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Rosario Dawson als Ahsoka in der Serie auf Disney+.

© IMAGO/Picturelux/34577-043THA The Hollywood Archive

Die Jedi sind Versager: Warum „Star Wars: Ahsoka“ ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist

Die Jedi-Ritter gelten bei „Star Wars“ als Kämpfer für das Gute. Faktisch sind sie Fundamentalisten mit fragwürdiger Moral. In der „Ahsoka“-Serie wächst endlich die Kritik am Orden.

„Star Wars“ hat der Popkultur seit dem ersten Film von 1977 einen Stempel aufgedrückt, der kaum zu übersehen ist. Das liegt nicht zuletzt an den weisen Jedi-Rittern, die der „Star Wars“-Erfinder George Lucas als Orden irgendwo zwischen Samurai und Glaubensgemeinschaft ansiedelte, mit Einflüssen aus Buddhismus und Christentum – und coolen Lichtschwertern.

Kinder ziehen zum Fasching gerne die entsprechenden Jedi-Roben an und schwenken ihre Spielzeugwaffen. Sogar in der Politik werden die Jedi zitiert, etwa als der CDU-Politiker Peter Tauber 2018 im Bundestag mit einem „Star Wars“-Zitat auf einen Redebeitrag der AfD reagierte. Tauber sagte: „Furcht führt zu Wut. Wut führt zu Hass. Hass zu unsäglichem Leid. Das ist der Pfad zur dunklen Seite“. Ursprünglich stammen diese Worte vom wohl berühmtesten Jedi: dem kleinen grünen Meister Yoda.

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„Ahsoka“ wagt Kritik an den Jedi

In der dritten Folge der neuen „Star Wars“-Serie „Ahsoka“ auf Disney+ werden andere Töne angeschlagen, was die Jedi betrifft. Die namensgebende Titelheldin verließ einst den Jedi-Orden und trainiert in der neuen Episode eine Schülerin. Letztere heißt Sabine Wren und wäre vom alten, inzwischen untergegangenen Orden nicht aufgenommen worden. Sie gilt als unqualifiziert – nach Kriterien, „die sich über mehr als tausend Jahre als korrekt erwiesen haben“, wie es Ahsokas Pilot in einer Diskussion formuliert. Woraufhin Ahsoka betont: „Und dann nicht mehr“. Für sie ist klar, dass das alte Regelwerk der Jedi ausgedient hatte.

Weiter sagt sie: „Sabine muss überhaupt keine Jedi werden. Ich möchte bloß, dass sie sie selbst ist.

Es ist ein kurzer Dialog, der leicht untergeht in einer Folge, die ansonsten der mühseligen galaktischen Politik gewidmet ist und wenig später mit einem spektakulären Lichtschwertkampf aufwartet. Dennoch lohnt es sich, den kleinen Dialogmoment hervorzuheben. Es ist eine Seltenheit, dass das Versagen des Jedi-Ordens bei „Star Wars“ überhaupt thematisiert wird.

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Der Fall des Jedi-Ordens

Zwar erzählt George Lucas bereits in seiner als Vorgeschichte angelegten „Star Wars“-Trilogie (1999-2005) vom Fall des Jedi-Ordens. So wird Hoffnungsträger Anakin Skywalker im Film „Die Rache der Sith“ zum bösen Cyborg Darth Vader. Doch selbst diese Trilogie, die inhaltlich deutlich komplexer die originalen Kinofilme der Siebziger und Achtziger ausfällt, entgleitet schlussendlich in das altbekannte Gut-Böse-Schema.

Die Hauptschuld am Untergang der Jedi wird hier nämlich eindeutig der bösen Sekte der „Sith“ zugeschrieben, die in Gestalt des Imperators den jungen Helden Anakin verführt und die arglosen Jedi täuscht. 

Die Jedi und ihre starren Regeln

Man kann sich fragen, ob die Jedi mit ihren starren Regeln nicht selbst für ihren Untergang gesorgt haben. Dem jungen Anakin etwa wird beigebracht, dass er keine Liebesbeziehung führen darf, weil emotionale Bindungen und die damit einhergehenden Verlustängste gefährlich sein könnten.

Ausnahmen werden nicht geduldet. Der junge Mann soll hier ein Dogma befolgen. Dabei könnte er auch dazu ermuntert werden, sich sinnvoll mit dem normalen menschlichen Gefühlsspektrum auseinanderzusetzen.

Nur selten wird in „Star Wars“ eine Kritik am Jedi-Orten formuliert, die als Eingeständnis der Macher gesehen werden kann, dass die altehrwürdige Gemeinschaft durchaus auch fragwürdige Regeln hat. Es sind Regeln, die seit „mehr als tausend Jahren“ befolgt werden, wie es in der neuen „Ahsoka“-Folge heißt.

Stattdessen behalten die Jedi in vielen „Star Wars“-Geschichten ihren Heldenstatus. Und so ist es am Ende auch in der neuesten Kino-Trilogie (2015-2019) das Ziel der Protagonistin Rey, den Orden neu aufzubauen. Ob Reformen dabei eine Rolle spielen werden, bleibt völlig offen.

Hoffnung auf etwas Neues

Die Serie „Ahsoka“ macht mit ihrem oben zitierten Dialog Hoffnung, dass sich „Star Wars“ künftig deutlicher mit den Verfehlungen der Jedi auseinandersetzen wird.

In der Literatur ist das bereits passiert: Im Juli erschien das „Star Wars“-Buch „Rise of the Red Blade“ von Delilah S. Dawson. Die Jedi werden darin kurz vor ihrer weitestgehenden Vernichtung als völlig weltfremde, hierarchisch geführte Religionsgemeinschaft dargestellt, die mit sich selbst und der politischen Lage überfordert ist. 

Dave Filoni, der Mann hinter der „Ahsoka“-Serie, hat seine Hauptfigur bereits früh als Rebellin eingeführt. In Filonis Animationsserie „The Clone Wars“ von 2008 gerät die junge Heldin Ahsoka als Jedi-Schülerin immer wieder mit ihrem Orden in Konflikt.

Hoffentlich trägt auch die ältere Ahsoka noch mehr von dem alten Feuer in sich – auf dass „Star Wars“ endlich aufhört, einer geistig verstaubten Kirche zu huldigen und Platz für etwas Neues schafft.

Die vierte Folge „Ahsoka“ erscheint am 6. September (Mittwoch) auf Disney+. Die Serie besteht aus acht Folgen.

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