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Kultur: Feierabend XXL

Volles Programm, volles Borchardt: Auf den BERLINALE-PARTYS unterwegs

Cate Blanchett wäre offenbar gern mit 15 Freunden zu einer Dinnerparty im Borchardt zusammen gekommen. Aber das ging nicht. Denn am zweiten Abend der Berlinale lädt nun schon fast traditionell Berlinale-Sponsor VW zur People’s Night ins Borchardt, da ist es also komplett ausgebucht. Da diese Party immer begehrter wird, spielen sich am Eingang gelegentlich verzweifelte Verhandlungsszenen ab von Gästen, die gern auf der Liste wären, es aber irgendwie nicht geschafft haben, weil der Platz so begrenzt ist. Unten im Clubkeller wäre zwar noch etwas Platz zum Atmen und Sitzen und Tanzen. Aber am späten Freitagabend rieb sich das Glamour-Volk lieber oben im Restaurant aneinander. Zu den ersten Gästen gehörten Sunnyi Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und Max von Thun . Die Nacht des Volkes zog eher das Phaeton-Volk denn die Käfer-Fraktion an, um heftig champagnerprickelnd die Stadt, das Filmfest und sich selber zu feiern. Bald ging es kaum noch vor- und rückwärts.

Dass auch Prominente sich gern mal durch die Menge quetschen, statt blasiert auf luftigen Empfängen herumzuwandeln, passte zum Motto der Nacht, denn das hat ja auch was Volkstümliches. Auch der großzügige Dresscode trug dazu bei: Besonders schick wirkten edle Jeans mit hochhackigen Stiefeln neben flattrig ausgeschnittenen Abendkleidern. Wie die Kellner es schafften, die Schnitzelchen, vegetarischen Teigtaschen und cremigen Mini-Buletten in kleinen Schüsseln unter die Leute zu bringen, kann nur erklären, wer alles über moderne Akrobatik weiß. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Partner Jörn Kubicki , Moderatorin Maybrit Illner und Kultur-Anwalt Peter Raue waren damit nicht zu locken, als sie weit nach Mitternacht eintrafen. Sie hatten zuvor am ebenfalls traditionellen Jurydinner von Alfred Biolek teilgenommen. Auch Achim Rohde , Nadja Uhl , Christiane Paul , Andrea Sawatzki , Joachim Sartorius und Bob Wilson wogten in der Menge hin und her. Einige Gäste hatten zuvor „The Good German“ gesehen und vermuteten, dass die Stars des Films wegen der verhaltenen Reaktionen wohl eher keine Lust zum Feiern hätten. Für Hollywood-Stars ist in diesen Tagen auch auf der engsten Party Platz.

Schauspielerin Jasmin Tabatabai , die in dem großartigen Film „La vie en rose“ Edith Piaf synchronisiert, hält es in diesen Tagen einfach nicht zu Hause. Es macht ihr zu viel Spaß, die internationalen Gäste zu treffen und ihnen einen Eindruck von Berlin zu vermitteln. Die Amerikaner haben schon vor einigen Berlinalen entdeckt, was für eine wunderbare Stadt da zusammengewachsen ist und haben die Nachricht weitergetragen. Jetzt ist das Gefühl dafür auch bei den deutschen Gastgebern angekommen. Berlin ist „the place to be“, das erhöht den Spaß auch außerhalb der Kinos. Hinten im Borchardt werden sich ausgewählte VW-Gäste in den nächsten Tagen in der Phaeton Lounge vom Leinwand-Marathon erholen. Das Restaurant hat auch schon wieder klingende Namen im Reservierungsbuch. Was Cate Blanchett zunächst verpasste, werden Matt Damon und Clint Eastwood nachholen.

