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Pianist Vikingur Ólafsson

© Ari Magg

Vikingur Ólafsson, Bach und Beethoven: Die besten Klassik-Konzerte in Berlin Mitte November

Französische Oper, Hommage an zwei Komponistinnen und eine verrückte Busfahrt mit unbekanntem Ziel. Hier unsere Tipps der Woche.

Stand:

In der Berliner Klassik-Woche ist einmal mehr alles möglich. Jacques Offenbach lässt den Hoffmann in seinen Erzählungen allerhand fantastische Abenteuer erleben. In der Titelrolle: Pene Pati. Die Boulanger-Schwestern Nadia und Lili bekommen eine verdiente Hommage. Mit „Stabat mater“ wird es spirituell und die Opernkompanie Novoflot feiert geheimnisvoll die 5. Jahreszeit und reist in Berlins Karnevalshochburg.

Der charmante isländische Star-Pianist Vikingur Ólafsson zieht eine Traditionslinie zwischen Bach, Schubert und Beethoven. Zudem können Sie hochkarätige klassische Musik genießen und dabei gutes tun.

1 Les Contes d’Hoffmann 

Tenor Pene Pati als Titelheld in „Les Contes d’Hoffmann“. Rugby brachte ihn zur Musik

© Bernd uhlig

Seine Lebensgeschichte ähnelt fast einem Märchen. Von der Südsee und Neuseeland aus hat Pene Pati die großen Opernbühnen in Europa und den USA im Sturm erobert. Der Tenor, der 1987 im Südseestaat Samoa geboren wurde, ist unbestritten ein Shooting-Star. An der Berliner Staatsoper stürzt er sich nun in die turbulente Welt von Jacques Offenbach: Bei seinem Debüt als Titelheld in „Les Contes d’Hoffmann“ (Foto) hat er allerhand Abenteuer zu bestehen.

Die Regisseurin Lydia Steier lässt die Opernhandlung, in die fantastischen Erzählungen des romantischen Dichters E.T.A. Hoffmann einfließen, in suggestiven Bildern lebendig werden. „Um Offenbach zu verstehen, sollte man mit der deutschen und der französischen Kultur gleichermaßen vertraut sein“, sagt Pati. „Man muss auch ein exzellenter Schauspieler und Entertainer sein. Diese Oper ist sehr energiegeladen, ich bin die ganze Zeit zu hundert Prozent im Einsatz.“

Zur klassischen Musik führte ihn seine Leidenschaft für Sport. „Um in die Rugby-Mannschaft meiner Schule aufgenommen zu werden, musste ich erst dem Chor beitreten. Eigentlich ist das eine tolle Kombination, denn beides erfordert künstlerisches Ausdrucksvermögen, und die Oper ist auch eine Art Mannschaftssport.“

„Je älter ich werde, desto mehr fühle ich mich dem französischen Opernrepertoire verbunden“, sagt Pati. „Diese Arien erinnern mich ein bisschen an die Lieder aus Samoa. Italienische Musik ist feurig und leidenschaftlich, französische dagegen sanfter. Um all diese Nuancen verstehen zu können, braucht man direkten Kontakt zu den Menschen in diesen Ländern. Deswegen liebe ich es, verschiedene Städte zu besuchen, mit den Leuten zu sprechen und mich in die Musik zu vertiefen, die genau an diesen Orten entstanden ist.“

2 Vikingur Ólafsson

Mann im Moos: Pianist Víkingur Ólafsson in der isländischen Heimat

© Ari Magg / Art Direction: Helga Gerður Magnúsdóttir

Etwas nerdig kommt Vikingur Ólafsson schon daher, wie er so allein durch die raue Landschaft Islands stapft. Die Natur seiner Heimat ist Inspiration für die frischen Interpretationen des Star-Pianisten. Damit erreicht er ein breites Publikum. Auf Spotify knackte er die Marke von einer Milliarde Streams. Für seine Einspielung von Bachs „Goldberg Variationen“ gab es einen Grammy. Und der legendäre Produzent Rick Rubin (Johnny Cash, Lady Gaga) lud den Klassik-Star in seinen Podcast ein.

Jetzt ist Ólafsson mit seinem neuen Werk „Opus 109“ (erscheint am 21.11.) zurück in seiner „musikalischen Heimat Berlin“. Alle Stücke sind in e-Tonarten. Bach-Experte Ólafsson beginnt mit Werken des großen Meisters: von Bachs Wohltemperierten Klavier (Teil 1: Präludium und Fuge E-Dur BWV 854) und der Partita Nr. 6, zieht er eine Linie über Beethovens Sonate e-Moll op. 90 und Schuberts e-Moll-Sonate D 566 zu Beethovens später Klaviersonate Nr. 30 E-Dur op. 109, die auf Bach Bezug nimmt. Im Konzert lässt er die Stücke fast bruchlos ineinanderfließen. 

