
© Des Willie/Netflix
Mächtige Frauen, intime Videos, Geiselnahmen: Die Serie „Hostage“ geht auf Netflix durch die Decke
Gar nicht so diplomatische Beziehungen: Die Thrillerserie „Hostage“ begeistert. Kann sie es mit Vorgängern wie „House of Cards“ aufnehmen?
Stand:
Schwere Zeiten für die britische Premierministerin Abigail Dalton. Während sie Engpässe bei Krebsmedikamenten in England bekämpfen muss, wird ihr Ehemann Alex bei einem Einsatz von „Ärzte ohne Grenzen“ in Französisch-Guayana entführt.
Gleichzeitig kommt die französische Präsidentin Vivienne Toussaint zu Besuch in die Downing Street 10, mit der Dalton sowohl die Geiselnahme, die Medikamentenkrise als auch eine Intrige ihrer politischen Gegner bewältigen muss.
Die Miniserie „Hostage“ geht bei Netflix seit ein paar Tagen durch die Decke, und bei aller Kritik, die man hier äußern kann (zu wenig plausibel, zu holzschnittartig, keine Charakter-Tiefen): Sie scheint einen Zeitnerv getroffen zu haben, wahrscheinlich auch, weil sich „Hostage“ (auf Deutsch: Geisel) gut in das Label Polit- und Verschwörungsthriller drücken lässt.
Und – das ist Stärke und Schwäche der Serie zugleich –, weil es bei nur fünf Folgen alles auch ein bisschen zackiger zugeht als bei „House of Cards“, „Borgen“ oder „Diplomatische Beziehungen“.
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Eigentlich sind sich Dalton (Suranne Jones) und Toussaint (Julie Delpy) eher verdächtig-spinnefeind. Doch als diese mit einem privaten Video erpresst wird, das sie sehr intim mit ihrem Stiefsohn zeigt, und sich dahinter die Drahtzieher von Alex’ (Ashley Thomas) Entführung zu verbergen scheinen, wird klar: Die beiden Spitzenpolitikerinnen können sich nur helfen, nicht weiter gegenseitig misstrauen.
Erst recht, wenn die Feinde im eigenen Land zu stecken scheinen, in Kabinett und Militär. Viel Macht-Intrige, viel Perfidie, viel Verschwörung, viel Nervenkitzel, Explosionen und (manchmal zu viele) überraschende Wendungen in gerade mal knapp dreieinhalb Stunden Serienstreaming.
Und irgendwie scheint es ja auch in Mode, dass – wie bei der Netflix-Serie „Diplomatische Beziehungen“ oder „Borgen“ –, das Thema politische Machtspiele, Diplomatie und Verschwörung mit hochrangigen Politikerinnen durchdekliniert wird, in ihrem Switch zwischen Familienpflichten und öffentlichem Amt. These: Die Politik ist weiblich, auch die Intrige. Julie Delpy und Suranne Jones („Vigil“) sind dafür jedenfalls eine vorzügliche, doppelbödige Besetzung, zwischen Verletzlichkeit und Regierungsstrenge.
„Hostage“, geschrieben von Matt Charman („Bridge of Spies – Der Unterhändler“), ist vielleicht nicht die raffinierteste und intelligenteste Thriller-Serie über Intrigen und politische Machtspiele, da bleibt „House of Cards“ unerreicht, aber ein solider Binge-Watching-Tipp allemal.
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