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Doch nicht so wichtig für die Stadt?: Die Finanzierung für die Berlin Art Week ist unsicher
Für 2026/27 ist im Kulturhaushalt kein Geld für die Art Week eingestellt. Überlässt der Kultursenat dieses gut besuchte, überregional ausstrahlende Event sich selbst?

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Über Kunst zu sprechen, kostet fast nichts. Bloß etwas Zeit, um etwa eine Rede zu schreiben, wie sie Franziska Giffey Freitagabend auf dem Sommerfest des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) hielt.
Da stand die Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe auf dem Podium, wo wenig später der Preis für aufstrebende Berliner Galerien vergeben wurde, und kam ins Schwärmen: „Wenn wir uns fragen, was macht Berlin aus, was macht die Wirtschaftskraft und die Vielfalt unserer Stadt aus, dann sind es Kunst und Kultur!“
Geld aus dem Etat gestrichen
Die Berlin Art Week spiegelt das gerade mit voller Kraft. Gegründet als Volksfest mit Kultur für alle, hat sie sich in den vergangenen Jahren zu einem Highlight im Spätsommer entwickelt, das Tausende Menschen auf die Straßen bringt.
Über 100 Galerien, Sammlungen und Museen eröffnen ihre neuesten Ausstellungen, es gibt lange Kunstnächte und ein international besetztes Symposium über die Zukunft der Museen. Es wird verkauft, über Kunst debattiert, die Zahl der anreisenden Gäste ist ebenfalls nicht zu verachten.
Alle investieren in die Art Week – Berlin steuert über seine landeseigene Gesellschaft Kulturprojekte 300.000 Euro bei, Giffey gibt aus ihrem Etat 150.000 Euro. Die diesjährige Kunstwoche ist, das kann man jetzt schon sagen, eine der besten. Und vielleicht oder wahrscheinlich ist es zugleich die letzte, denn im Haushalt des Senats für 2026 kommt die Summe nicht mehr vor.
Dabei ist das Geld gut angelegt. Wo immer man sich in den vergangenen Tagen aufgehalten hat, waren die Sponsoren nicht weit. Beim Empfang in der Neuen Nationalgalerie blitzte hinter dem Redner, Museumsdirektor Klaus Biesenbach, das Logo von BMW auf. Das Kulturengagement des Automobilkonzerns fängt die Kosten für den Preis der Nationalgalerie auf. Der wird künftig nicht mehr im Hamburger Bahnhof seine Preisträger präsentieren, sondern im Mies van der Rohe-Bau. Das Museum wiederum ächzt seit Monaten unter einer Haushaltssperre und treibt noch Unternehmen auf, die die Getränke spendieren.
Berlin braucht neue Impulse
Für Robert Grunenberg, dessen Galerie die Auszeichnung als beste aufstrebende Galerie vom VBKI bekam, lassen die Kaufleute und Industriellen Berlins eine runde Summe springen. Allerdings sattelt das Sponsoring stets auf die institutionelle Förderung auf, Alleinunterhalter sind sie nicht. Das wird auch die Berliner Volksbank nicht auf Dauer sein wollen, der privater Hauptsponsor der Berlin Art Week hat sein Engagement zum Glück gerade um drei Jahre verlängert.
Die gemeinsame Förderung bringt nicht zuletzt den Markt in Schwung – in einer Stadt, die sich lange als Produktionsort für zeitgenössische Kunst gefeiert hat. Doch dieser Ruf ist hin, die schwindenden Ateliers und steigenden Mieten haben Künstlerinnen und Künstler längst an andere Orte gebracht.
Berlin braucht einen neuen Impuls, die Art Week liefert ihn für vergleichsweise wenig Investment. Während dieser Tage über die Bedeutung und Anziehungskraft von Kunst zu sprechen, um ihr danach die Unterstützung zu entziehen – das wäre wirklich billig.
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