3 Hommage an Lili und Nadia Boulanger

Sister Act: Lily und Nadia Boulanger auf dem Titel von „Le Miroir“ im Jahr 1913

© imago images/KHARBINE-TAPABOR/20/07/1913 via www.imago-images.de

Sie waren die wohl einflussreichsten Frauen in der klassischen Musik im 20. Jahrhundert: die Schwestern Lili und Nadia Boulanger. Lili, die mit nur 24 Jahren starb und mit 19 Jahren den begehrten Prix de Rome gewann, hinterließ trotz schwerer Krankheit 50 Werke – Klaviertrios, Hymnen, Chorwerke. Auch ihre ältere Schwester Nadia war ein musikalisches Ausnahmetalent, schrieb aber nach dem Tod der Schwester keine eigenen Werke mehr. Sie wurde 92 Jahre alt und prägte die Musik als Klavier- und Kompositionspädagogin.

Das Konzerthaus ehrt die Schwestern mit der fünftägigen Hommage „Zweimal Einmalig“. Einige Highlights: Für den musikalisch-literarischen Auftaktabend mit Christiane Paul, Ulrich Noethen und dem Boulanger Trio (Mi 19.11, 20 Uhr) gibt es nur noch Restkarten. Am Freitag (21.11., 20 Uhr) spielt das Konzerthausorchester unter Shiyeon Sung Werke der Schwestern und von Wegbegleitern wie Fauré, Debussy und Ravel. Am Samstag (22.11., 18 Uhr) präsentiert das Boulanger Trio Musik berühmter Schüler Nadia Boulangers: Aaron Copland, Quincy Jones, Philip Glass und Leonard Bernstein. Den Abschluss bildet am Sonntag (23.11., 16 Uhr) das Chorfest.

4 Das RSB mit Szymanowskis „Stabat mater“

Sopranistin Amanda Majeski

© Fay Fox

Zuletzt war Rossinis „Stabat mater“ im Berliner Dom zu hören. Zum Vergleich bietet sich in dieser Woche die Vertonung des polnischen Komponisten Karol Szymanowski an. Im Gegensatz zu Rossinis eher opernhafter Interpretation, hat sich Szymanowski an der volksnahen polnischen Übersetzung der Schmerzen der Maria orientiert.

Sein „Stabat mater“ ist schlichter, mit Bezügen zur polnischen Kirchenmusik. Außerdem ist Mahlers 4. Sinfonie zu hören. Es singen Amanda Majeski, Agnieszka Rehlis, Kostas Smoriginas und der Rundfunkchor. Edward Gardner leitet das Rundfunksinfonie-Orchester.

5 Benefizkonzert Stiftung Gute-Tat

Violinistin und Opus-Klassik-Preisträgerin Ragnhild Hemsing

© kaupo kikkas

Seit 25 Jahren hilft die Stiftung Gute-Tat Organisationen, ehrenamtliche Helfer zu finden. Und wer sich schon immer ehrenamtlich engagieren wollte, findet auf der Website gute-tat.de zahlreiche Projekte. Im bereits 15. Jahr veranstaltet die Stiftung ein Benefizkonzert. Die Einnahmen kommen der Stiftung zugute.

Zu hören sind Werke von Beethoven, Leopold Mozart, Bartok und Liszt. Die Violinistin und Opus-Klassik-Preisträgerin Ragnhild Hemsing (Foto) spielt aus Vivaldis vier Jahreszeiten den Frühling.

Außerdem im Programm: Beethoven Große Fuge, Leopold Mozart Piccolo Konzert, Ren Guang Silver Clouds Chasing the Moon, Franz Liszt ‘Études d’exécution transcendante’ Wilde Jagd, Bartók: Viola Concerto 3. Satz. Allegro vivace, Gounod Je veux vivre
und Puccini Quando m’en vo.

Begleitet werden die Solisten vom Orchestre National Rhône d’Auvergne unter der Leitung von Thomas Zehetmair.

5 Opernkompanie Novoflot

Fliegen hier gleich die Löcher aus dem Käse? Opernkompanie Novoflot

© Falko siewert

Die 5. Jahreszeit hat die Berliner Opernkompanie Novoflot bereits im Sommer eingeführt, mit einer eigenwilligen Interpretation von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Nun geht es weiter. Startschuss war eine Performance am 11.11. um 11:11 Uhr am Lustgarten.

Von Freitag bis Sonntag hält ein Shuttlebus am Rosa-Luxemburg-Platz. Das Ziel: die „erste Berliner Karnevalshochburg“. Wo und was dies genau sein wird – geheim! Klar ist, es wird groß und aufwendig, mit zwei Berliner Blasorchestern und insgesamt 60 Mitwirkenden.

Novoflot kündigt zumindest an, die „Frage aller Fragen“ zu stellen: „Was ist Wahrheit?“ Zudem soll es der Auftakt zu einem europaweiten musikalischen Event mit Stationen in Köln, Zürich und Athen sein. Das große Finale steigt wieder in Berlin. Wir sind gespannt!

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