
© Amber Bracken, World Press Photo
World Press Photos in Berlin: Die Welt, wie sie ist
Gräber in Kanada, Trauer in Gaza, Krieg in der Ukraine: Das Berliner Willy-Brandt-Haus zeigt die besten Pressefotos.
Stand:
Wütende Proteste im Sudan und in Myanmar gegen die Militärmachthaber, Trump-Anhänger, die das Kapitol stürmen, Waldbrände, die Covid-Pandemie, Kriege und Unterdrückung, all das sind Themen, die 2021 die Pressefotografen der Welt bewegten. Zum 65. Mal hat „World Press Photo“ die besten Pressefotos ausgewählt.
4066 Fotografen aus 130 Ländern haben 64 823 Arbeiten eingereicht und zum ersten Mal mussten sechs regionale Jurys und eine globale Jury entscheiden, welches die besten Fotos in vier Kategorien waren. Durch die Regionalisierung des Wettbewerbs wurde eine größere Vielfalt der Positionen erreicht und die Dominanz der westlichen Welt gebrochen. Im Willy-Brandt-Haus sind 24 Gewinner:innen mit ihren Werken ausgestellt. Es sind beeindruckende Fotos eines unruhigen Jahres.
Stille Bilder, ungeheure Geschichten
Aber es sind auch die stillen Fotos, die berühren und eine ungeheuerliche Geschichte erzählen. So Amber Brackens globales Siegerfoto zu den anonym beigesetzten Opfern der Kamloops Residential School in Kanada. Im roten Abendlicht zeugen rote Kleider, die an Kreuzen entlang einer Straße hängen, von den gewaltsam zu Tode gekommenen indigenen Kindern Kanadas. Allein an dieser Schule, wo die Identität der indigenen Kinder gebrochen werden sollte, wurden 215 Gräber entdeckt.
Beeindruckend auch das Foto von Fatima Shbair. Es zeigt Erwachsene und Kinder, die in Gaza unter einem Zelt aus Decken im Kerzenschein sitzen. Auf den ersten Blick eine idyllische Szene, doch die Menschen trauern um ihre Angehörigen, die sie bei einem israelischen Bombardement in Gaza verloren haben. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Trümmer der zerstörten Häuser in der Dunkelheit.
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Mit dem Wissen von heute betrachtet man auch die Bilder von Guillaume Herbault, der seit 2001 regelmäßig in der Ukraine fotografiert hat, neu. Seine Szenen aus dem Krieg seit 2008 kommen einem inzwischen vertraut vor. Zerstörte Statuen, Leichen auf der Straße, Soldaten, die nach unverbrauchter Munition suchen, Frauen, die Tarnnetze für ukrainische Scharfschützen nähen.

© Amber Bracken, World Press Photo
„World Press Photo“ lenkt auch die Aufmerksamkeit auf vergessene Konflikte wie den Zebu-Krieg auf Madagaskar. In eindrucksvollen Schwarzweiß-Aufnahmen dokumentiert Rijasolo den Kampf der Landbevölkerung gegen die Dahalo, die Räuber der wertvollen Buckelrinder. Waldbrände überall auf der Erde waren 2021 ein großes Thema. Matthew Abbott dokumentiert das „cool burning“ des Volkes der Nawarddeken in Westaustralien.
[Bis 12. Juni. www.fkwbh.de]
Sie legen strategisch und kontrolliert Feuer im Unterholz, um große Feuerkatastrophen zu verhindern. Jetzt bekommen sie High-Tech-Unterstützung von Rangern der Regierung. Konstantinos Tsakalidis hat ein ikonisches Foto zu den Bränden auf der griechischen Insel Evia geschossen. Eine ältere Frau schreit auf angesichts der Feuersbrunst im Hintergrund, die ihr Haus bedroht.
Die prämierten Arbeiten der Fotografen halten uns den Spiegel vor, zeigen uns die Welt, wie sie ist, oft fragil und bedroht. Freie Medien können aufklären, helfen, informieren. Darin liegt der Wert dieser Ausstellung.
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