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Am Donnerstag beginnen in Klagenfurt die Lesungen.

© ORF/Horst L. Ebner

Die Autoren und Autorinnen beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb: Sprung in die Wolken

Bloß nicht mehr im Unbekannten bleiben: Kurze Porträts der Autorinnen und Autoren, die dieses Jahr in Klagenfurt lesen. Ein Physiker und eine Medizinerin sind auch dabei.

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Diese 49. Ausgabe der deutschsprachigen Tage der Literatur ist vermutlich wirklich diejenige in der Geschichte des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, die komplett ohne große oder wenigstens halbwegs prominente Namen auskommt. Zwei, drei Autoren oder Autorinnen sind immer mit dabei gewesen, die man im Literaturbetrieb schon gut kannte. Aber dieses Jahr?

Vielleicht kennt man Boris Schumatzky, der 1965 in Moskau geboren wurde, das jedoch mehr wegen seiner Tätigkeit als bevorzugt politscher Autor für diverse überregionale Zeitungen wie die „taz“, die „Zeit“, die „NZZ“ oder die „FAZ“. Oder auch die 1971 in Göttingen geborene Schriftstellerin Almut Tina Schmidt, die 1999 das Berliner Open Mike gewann, sich in Folge aber, schaut man sich die Auswahl ihrer Veröffentlichungen seitdem an, eher auf das Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern verlegte.

Oder man könnte auch Josefine Rieks kennen, die 2018 mit ihrem Debütroman „Serverland“ kurz auf sich aufmerksam machte. „Serverland“ ist eine Mischung aus Dystopie und Roadroman und erzählt von einer Zeit nach dem Internet.

Die Schriftstellerin Josefine Rieks

© ORF/Hannes Wesendonk

Ein Verkaufserfolg scheint der Roman nicht gewesen zu sein. Der Nachfolger von „Serverland“ erschien nicht mehr beim Hanser Verlag, sondern beim XS Verlag in Berlin. Dieser veröffentlicht im Herbst auch den neuen Roman der 1988 in Höxter geborenen und in Wien lebenden Autorin, aus dem sie in Klagenfurt lesen wird. Sein Titel: „Wenn euch das gefällt“.

Ein promovierter Physiker ist auch dabei

Man muss also schon ein bisschen tiefer schürfen in den Biografien des diesjährigen Teilnehmer- und Teilnehmerinnenfeldes, um Leidenschaften, Talente und kommende Großtaten erkennen zu können. Da ist zum Beispiel Thomas Bissinger. Als promovierter Physiker weiß er, dass literarisches Erzählen und physikalisches Forschen „oft im selben Keim beginnt: mit Neugier und Faszination. Es ist immer ein Versuch, möglichst lang im Unbekannten zu bleiben“.

Der Physiker und Schriftsteller Thomas Bissinger.

© ORF/Torben Nuding

Bissinger wurde 1989 in Leonberg geboren und unterrichtet in Konstanz „ein wenig Lyrik“, wie es in seiner Bio auf der Bachmann-Seite heißt. Wie auch immer das gehen mag: ein wenig Lyrik unterrichten. Bissinger liest aus seinem Romanprojekt „Ehrenfest“, das im kommenden Jahr bei dtv erscheint.

Die Schriftstellerin Nefeli Kavouras.

© ORF/Maren Kaschner

Zwei weitere Autorinnen stehen ebenfalls kurz vor der Veröffentlichung ihrer ersten Romane. Nefeli Kavouras, geboren 1996 in Bamberg, darf sich KiWi-Autorin nennen, der Kölner Verlag veröffentlicht 2026 ihr Debüt. Und schon im August dieses Jahres erscheint beim Tropen Verlag Laura Laabs’ Roman „Adlergestell“ über drei Mädchen vom Berliner Stadtrand, laut Verlag „eine Geschichte von den süßen Versprechen der Nachwendezeit bis zur Desillusion des real existierenden Kapitalismus heute“. Laabs wurde 1985 in Ost-Berlin geboren und ist von Haus aus Regisseurin. Dieses Jahr erschien von ihr der Film „Rote Sterne überm Feld“.

Die Autorin und Medizinerin Tara Meister.

© ORF/Katharina Wenty

Kay Matter, 1998 in Zürich geboren, hat 2024 ebenfalls ein Buch veröffentlicht, „Muskeln aus Plastik“, bei Hanser Berlin erschienen, noch unter dem Namen Selma Kay Matter. Dasselbe gilt für die ein Jahr ältere Tara Meister, die in Wien Medizin studiert hat, es danach aber zum literarischen Schreiben nach Leipzig ans Literaturinstitut zog. Ihr Debüt „Proben“ erschien vergangenes Jahr im Residenz Verlag. Und ebenfalls gerade ihren Debütroman veröffentlicht hat die junge Schweizer Autorin Nora Osagiobare, „Daily Soap“, bei Kein & Aber.

Die österreichische Autorin Verena Stauffer.

© ORF/Dirk Skiba

Wer fehlt? Die 47 Jahre alte Österreicherin Verena Stauffer, die schon zweimal für den Österreichischen Buchpreis nominiert wurde, die 39 Jahre alte Natascha Gangl, ebenfalls aus Österreich, die dort bekannt sein könnte als Autorin für Musik-, Objekt und Sprechtheaterstücke. Und der Herausgeber des Leinwandliteraturmagazins (!?) „Glory Hole -Nachrichten von drüben“, Max Höfler, auch ein Österreicher, 1978 in Vorau geboren. Und es fehlen die 1987 in Bhola, Bangladesh geborene Fatima Khan, die bislang nur mit Aufsätzen hervorgetreten ist, sowie die Potsdamerin Sophie Sumburane, die wiederum schon drei Romane geschrieben hat.

Wer gewinnt? Wie immer nicht vorherzusagen. Geht es nach den gewohnt elegischen, ausdrucksschwachen Videoporträts, liegt Josefine Rieks weit vorn. Ganz am Ende wird in Rieks’ Video das Cover des 1984 veröffentlichten Prefab-Sprout-Debütalbums „Swoon“ eingeblendet, warum auch immer, ein Meisterwerk des elaborierten Pop. Wer solche Musik hört, kann nur gute Literatur schreiben.

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