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Timothée Chalamet

© AFP/STEFANIE LOOS

Timothée Chalamet auf der Berlinale: Vom Indie-Darling zum Heilsbringer

Einer der angesagtesten Hollywood-Stars ist zu Gast in Berlin. Timothée Chalamet stellt seinen Film „Like A Complete Unknown“ vor – und schwärmt vor allem von Bob Dylan.

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Timothée Chalamet mimt gern den Messias. Erst als Paul Atreides, der religiös verehrte Anführer in Denis Villeneuves epischen „Dune“-Filmen, jetzt hat er sich einer anderen, mindestens genauso vergötterten Figur angenommen: In James Mangolds Biopic „Like A Complete Unknown“ verkörpert er den jungen Bob Dylan. 

Über fünf Jahre lang hat er sich auf die Rolle vorbereitet, hat Singen gelernt, Gitarre spielen und sogar Mundharmonika. Es sei das Projekt seines Lebens. „Alle erzählen mir, welche tolle Karriere noch vor mir liegt“, sagt Chalamet am Freitag bei der Pressekonferenz zu seinem Film auf der Berlinale. „Aber ich weiß nicht, ob ich so eine Rolle noch einmal in mir habe.“

Wie es sich für den derzeit vielleicht angesagtesten Hollywood-Star gehört, ist der 29-Jährige mit einiger Verspätung zur Pressekonferenz aufgekreuzt, in schwarzem Kapuzenpulli und mit zerzaustem Haar. Draußen warten zahlreiche Fans im Schneematsch darauf, ein Autogramm oder ein Selfie zu ergattern.

2017 gelang ihm der Durchbruch mit „Call Me By Your Name“

Die Berlinale ist der letzte Stopp einer mehrmonatigen Promo-Tour für den Film. „Ich hab den Anti-Dylan gemacht und endlos geredet“, sagt Chalamet. Das hier seien seine letzten Worte – obwohl er über diesen Film ewig sprechen könnte.

Die Promo-Tour für den Dylan-Film hat auch einen Imagewandel mit sich gebracht. 2017 gelang ihm der Durchbruch mit Luca Guadagninos queerem Liebesdrama „Call Me By Your Name“. Der damals 24-Jährige wurde für einen Oscar nominiert und schlagartig zu einem der gefragtesten Schauspieler Hollywoods. Lange war Chalamet vor allem ein Filmstar für die „girls and gays“, kein klassischer muskelbepackter Leading Man.

Dabei habe er immer Action- oder Superhelden-Rollen gewollt, erzählte der Schauspieler dem Magazin „Rolling Stone“, doch er sei einfach zu schmal gebaut dafür gewesen. Selbst für die Rolle des jungen Bob Dylan, der 1961 nach New York kam, musste er zehn Kilo zunehmen.

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Zum Action-Star wurde er schließlich doch noch, als Paul Atreides in „Dune“, allerdings ein deutlich nachdenklicherer Held als die herkömmlichen. Auf den roten Teppichen sorgte Chalamet mit seinen extravaganten, androgynen Outfits für Aufruhr. Als einer der wenigen Männer Hollywoods scheute er sich nicht vor Glitzer, Pink und taillierten Schnitten.

Das änderte sich, als er darum ging, „Like A Complete Unkown“ zu bewerben. Chalamet muss jetzt einer anderen Zielgruppe gefallen, oder darf sie zumindest nicht verschrecken: Bob-Dylan-Fans. So ließ er sich einen etwas kümmerlichen Schnurrbart stehen, trägt jetzt hauptsächlich Brauntöne und Schals. Er trat als Gastanalyst bei einem College-Football-Spiel auf, performte bei Saturday Night Live unbekanntere Dylan-Songs.

Außerdem datet er seit geraumer Zeit Kylie Jenner, Sprössling des Kardashian-Klans – auch das passt nicht mehr zum Image des Indie-Darlings. Nach Berlin hat Chalamet seine berühmte Freundin mitgebracht.

Chalamet redet lieber über Bob Dylan als über sich selbst

„Meine Filme werden immer größer, und darauf bin ich stolz“, sagt er auf der Pressekonferenz. Ein bisschen ist es der umgekehrte Weg von vielen jungen Schauspielern, die als Herzensbrecher berühmt wurden und sich davon abgrenzen wollen, mit Rollen in eher obskuren Filmen. Wie etwa bei Robert Pattinson, der dieses Wochenende ebenfalls bei der Berlinale zu Gast ist. 

Timothée Chalamet hat in Berlin wenig Interesse daran, über sich selbst zu sprechen. Fragen danach, ob er Bob Dylans Ringen mit der plötzlichen Berühmtheit in seinen frühen Zwanzigern, dem Gefühl, „zerrieben“ zu werden, selbst nachempfinden kann, weicht er aus.

Fans warten auf Timothée Chalamet.

© AFP/STEFANIE LOOS

„Ich kann das instinktiv nachvollziehen“, sagt er. „Aber das ist kein intellektueller Prozess, es ist etwas, das dir passiert, nichts, was du selbst tust. Es ist nicht interessant, weil es keine Lösung dafür gibt. Ich versuche einfach, mich zurückzuziehen, so wie Bob das macht.“

Wenn es um Bob Dylan geht, kommt er hingegen aus dem Schwärmen und Fachsimpeln gar nicht mehr heraus. Dylan sei „eine Lichtgestalt“ für ihn geworden, die ihn bis heute leite: Individuell sein, sich verweigern, Teil des Chaos zu werden, das sei es, was er gelernt habe von dem Sänger. Und: Niemandem vertrauen, der einfache Lösungen anbietet.

Er sei sehr stolz, den Film auf der Berlinale zu präsentieren, erzählt Timothée Chalamet, als nun wirklich letzte Worte zu „Like A Complete Unknown“. „Ich hoffe, beim nächsten Mal mit einem ähnlich würdigen Projekt zu kommen.“

Auch wenn er seine Zweifel haben mag: Die Rolle des Bob Dylan ist ein vorläufiger Höhepunkt von Timothée Chalamets Karriere – dass es der letzte ist, glaubt ihm niemand.

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