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Die Arbeit von Carlos Aires wird von der Galerie Zilberman (Istanbul/Berlin) auf der Art Dubai ausgestellt.

© Art Dubai / Cedric Ribeiro, Getty Images for Art Dubai

Perfektes Match: Auf der Art Dubai begegnen sich High-Tech und Kulturerbe

Die Messe in Dubai erweist sich als führende Plattform des Nahen Ostens für zeitgenössische und moderne Kunst.

Von Eva Karcher

Seine Geschichte ist dem 190 Jahre jungen Emirat Dubai trotz aller Zukunftsbesessenheit – Stichwort: Burj Khalifa, der mit 828 Metern höchste Wolkenkratzer der Welt - sehr wichtig. So lädt auch die 16. Art Dubai, die sich als führende Messe des Nahen Ostens für zeitgenössische und moderne Kunst versteht, in ihrem reich gefächerten Programm zu einem Besuch des Al Shindagha Museums im gleichnamigen Viertel, einem der ältesten der Stadt, und zum Spaziergang am Dubai Creek oder Khor Dubai, dem Meeresarm des Persischen Golfs. Hier erzählen die Emiratis ihre Geschichte entlang restaurierter Gebäude wie dem Palast des 1958 verstorbenen Scheichs Said bin Maktoum oder zelebrieren im Parfümmuseum Rituale ihrer Duftkultur.

Diese Union aus Kulturerbe und High Tech bildet den kreativen Boden der diesjährigen Art Dubai mit über 130 Ausstellern aus 43 Ländern im Madinat Jumeirah, dem größten und luxuriösesten Ressort im Emirat. Als „Fenster zum globalen Süden“ charakterisiert Messedirektor Pablo del Val die Art Dubai, auf der man sähe, „was man sonst nicht sieht“, eben keine oder kaum westliche Kunst, sondern die aus Ländern wie Afrika, dem Nahen Osten, Iran, Indien, Korea, Indonesien, Pakistan, Westafrika, Lateinamerika und der Karibik.

Damit nicht genug, beschwört del Val sie auch als „Talentschmiede der kreativen Ökonomie Dubais mit ihrer multikulturellen DNA“. Tatsächlich liegt dem Hauptsponsor A.R.M. Holding, der Investmentgruppe von Scheich Ahmed Bin Rashid Al Maktoum, jüngster Bruder des Herrschers von Dubai viel an der digitalen Smartness des Emirats - Web 3.0, Kryptowährung, NFTs und AI (KI) inklusive. 18 Teilnehmer versammelt die digitale Sektion der Art Dubai, darunter von künstlicher Intelligenz kreierte, immersive Räume dreier Künstler des Dubaier Kollektivs Art in Space. Zusammen mit der Plattform VerticalCrypto haben die Künstler Michael Benisty, Orkhan Mammadov und Krista Kim „Orientalism 2.0“ generiert, einen flirrenden Pixelteppich aus sich ständig wandelnden Orientmotiven des Nahen Ostens und Nordafrikas.

Galerien aus Teheran, Singapur, Nairobi und Manila sind dabei

Am ersten Previewtag strömten die geladenen Sammler, Berater, Museumsdirektoren, Kuratoren, Kritiker und illustren Gäste zahlreich durch die Hallen, von denen sich eine der zeitgenössischen, eine der modernen Kunst widmet und die dritte, Bawwaba“ (Pforte) genannte, künstlerischen Einzelproduktionen aus dem vergangenen Jahr. Hier ist der globale Süden auf Galerie- wie Künstlerseite omnipräsent: Händler aus Teheran, Singapur, Neu Delhi, Nairobi oder Manila zeigen Künstler aus den Philippinen, Nepal, Kenia oder Indonesien. Oder wie die Serbin Anja Obradovic Bourrellis, die in Belgrad ein Ausstellungsbüro und eine Künstlerresidenz führt, hier den in Berlin lebenden brasilianischen Maler und Bildhauer Domingos de Barros mit abstrakt-naturalistischen Bildern vorstellt. (4000-17.000 Dollar).

Das Preisspektrum der Messe reicht von niedrigen vierstelligen bis zu Beträgen im Millionenbereich wie der Summe von 1,3 Millionen Dollar für eine drei mal drei Meter messende, grandiose Wandarbeit aus Kronkorken und anderem Metallabfall des ghanaischen Superstars El Anatsui bei der Dubaier Galerie Efie. Weitere Höhepunkte von Blue Chip Künstlern finden sich bei Perrotin, so das Skulpturenpaar „Kaikai, Kiki“ aus einer Edition von 20 für 135.000 Dollar, das bereits am ersten Tag verkauft war. Bei der New Yorker Aicon Gallery mit ihrem großflächigen Stand sind Malerinnen zu entdecken wie die Afroamerikanerin Mequitta Ahuja, die mit dem Werk „Bramble“ (Brombeere) ihre Familiengeschichte mit ihrer eigenen überblendet (100 000 Dollar) oder die berühmte 82-jährige Inderin Anjolie Ela Menon mit stilisiert intensiven figurativen Arbeiten (45000 Dollar).

Erlesen schön sind die Werke der iranischen Künstlerin Monir Shahroudy Farmanfarmaian, die 2019 mit 97 Jahren starb, bei der renommierten Dubaier Galerie The Third Line. Kleinformatige Arbeiten auf Papier liegen bei 35.000 Dollar; die verspiegelten Mosaik- und Glasarbeiten kosten inzwischen bis zu 500.000 Dollar. Unter den sieben deutschsprachigen Galerien sind Krinzinger aus Wien und Dorothea van der Koelen langjährige Teilnehmer; für die Berliner Galeristin Barbara Thumm dagegen ist Art Dubai eine Premiere. Sie nutzt „die Chance, die Region näher kennenzulernen“, denn zwei ihrer Künstlerinnen, die Amerikanerin Carrie Mae Weems und die Kubanerin María Magdalena Campos-Pons, stellen auf der benachbarten, vielgelobten Sharjah Biennale aus. Campos-Pons’ vielteilige Flowerpower-Wandarbeit kostet 250.000 Dollar.

Und noch eine Frau auf der Art Dubai ist erwähnenswert, die 1977 geborene italienische Multimedia-Künstlerin Marinella Senatore, der die Turiner Mazzoleni Galerie mit Dependance in London eine Solopräsentation widmet: Ihre Leuchtröhrenarbeiten sind frei von giftigem Quecksilber und senden poetisch-ornamentale Lichtbotschaften wie „We rise by lifting others“. Der Satz „Wir wachsen, indem wir andere heben“, trifft den Nerv der Messe.

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