
© ARD Degeto Film/SRF/Sava Hlavace
Schweizer „Tatort“ im Panik-Modus: Tickende Zeitbomben in der Brust
Cyberangriff auf eine Medizingerätefirma, plötzliche Herzstillstände, Sensationsstory, Triage – der Schweizer „Tatort“ über Risikofaktoren für Menschen im digitalen Zeitalter.
Stand:
Ein entspannter Samstagmorgen in Zürich. Ein Mann mit Hund beim Spaziergang, ein Biker auf seinem Rennrad, eine Frau draußen bei der Gymnastik. Plötzlich fallen sie alle um und sind tot. Herzstillstand, aus heiterem Himmel, wie bei über 20 weiteren außergewöhnlichen Todesfällen an diesem Tag im Kanton. Ein Zufall? Oder gar Massenmord? „Tatort: Kammerflimmern“ (Sonntag, ARD, 20:15 Uhr).
Die Schweizer Ausgabe des ARD-Krimis hat sich eines besonders heiklen Themas angenommen, das früher oder später alle angehen kann: digitale Medizintechnologie. Sie ermöglicht Menschen mit Herzproblemen ein sicheres Leben. Was passiert aber, wenn Hacker implantierte Defibrillatoren (ICDs) manipulieren und Hersteller erpressen?
Dieses unwahrscheinliche, aber denkbare Horrorszenario (Buch: Petra Ivanov und André Küttel) ist Ausgangspunkt des zehnten Zürich-„Tatorts“ mit den Ermittlerinnen Anna Pieri Zuercher und Carol Schuler.
Ursache für die ungewöhnlichen Todesfälle sind Stromschläge durch ICDs, deren Züricher Hersteller LauberCardio Opfer eines Cyberangriffs wurde. Hacker fordern Lösegeld in dreistelliger Millionenhöhe für einen digitalen Schlüssel, der die Firmenrechner wieder zum Laufen bringt.

© ARD Degeto Film/SRF/Samuel Schalch
Wie safe ist die angegriffene Medizingerätefirma, die an der Börse notiert ist? Wer hat ein Interesse, ihr zu schaden und dabei das Leben von Tausenden von Menschen zu riskieren, die diese ICDs wie tickende Zeitbomben in ihrer Brust tragen?
Schlimmstenfalls, ohne den digitalen Schlüssel, müssten bei 12.000 Menschen ICDs ausgetauscht werden, was zu einer Triage in Kliniken führen könnte.
Ein „Tatort“ mit großem Anlauf und wirrer Motivlage. In Verdacht stehen notorische Hacker, früher zu Schaden gekommene Patienten, mit LauberCardio konkurrierende Start-ups, Ex-Mitarbeiter, sogar die beiden Tech-Firmenchefs, ein nicht ganz vertrauenswürdiges Brüderpaar, das jede Verantwortung für Sicherheitslücken brüsk von sich weist.
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Die Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) stehen mit der Suche nach dem digitalen Schlüssel unter extremem Druck. Es treffen regelmäßig weitere Todesmeldungen und besorgte ICD-Träger in Kliniken ein, angeheizt durch die Journalistin Paula Bianchi (Annina Walt), die einer Sensationsstory auf der Spur zu sein scheint und am Ende selber mehr mit den tödlichen Vorfällen zu tun hat, als ihr lieb sein kann.
Ebenso wie die Ermittlerin Tessa, deren (nichtsahnende) Mutter ein ICD der inkriminierten Firma LauberCardio trägt.
Ein sehr packender, reißerischer „Tatort“ im Panik-Modus, ein Wettlauf gegen die Zeit, teils im Split-Screen inszeniert (Regie: Barbara Kulcsar), mit recht früher Täter-Fokussierung und dann doch noch überraschendem Ende.
Und mit einer deprimierenden Botschaft über unkalkulierbare Risikofaktoren für Menschen im digitalen Zeitalter. Zürich kann sehr kalt sein. Die Tech-Welt auch, sogar die digitale Medizin. Man möchte jetzt nichts am Herzen haben.
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