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Pianistin Tamara Stefanovich

© Sihoo Kim

Tamara Stefanovichs zauberhaftes Wochenende: Fünf Tipps der Pianistin für den Konzertsaal und draußen

Die Wahlberlinerin Tamara Stefanovich liebt ihren Kiez und die Klassikwelt liebt sie. Wie die alleinerziehende Mutter da die Balance hält, verrät sie hier.

Stand:

Die Pianistin Tamara Stefanovich lebt in Berlin-Schöneberg, nicht im Elfenbeinturm. In Interviews erzählt sie gerne, wie ihr Alltag als alleinerziehende Mutter sich auf ihr Leben als Künstlerin auswirkt. Ihr stehe deshalb nur eine gewisse Zeit zur Verfügung und sie spiele deshalb nur die Werke, die sie als Interpretin bräuchten. Stefanovich geht es nicht darum, im Rampenlicht zu stehen, auch wenn jeder Auftritt mit einem Endorphinrausch lockt.

Das Chaos zu Hause hat der – wie in einem „Ost-Block-Bootcamp“ ausgebildeten – Pianistin überhaupt erst ermöglicht, loszulassen und das Angebot der Avantgarde-Freejazzer Christopher Dell, Jonas Westergaard und Christian Lillinger anzunehmen, mit ihnen – in gewisser Weise „unvorbereitet“ – zu improvisieren („SDLW“, bastille musique).

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Diese Konzentration auf das Wesentliche und ihre Abenteuerlust spürt man auch auf ihren jüngsten Alben: Auf „Left, alone“ (Winter & Winter) lässt sie das Klavierkonzert von Hans Abrahamsen glitzern, allein mit ihrer linken Hand. Auf „Etudes & Frames“ (Pentatone) präsentiert sie Musik des zeitgenössischen Meisters Vassos Nicolaou, Werke aus komplexen Rhythmen, mit großer Geschwindigkeit und vielschichtigem Klang. Hier ist auch Pierre-Laurent Aimard beteiligt, mit dem Stefanovich den Berlinern viele musikalische Sternstunden bereitet hat.

In fünf Tipps teilt Tamara Stefanovich, wie ein typisches Wochenende aussieht, wenn sie im Rahmen des Musikfests Nonos „Como una ola de fuerza y luz“ spielt (Konzerthaus Sa 14.9., 20 Uhr).

1 Hogwarts in Wilmersdorf

Der Zauberspielplatz im Volkspark Wilmersdorf, ein Kindertraum für ca. 1,1 Millionen Euro.

© IMAGO/Schoening

Mein Wochenende beginnt, wenn mich mein zehnjähriger Sohn Arthur wie der beste Butler der Welt mit Espresso am Bett weckt und damit signalisiert, dass es mit dem Ausschlafen vorbei ist.

Wir starten den Tag im Volkspark Wilmersdorf. Das hat mehrere Gründe: Er liegt direkt um die Ecke unserer Wohnung, ich entferne mich physisch vom Flügel – es ist für mich ein Ort der Aktion und Meditation zugleich. Die eklektische Mischung aus ambitionierten Joggern, Thai-Chi-Gruppen, Minigolf-Aficionados und dem Boules-Platz ist für Arthur und mich die perfekte Unterhaltung.

Der neu eröffnete Harry-Potter-Spielplatz (Foto) ist außerdem ein toller Ort für energiegeladene Kids und das Parkcafé Pusteblume nebenan perfekt für müde Mütter. Mein Sohn hat dort Fahrradfahren gelernt und ich die nötige Geduld.

2 DIY

Bemaltes Porzellan von Tamara Stefanovich

© privat

Da ich selber Zeichnerin bin instagram.com/aramat.art/ und mein Sohn diese Leidenschaft teilt, gehen wir am Samstag gerne Keramik bemalen bei „Paint your Style“ in Schöneberg. Dort Zeit zu verbringen, fühlt sich fast an wie Therapie – vor allem in den vier (oder besser sechs bis zehn) Berliner Wintermonaten.

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Selten beruhigt sich mein Herzschlag so sehr wie hier. Dazu gibt es nette Beratung und eine wunderbare Mischung von Familien und frisch Verliebten, die einen idealen Ort für das Nicht-sprechen-Müssen suchen. Selbst bemalte Kerzenständer kann man schon mal auf die Geschenkliste für Weihnachten packen.

3 Großer Auftritt

Dirigentin Joana Mallwitz schwingt den Taktstock wie einen Zauberstab.

© Simon Pauly

Am Abend habe ich Urlaub … und arbeite zugleich. Man kann sich das schwer vorstellen, aber als alleinerziehende Mama fühlt sich die Zeit auf der Bühne wie absoluter Eskapismus an. Im Konzerthaus Berlin stehe ich heute mit dem verrückten Stück „Como una ola de fuerza y luz“ von Luigi Nono und der tollen Dirigentin Joana Mallwitz vor dem Publikum des Musikfest Berlin.

4 Frühkonzert

Das Ensemble Modern inszeniert sich unter „moderner“ Architektur.

© Wonge Bergmann

Auch wenn ich sicher spät ins Bett komme nach dem Auftritt im Konzerthaus, lasse ich mir die Matinee am Sonntag mit dem Ensemble Modern nicht entgehen – der Pianist Hermann Kretzschmar hat die Kammermusikstücke der leider viel zu wenig bekannten US-amerikanischen Komponistin Ruth Crawford Seeger in Szene gesetzt – Soli und Duette und ein Streichquartett werden im Raum verteilt erklingen.

Eine besondere Hommage an eine große, revolutionäre Stimme der Musik. Dieses Konzert gehört zum Musikfest Berlin, aber auch zum Monat der zeitgenössischen Musik, ein Festival, das die vielseitigen Stimmen der Musik unserer Zeit in Berlin sichtbar und hörbar macht.

5 Abschalten und Abstand gewinnen

Englische Bulldogge genießt den Sonnenuntergang am Schlachtensee.

© IMAGO/Dreamstime/Ciccio Palma

Am Nachmittag gehen wir ins „Jones ice cream“, dort gibt es durchgeknallte Eissorten und – man glaubt es kaum – lächelnden Service. Ein absoluter Pluspunkt in Berlin und ein Insider-Tipp in Schöneberg. Die Lieblingseissorte meines Sohns ist Zitrone/Minze und meine ist Haselnuss aus Piemont – und zwar vegan.

Meistens allein und im Sommer oft sehr früh findet man mich mit Kopfhörern am Schlachtensee. Dort kommt man hin, wenn man zu viel oder zu wenig fühlt, wenn man Abstand zu sich und Kontakt zur Natur braucht, im Sommer zum Baden und im Winter um die Melancholie im anderen Gewand zu sehen; es ist der richtige Ort, um die neuesten CD-Edits zu hören, über Programme nachzudenken und den lustigsten Hunden beim Gassigehen zuzusehen – von ihren Besitzer*innen ganz zu schweigen.

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