Zeit“-Interview gesagt.

Was zum einen darauf hindeuten könnte, dass der Abschied des smarten, aber auch recht glatt wirkenden „Tagesschau“-Sprechers vielleicht nicht so smart vonstattengegangen ist.

Und zum anderen, dass die Öffentlich-Rechtlichen mit ihren schwerfälligen Apparaten nicht unbedingt ein Habitat sind für kreative Entfaltung. Selbst im Rahmen der Nachrichtensendungen: Jan Hofer zog es nach seinem Abschied von der „Tagesschau“ nicht in die Rente, sondern er machte bei „RTL Direkt“ weiter; auch Pinar Atalay, die jahrelang die „Tagesthemen“ moderierte, wechselte 2021 ebenfalls zu RTL als Nachrichtensprecherin.

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