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Der Schauspieler James Earl Jones spielte Rollen am Broadway, im Kino und im Fernsehen, berühmt aber wurde er mit seiner Stimme.

© dpa/RICK RYCROFT/Bearbeitung Tagesspiegel

Nachruf auf James Earl Jones: Die Stimme von Darth Vader und CNN

Seine Sprechrolle in „Star Wars“ machte James Earl Jones berühmt, aber zu Hause war er auf der Bühne und vor der Kamera. Nun ist der Schauspieler im Alter von 93 Jahren gestorben.

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Als im vergangenen Jahr die Screen Actors Guild (SAG) streikte und damit Hollywood für mehrere Monate lahmlegte, ging es in den Forderungen der Schauspielerinnen und Schauspieler auch darum, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu regulieren. Die Gewerkschaft wollte verhindern, dass Studios mit digitalen Avataren von Stars Filme drehten, ohne für diese Jobs zu zahlen.

James Earl Jones hatte seine imposante Stimme schon vor zwei Jahren dem Disney-Konzern vermacht, der die Rechte an der Produktionsfirma Lucasfilm hält – und damit gewährleistet, dass das berühmteste Röcheln der Filmgeschichte über seinen Tod hinaus noch in vielen Spin-offs von „Star Wars“ zu hören sein wird.

James Earl Jones, der am Montag im Alter von 93 Jahren verstarb, war in fünf „Star Wars“-Kinofilmen die Stimme von Darth Vader. David Prowse, der Darsteller des galaktischen Bösewichts, blieb anonym hinter dem ikonischen Helm; es war Jones, der der bedrohlichen Figur erst seinen Schrecken verlieh. George Lucas überzeugte den renommierten Shakespeare-Darsteller davon, sein stimmliches Repertoire zu reduzieren und seine Sätze nahezu ausdruckslos zu sprechen, um sie so bedrohlicher klingen zu lassen.

7000 Dollar für Darth Vader

Jones, der für den Job 7000 Dollar erhielt, erachtete seinen Anteil an der Figur so gering, dass er zunächst keinen Credit für die Sprechrolle verlangte. Erst mit dem dritten Film „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ wurde Jones’ Stimme ebenbürtig mit dem Darsteller David Prowse genannt.

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Dass er einmal eine der bekanntesten Figuren der Populärkultur seine Stimme leihen würde, war dem 1931 im ländlichen Mississippi geborenen James Earl Jones nicht in die Wiege gelegt. Als Kind von seiner Mutter in der Obhut der Großeltern hinterlassen, begannt Jones im Alter von fünf Jahren zu stottern. Der Sprachfehler wurde so peinigend, dass er für eine Weile ganz verstummte. Das Theater half ihm, seine Stimme zurückzugewinnen.

In seinen Memoiren „Voices and Silences” schrieb er 1993 über seine Erfahrungen: „Ich habe mich der Sprache auf eine andere Weise genähert als die meisten Schauspieler. Ich bin die Sprache auf dem Kopf stehend angegangen, habe die Worte auf der Suche nach Bedeutung umgedreht, sie manchmal durcheinander gebracht, aber die Wahrheit aus einem ganz anderen Blickwinkel gesehen.“

Majestätischer Bariton, imposante Erscheinung

Sein bedächtiger Sprachduktus, der zu einem Markenzeichen wurde und der ihn für die Rolle von Königen (auf der Bühne, aber später auch in der Eddie-Murphy-Komödie „Der Prinz von Zamunda“) und autoritären Figuren geradezu prädestinierte, wurde zur Methode, um seine Sprache zu kontrollieren. Seine zweite große Sprechrolle hatte Jones ebenfalls für Disney, er gab dem Löwen Mufasa im Animationsfilm „König der Löwen“ (1994) seine Stimme.

Doch unabhängig von seinem majestätischen Bariton war Jones mit fast 1,90 Meter Größe auch äußerlich eine eindrucksvolle Erscheinung. Auf dem Broadway feierte er seine größten Erfolge als größenwahnsinniger King Lear, als Othello und Macbeth, als pompöser Big Daddy in Tennessee Williams’ „Die Katze auf dem heißen Blechdach“; aber auch in den Stücken des Dramatikers August Wilson, der die afroamerikanische Erfahrung aus der Perspektive der schwarzen Arbeiterklasse einfing.

2012 wurde James Earl Jones mit dem Ehren-Oscar ausgezeichnet.

© dpa/CHRIS CARLSON

Für die Rolle des Boxers Jack Jefferson in der Inszenierung „The Great White Hope” gewann er 1968 den Theaterpreis Tony, zwei Jahre später wurde er für die Filmadaption auch für einen Oscar nominiert. 

Seine erste kleinere Kinorolle erhielt Jones von Stanley Kubrick, den ihn in New York im Theater gesehen hatte. In „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ spielte er einen Bomberpiloten. Aber nicht alle seine Filme seien Meisterwerke gewesen, witzelte er 2012, als er mit dem Ehren-Oscar ausgezeichnet wurde.

In diese Kategorie fällt „Conan der Barbar“, in dem er 1982 den Widersacher von Arnold Schwarzenegger spielte. Die Rolle des Flottenadmirals in „Jagd auf Roter Oktober“ (1990) mit Sean Connery passte da schon eher in sein Rollenprofil. Die herausragende Rolle in seiner Jahrzehnte umfassenden Fernsehkarriere hatte er in der Miniserie „Roots“ über die Geschichte der Sklaverei.

James Earl Jones steht – buchstäblich – in einer Tradition großer schwarzer Stimmen in der amerikanischen Kultur, von Paul Robeson über Harry Belafonte bis zu Morgan Freeman. Seine Karriere überstieg seine Präsenz vor der Kamera. Jones war eine Person des öffentlichen Lebens, bis hinein in die Wohnzimmer Amerikas, wo der Slogan „This is CNN“ täglich die Nachrichtenlage ankündigte. Gesprochen hat den Satz, natürlich, James Earl Jones.

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