Während das Borchardt bebte, ließ die mediale Jugend das Hotel Ritz-Carlton zittern. Bei der „Movie meets Media“ wimmelte es nur so von Jungschauspielern, Jungmoderatoren und sonstigen Nachwuchstalenten – der einzige Weißhaarige in Tanzflächennähe war H.P. Baxxter , der wasserstoffblondierte Sänger von Scooter. Aber „Movie meets Media“ gilt sowieso als Exot unter den Berlinale-Partys: Sie gehört nicht zum offiziellen Festivalprogramm, findet aber stets am ersten Wochenende statt. Und viele der Gäste reisen nur für die Party an. Zum Kernvergnügen des Festivals, dem Filmegucken, haben sie keine Zeit, weil sie gerade irgendwo drehen oder ein neues Album aufnehmen müssen. Natürlich gibt es Ausnahmen: Tetje Mierendorf , der Comedian vielleicht? „Ich würde so gerne, aber morgen geht mein Flieger nach Stuttgart.“ Vielleicht Moderator Oliver Petszokat ? „Bin gerade erst angekommen. Und Sonntagabend muss ich zurück in Köln sein.“ Immerhin wollte er sich das Programmheft besorgen, gleich am nächsten Morgen. Und dann schauen, ob es kurzfristig irgendwo Karten gibt. Auch Jungschauspieler Tobias Schenke fehlte noch der Überblick. Er war erst am Vortag aus Thailand zurückgekommen, da hat er nicht gedreht, sondern vier Wochen Urlaub gemacht. Aber klar, den einen oder anderen Film werde er sich anschauen. Zum Beispiel den neuen Streifen von Robert de Niro, den verehrt er schließlich als Schauspieler. Echte Berlinale-Stimmung kam auf, als Starbesuch aus Hollywood die Freitreppe hochschritt: Jeff Goldblum , der am Nachmittag sein nächstes Filmprojekt „Adam Resurrected“ vorgestellt hatte. Im Ritz begleitete ihn Juliane Köhler , die Eva Braun aus „Der Untergang“, sie wird in seinem Film auch mitspielen.

Wild wurde es dann, als um Mitternacht Moderator Tobias Schlegel das DJ-Pult übernahm. Von Filmen hat der Mann keine Ahnung, seine momentane Lieblings-DVD ist die „Supernasen“-Trilogie mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger aus den 80ern. Aber auflegen kann er: Erst „The time of my life“ aus Dirty Dancing, dann Jan Delay und Seeed, da schwappte die Tanzfläche über.

Zur selben Zeit machten sich die Gäste im Admiralspalast gerade über das Buffet her. Zur Feier der Wiederaufführung von Rainer Werner Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“ waren viele Darsteller der 13-teiligen Fernsehverfilmung von 1980 gekommen, unter ihnen Günter Lamprecht und Hanna Schygulla , Fassbinders Muse. Auch Juliane Lorenz , die letzte Lebensgefährtin des Regisseurs, war vor Ort. Sie hatte bei der Restaurierung des Films die Aufsicht. Ein Ergebnis: Die Szenen wurden deutlich aufgehellt. Bei der Erstausstrahlung vor 27 Jahren waren die Bilder nämlich so dunkel, dass der WDR über miserable Einschaltquoten klagte. Wer alle 13 Folgen von „Berlin Alexanderplatz: remastered“ erleben möchte: Heute ab 10 Uhr werden sie in der Volksbühne am Stück gezeigt.

RUTH M. KUBITSCHEK & RALF BAUER

Die Schauspieler trafen sich zur ARD-„Blue Night“ bei Mercedes am Potsdamer Platz

AUGUST DIEHL

Die Uraufführung von „Die Fälscher“ mit August Diehl stand gestern als Spätvorstellung im Berlinale-Palast an

HANNA SCHYGULLA & GÜNTER LAMPRECHT

Sie feierten Freitagabend im Admiralspalast „Berlin Alexanderplatz“-Wiederaufführung

KARL LAGERFELD

Der Designer stellte gestern seinen Film „Lagerfeld Confidential“ vor

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