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Ärger um TV-Duelle: Warum alle Politiker unbedingt ins Fernsehen wollen
Mit Schröder gegen Stoiber begann 2002 auf Bundesebene die Ära der TV-Duelle. Um die von ARD und ZDF geplanten gibt es aktuell viel Streit. Das verwundert.

Stand:
Was für eine Aufregung wieder, was für ein Hick-Hack! Nach dem Ampel-Aus und den Debatten um Bundestagsauflösung und Wahltermin sind es jetzt die von ARD und ZDF geplanten TV-Duelle, die für Streit sorgen. Scholz gegen Merz, auch bei RTL, Habeck gegen Weidel, das Mini-Duell, das von den Grünen nun offiziell abgesagt wurde, eine Live-Runde der Spitzen der „großen“ Parteien, CDU, SPD, AfD und Grüne, eine der kleinen, FDP, BSW und Linke, und noch einige mehr.
Die Politik zieht es wie eh und je ins Fernsehen, ins lineare wohlgemerkt. Das war massiv schon in den letzten Wochen zu beobachten, als es in den Talkshows, Brennpunkten, Berlin Direkts etc. kein Entkommen vor Scholz, Habeck und Co gab.
Das verwundert insofern, als dass das Fernsehen in der digitalen Gegenwart nicht mehr der allerletzte Schrei ist und mehr und mehr einem Dinosaurier gleicht.
Die Einschaltquoten bei den TV-Duellen und anderen Runden sind bei weitem nicht mehr so hoch wie noch vor zwanzig, dreißig Jahren bei den sogenannten Elefantenrunden unmittelbar nach der Wahl oder dem allerersten überhaupt auf Bundesebene 2002 zwischen Gerhard Schröder und Edmund Stoiber. (Kohl hatte übrigens 1998 eins gegen Schröder abgelehnt).
Zumal die gesamte Spitzenpolitik inzwischen die sozialen Netzwerke in extenso bedient, von Robert Habeck mit seinen Küchentisch-Clips bis Markus Söder mit seinen Döner-Kebab-Shows.
Doch die sozialen Medien sind auch das Ziel von Scholz, Weidel und den anderen, die um den TV-Generationen-Gap genau wissen. Denn was in den TV-Duellen diskutiert wird, landet in Form von Ein-Zwei-Minuten-Schnipseln bei X, Bluesky oder Instagram, weniger natürlich das Inhaltliche, sondern viel mehr die Ausraster und Beschimpfungen, die Fehltritte und Peinlichkeiten. Um die geht es sowieso primär bei den direkten Konfrontationen.
Der Aufführungscharakter dominiert, die Theatereffekte, und all das wird dann wieder als Verstärker in den sozialen Medien, im Print und im Rundfunk debattiert, bis hin zur Kür eines Gewinners oder einer Gewinnerin.
Im Fußball sagt man dann „Momentum“ oder „der Trend is the friend“. Doch weiß wieder der Fußball, dass ein Sieg in einem TV-Duell nur eine „Momentaufnahme“ ist. Kamala Harris hat das eine TV-Duell gegen Donald Trump haushoch gewonnen. Der Rest ist schon jetzt US-Geschichte.
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