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Der ARD-Vorsitz wechselt Anfang 2025 von SWR-Chef Kai Gniffke (re.) zu HR-Intendant Florian Hager.

© Annika Fußwinkel/WDR

Neue ARD-Spitze beschlossen: „Wir haben keinen Plan B“

Mit Florian Hager übernimmt der Chef eines Senders aus der mittleren Reihe die ARD-Leitung „in stürmischen Zeiten“. Nicht nur die drohende Beitrags-Nullrunde belastet den Verbund.

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Was für eine Karriere: Vor neun Jahren hatte die ARD Florian Hager zum Gründungsgeschäftsführer der gemeinsamen ARD-ZDF-Jugendplattform „funk“ gemacht, vor drei Jahren wurde der in Aalen geborene Medienmanager zum Intendanten des Hessischen Rundfunk gewählt und trat das Amt 2022 an.

Nun haben die Intendanten und Intendantinnen der ARD beschlossen, dass der 48-Jährige von Anfang 2025 an die Geschicke des Senders als ARD-Vorsitzender führen wird.

Der Vorsitz der ARD wechselt turnusmäßig alle zwei Jahre. Eine Ausnahme stellte die Amtszeit von Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger dar, die den Vorsitz wegen der Skandale um den Rundfunk Berlin-Brandenburg bereits nach weniger als einem Jahr abgeben musste.

Hager wird die Leitung des Senderverbundes von SWR-Intendant Kai Gniffke übernehmen, der mit dem Amtsantritt seines HR-Kollegen stellvertretender ARD-Vorsitzender wird. Anders als BR, NDR, SWR und WDR gehört der Hessische Rundfunk nicht zu den großen, finanziell besser ausgestatteten ARD-Sendern. Hager und der HR gelten jedoch als wegweisend für die digitale Transformation eines öffentlich-rechtlichen Senders. Im Juni kündigte der Sender an, die Zahl der Radioprogramme innerhalb von acht Jahren von sechs auf drei zu verringern.

Florian Hager gilt als Experte für die digitale Transformation

„Ich freue mich sehr über das Vertrauen und gehe mit sehr viel Respekt in diese Verantwortung. Denn wir übernehmen im Januar in stürmischen Zeiten das Steuer“, sagte Florian Hager am Donnerstag. Anfang 2025 stünde eigentlich die Erhöhung des Rundfunkbeitrages an. Weil es jedoch in mehreren Landesparlamenten keine Mehrheiten dafür gibt, ist es fraglich, ob es dazu kommt.

Dass die ARD nicht gegen eine Nullrunde vor dem Bundesverfassungsgericht klagen wollen, wollte Gniffke nicht bestätigen. Er vertraue darauf, dass sich alle Beteiligten im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen des KEF-Verfahrens bewegen, sagte der ARD-Vorsitzende. Alle neun ARD-Anstalten hätten den Haushalt für das kommende Jahr mit der Beitragserhöhung geplant, beantwortete Gniffke eine Frage des Tagesspiegels: „Es gibt keinen Plan B.“

Es gibt keinen Plan B.

ARD-Chef Kai Gniffke plant weiter mit einer Erhöhung des Rundfunkbeitrages.

Nach derzeitigem Kenntnisstand sieht der Reformstaatsvertrag den Abbau von bis zu 20 Radio- und bis zu fünf Spartenkanälen vor. „Die Politik muss wissen, was sie macht“, sagte Gniffke zu den Plänen. Jede Welle und jeder Kanal habe seine Hörer beziehungsweise Zuschauer, so der ARD-Vorsitzende. Am morgigen Freitag soll den Sendern der Entwurf des Reformstaatsvertrages zugestellt werden.

Eigene Pläne hat der Senderverbund für die ARD-Audiothek. Vom kommenden Jahr an sollen die bisherigen 41 Hörfunk-Apps eingestellt und deren Inhalte in der Weiterentwicklung ARD Audiothek Next zusammengefasst werden. Im nächsten Jahr soll dies bei den ersten 17 Wellen geschehen, kündigte Gniffke an.

Ebenfalls aus eigener Kraft und ohne politische Intervention haben sich die Intendanten und Intendantinnen auf den ARD-Finanzausgleich für die Jahre 2025 bis 2028 geeinigt. Damit wird festgelegt, wie die sieben finanzstärkeren Sender die beiden schwächsten Mitglieder des Verbundes – den Saarländischen Rundfunk und Radio Bremen – zu einer bedarfsgerechten Finanzierung verhelfen.

„Die aktuellen medienpolitischen Entwicklungen und die ARD-Reformagenda haben für den Hessischen Rundfunk eine große Bedeutung, deswegen haben wir in unserem Zielbild auch den Leitsatz ‚Wir gewinnen nur als ARD‘ verankert“, betonte der designierte neue ARD-Chef. „Wir werden den Reformprozess, den Kai Gniffke mit großer Energie vorangebracht hat, genauso engagiert weiterführen“, erklärte Hager.

Der Hessische Rundfunk will die anstehenden Vorsitzaufgaben in der ARD auf mehr Schultern verteilen. Mit Radio Bremen wurde eine Partnerschaft auf mehreren Ebenen vereinbart, auch die anderen Anstalten sollen den HR „auf vielfältige Weise“ unterstützen. „Darüber freue ich mich wirklich sehr. Denn unser gemeinsames Ziel ist es, zentrale Aufgaben mehr und mehr gemeinschaftlich und flexibel zu erledigen“, erläuterte Florian Hager.

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