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Das Logo von Cosmo, dem internationalen und interkulturellen Hörfunkprogramm.

© Imago/Panama Pictures/Christoph Hardt

Exklusiv

„Konkreter Beitrag zur Integration und Partizipation“: Integrationsbeauftragte plädieren für den Erhalt von Cosmo

Das interkulturelle Radioprogramm Cosmo droht dem öffentlich-rechtlichen Sparprogramm zum Opfer zu fallen. Aus Berlin und Brandenburg kommt nun in einem offenen Brief an den RBB scharfe Kritik.

Stand:

Die Integrationsbeauftragten von Berlin und Brandenburg fordern den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zum Erhalt des Radioprogramms Cosmo auf.

In einem offenen Brief an die RBB-Intendantin Ulrike Demmer appellieren Katarina Niewiedzial und Diana Gonzalez Olivo: „Erhalten Sie Cosmo in seiner bisherigen Form und bauen Sie ihn als aktiven Teil der Einwanderungsgesellschaft Deutschland aus – als eigenständigen Radiosender mit postmigrantischer, superdiverser und mehrsprachiger Ausrichtung und Reichweite.“

Das Datum des Briefes ist nicht zufällig gewählt, am 24. und 25. Juni werden sich die Intendantinnen und Intendanten der neun ARD-Sender treffen, um sich mit den Regelungen des Reformstaatsvertrags zu befassen, der am 1. Dezember in Kraft treten soll.

Darin sind die künftigen Sparanstrengungen für das öffentlich-rechtliche System formuliert, unter anderem sollen die Zahl der Spartenkanäle im Fernsehen sowie die 70 Radiowellen der ARD auf 53 reduziert werden.

160.000
Hörerinnen und Hörer erreicht Cosmo täglich.

Für den RBB bedeutet dies die Verkleinerung des Radio-Portfolios von sechs auf fünf Programme. Der RBB-Sprecher Justus Demmer teilte dazu auf Anfrage mit: „Wie alle ARD-Sender prüft auch der RBB, wie er die Vorgaben des Reformstaatsvertrags umsetzen kann und führt dazu derzeit auch Gespräche mit dem WDR über die RBB-Beteiligung an Cosmo.“

Demmer betont, dass die Idee der Reduzierung der Hörfunkwellen aus der Politik stamme und nicht vom RBB. Mit der Sorge um den Fortbestand von Cosmo sei man daher bei dem Sender nur zum Teil an der richtigen Adresse, „da wir nicht entscheiden, was wie beauftragt wird“.

Sender für Mehrsprachigkeit

Der RBB produziert Cosmo zusammen mit dem WDR und Radio Bremen. Gesendet wird in zahlreichen Sprachen wie Türkisch und Arabisch, täglich erreicht der Sender im Schnitt 160.000 Hörerinnen und Hörer.

Die Integrationsbeauftragten erinnern in ihrem Schreiben daran, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk solidarisch finanziert wird, unter den 47 Millionen zahlenden Haushalten findet sich ein Drittel der Bevölkerung, das mehrsprachig ist oder nicht Deutsch spricht. Die meisten von ihnen seien Menschen mit Einwanderungsgeschichte.

„Wenn der RBB seinem Auftrag gerecht werden will, muss er Cosmo sichern und weiterentwickeln – als starke, hörbare Stimme einer offenen, pluralen Gesellschaft“, heißt es in dem Schreiben. Cosmo sei „eine unverzichtbare Stimme der Vielfalt, eine Plattform für kulturelle Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit – und ein Brückenbauer zwischen Lebenswelten“.

Sparmaßnahmen dürfen nicht zulasten ohnehin marginalisierter Gruppen ausgetragen werden.

Katarina Niewiedzial und Diana Gonzalez Olivo in ihrem offenen Brief an den RBB

Gerade in Zeiten wachsender Polarisierung würden Räume gebraucht, in denen gesellschaftliche Vielfalt als Stärke erlebt werde. „Cosmo leistet einen konkreten Beitrag zur Integration und Partizipation, weil es nicht nur über Menschen mit Einwanderungsgeschichte spricht, sondern mit ihnen und für sie sendet“, heißt es weiter.

Für Elena Kontidou kann es an der Bedeutung von Cosmo keine Zweifel geben. Die Geschäftsführerin der Neuen deutschen Medienmacher*innen, sie sitzt für die Grünen im RBB-Rundfunkrat, sagte dem Tagesspiegel, „ein Sender, der für Mehrsprachigkeit, kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt steht, gehört zum Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“.

Ein öffentlich-rechtlicher Sendeauftrag, der seinem verfassungsgemäßen Bildungs- und Integrationsauftrag gerecht werden wolle, dürfe Cosmo nicht opfern, schreiben die Integrationsbeauftragten. Das Programm erreiche Zielgruppen, deren Lebensrealität vom herkömmlichen öffentlich-rechtlichen Rundfunk viel zu selten beachtet werde.

Die Abschaltung von Cosmo würde nach ihrer Ansicht bedeuten, diese gesellschaftliche Realität zu ignorieren. „Sparmaßnahmen dürfen nicht zulasten ohnehin marginalisierter Gruppen ausgetragen werden.“ Zudem sei Cosmo ein Erfolgsmodell für modernen, integrativen Journalismus. Statt ihn zu beschneiden, sollte man den Sender stärken, seine Reichweite ausbauen und ihn als Blaupause für weitere innovative Medienprojekte innerhalb der ARD nutzen.

Der Erhalt des linearen Radioprogramms Cosmo würde ein Zeichen setzen: „Für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der alle in unserer Gesellschaft anspricht und mitnimmt. Für ein Deutschland, in dem Integration und Teilhabe nicht nur politische Ziele, sondern gelebte Realität sind – auch im Radio.“

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